Eine Schwalbe, die zum Star werden könnte
Bisschen faul sind wir alle – auch du“, pflegte Andrzej Serwecinskis Opa seinem Enkel oft zu sagen, hinzufügend: „Wir alle haben Träume, aber dafür muss man schon arbeiten.“ Nun ist der Wahl-Hoyerswerdaer Chef des Deutsch-Polnischen Info-Büros, zeit seines Lebens alles andere als faul gewesen, hat stattdessen für seine Träume hart gearbeitet – aber jetzt hat ihn auch erstere Spruchweisheit von einst eingeholt. Im positiven Sinne.
Denn es ist doch so, dass (fast) alle Erfindungen darauf beruhen, dass der Mensch sich das Leben angenehmer und einfacher gestalten möchte – was Brecht in seinen „Flüchtlingsgesprächen“ kurzweg als „faul“ bezeichnet hat.
Andrzej Serwecinski, mittlerweile selbst Großvater und kein unbedingter Freund des Fahrradfahrens, überlegte, wie er sich (und später dem Enkel) mühelosere Mobilität verschaffen könne. Ein Elektroroller – das wär’s!
Aber die verfügbaren und versprochenen Typen sind bei allen Vorzügen vor allem eins: teuer. Serwecinski dachte nach – und da hatte er den Einfall: Warum nicht eines der unverwüstlichen DDR-Mopeds auf Elektro umrüsten?
Zwar fand er Ideen-Partner wie den Hoyerswerdaer Polnisch-Lehrer Dirk Mehlis und den Spremberger Kfz-Experten Hans-Joachim Schötz, einst die größte Nummer im DDR-Autocross – aber keine Partner im näheren Umfeld, die den Umbau hätten projektieren oder gar leisten können.
Können und Wollen fand er dagegen bei Ingenieuren der Straßenbahnausbesserungswerkstatt im polnischen Wroclaw. Die rüsteten Schötzens Schwalbe auf E-Antrieb um. Das fertige Moped ward Freitag per Auto-Anhänger abgeholt; Sonnabend stand es beim Lautaer Oldtimer- und Teilemarkt. Das Interesse für die neue Schwalbe, die man anfassen und probefahren durfte, erinnerte an Werbefotos früherer Jahrzehnte, da sich Menschentrauben an einem neuen, sensationellen Auto fast erdrückten – nur dass hier nichts gestellt war.
Sagt der TÜV „Ja“, soll der Umrüst-Bausatz (Motor, Akkus, Kabelbaum, Ladezustands- -„Tank“- Anzeige, Tacho, Hupe, Ladegerät, Fußrasten und Handgriffe) im März in den Handel kommen. Wie teuer? „Tausend Euro werden nicht reichen“, sagt Serwecinski vorsichtig. „Aber“, ergänzt Mehlis, „zweitausend werden es nie und nimmer.“ Den Umbau könne „jeder gelernte DDR-Bürger“ ohne Problem selbst vornehmen. Dennoch sucht man noch eine Werkstatt, die die Wartung der neu-alten Schwalben übernimmt. Die Bausätze sollen auch auf alle anderen Suhler Mopeds passen. Wroclaw baut derzeit einen für Mehlis’ S 50.
Kontakt für Interessenten Kauf/Werkstatt:
Andrzej Serwecinski – Tel: 03571 601616
Hans-Joachim Schötz – Tel: 03563 94591
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