Energietechnik-Spezialisten haben bald mehr Platz


von Tageblatt-Redaktion

Heike Strehl ist eine von sieben Frauen, die bei Pewo in der Produktion beschäftigt sind. Sie montiert hier gerade eine Hausanschlussstation.
Heike Strehl ist eine von sieben Frauen, die bei Pewo in der Produktion beschäftigt sind. Sie montiert hier gerade eine Hausanschlussstation.

Das Prestigeobjekt präsentiert sich gleich im Eingangsbereich des Hauptsitzes von Energietechnik-Spezialist Pewo im Gewerbegebiet Neuwiese-Bergen: Auf einem mehrere Quadratmeter großen Plakat sind Teile einer großen Industrieanlage zu sehen, die im westfälischen Hamm steht. Im Auftrag der dortigen Stadtwerke hat Pewo im vergangenen Jahr diese 28-Megawatt-Anlage gebaut, welche die Überschusswärme aus einer Müllverbrennungsanlage mittels Wärmeauskopplung ins Nahwärmenetz schickt. Hergestellt wurden die Module dafür zunächst allesamt in Elsterheide und dann vor Ort montiert. Das Feld solcher Industriesysteme hat das 1991 als Petrick & Wolf Energietechnik GmbH & Co. KG gegründete Unternehmen in den letzten Jahren stetig ausgebaut. Klassische Einsatzgebiete für die von Pewo hergestellten Wärmeverteilungssysteme sind daneben Mehrfamilienhäuser, Wohnblöcke und öffentliche Einrichtungen – und zwar europaweit.
Das Herz der Firma schlägt aber in der Elsterheide – Unternehmensgründer Egbert Petrick stammt aus Neuwiese. Durchquert der Besucher also den Eingangsbereich des Firmengebäudes, gelangt er in eine rund 6 500 Quadratmeter große Halle. Und hier tobt im wahrsten Sinne des Wortes das Leben. Analog der Produktionsabläufe ist das Gebäude in verschiedene Abteilungen gegliedert. Mehr als 10 000 Anlagen sind hier 2011 rausgegangen. „In diesem Jahr werden es definitiv mehr sein“, sagt Unternehmenssprecher Benjamin Andriske, der von Zuwächsen im zweistelligen Prozentbereich ausgeht. Dutzende versandfertige Anlagen für größere Wohnkomplexe warten bereits auf ihren Abtransport. Diese Übergabestationen stehen, ganz einfach ausgedrückt, bei den Kunden im Keller und sorgen dafür, dass Heizungswärme und Trinkwarmwasser in die Wohnungen verteilt werden.
Proppenvoll und eng ist die Produktionshalle mittlerweile. Schweißabteilung und Abteilungen für Lackierung, Wärme- und Kältedämmung (mit patentiertem Kunststoff), Montage und Elektrik, Lager, Versand, Einkauf, Planung, Qualitätsmanagement… sind hier praktisch im geordneten Chaos untergebracht.
Aber das soll nicht so bleiben. Nachdem Pewo im vergangenen Jahr bereits einen siebenstelligen Betrag in ein neues Logistikzentrum investiert hat, das im April in Betrieb gegangen ist, steht nun eine neuerliche Erweiterung der Betriebsfläche an. 14 800 Quadratmeter Fläche südlich des Firmengeländes, überwiegend landwirtschaftlich genutzt, hat Pewo 2011 gekauft. Hier sollen eine mehr als 50 Meter lange Produktionshalle – von der Fläche her genauso groß wie die bereits bestehende Halle –, Büro- und Sozialtrakt entstehen. Auch die zehnköpfige Forschungs- und Entwicklungsabteilung, deren Mitarbeiterzahl sich in absehbarer Zeit ebenso verdoppeln soll, bekommt hier ein eigenes Reich. „Wenn wir könnten, würden wir sofort losbauen“, sagt Geschäftsführer Robin Petrick. Das Bebauungsplanverfahren ist aber noch nicht durch. Im Mai hatte der Gemeinderat Elsterheide den 1. Entwurf des B-Plans beschlossen. „Wir wollen so schnell wie möglich Baurecht schaffen“, hatte Bürgermeister Dietmar Koark zur Eile gemahnt. Seit dieser Woche liegt der Planentwurf in der Gemeindeverwaltung in Bergen aus, bei Behörden und Trägern öffentlicher Belange ist das Papier schon eingegangen. Im nächsten Jahr, so Robin Petrick, soll die Halle stehen.
Die 30-Millionen-Euro-Umsatzmarke, sagt der Unternehmenssprecher, könnte 2012 geknackt werden. Mit den steigenden Auftragszahlen steigt auch der Bedarf an Mitarbeitern. 220 Angestellte zwischen 16 und 65 Jahren – sie stammen aus der ganzen Lausitz bis hin nach Dresden – arbeiten bei Pewo teilweise in zwei und drei Schichten. Dazu kommen noch rund ein Dutzend Leiharbeiter, die Produktionsspitzen abfangen. Zirka 40 Mitarbeiter, darunter einige ehemals als Leiharbeiter eingesetzte Kräfte, sind in diesem Jahr bisher dazugekommen. Roberto Zimmermann ist so ein ehemaliger Leiharbeiter, der jetzt fest bei Pewo angestellt ist. Der gelernte Heizungsinstallateur hat sechs Jahre lang leihweise bei unterschiedlichen Firmen in der Lausitz gearbeitet. „Nirgends hat es gepasst“, erzählt der Mann aus Lieske bei Oßling. Seit 1. März ist er unbefristet in Elsterheide angestellt. „Bei uns besteht stetig neuer Bedarf“, sagt Benjamin Andriske, dessen Stelle auch erst vor einigen Monaten neu geschaffen wurde. Ingenieure, Planer und Techniker seien gefragt, aber auch Fachkräfte im Produktionsbereich.
Vier Auszubildende lernen bei Pewo, im neuen Lehrjahr sollen noch drei dazukommen. Konstruktions-, Anlagen- und Fertigungsmechaniker oder Industriekaufmann kann man hier werden. „Wir übernehmen jeden, wenn es passt“, so Benjamin Andriske. Voraussetzung, um hier eine Lehre zu machen: der Wille, zu arbeiten. „Wir gucken nicht stur auf die Zensuren. Wir suchen Macher mit Eigeninitiative.“ Probleme bei der Azubi-Suche habe es bisher kaum gegeben. Klassische Einstiege sind Praktika oder Ferienarbeit. Ins Unternehmen hineinschnuppern ist aber auch durch Aktionen wie den „Girl‘s Day“ oder Führungen für Schulklassen möglich. Einer, der den „klassischen“ Weg in die Firma gefunden hat, ist Marco Wersch. Der 18-Jährige, dessen Vater auch hier arbeitet, lernt im zweiten JahrAnlagenmechaniker. Durch frühere Ferienarbeit kannte er sich schon aus. Seine Empfehlung: „Man darf keine Angst vor Schmutz haben und muss teamfähig sein.“



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