Eine Tigerdame geht auf große Reise


von Tageblatt-Redaktion

Die Männer von der Feuerwehr halfen, den 200 Kilogramm schweren Tiger zu transportieren.
Die Männer von der Feuerwehr halfen, den 200 Kilogramm schweren Tiger zu transportieren.

Da staunten die Kinder der Kopernikus-Schule am gestrigen Vormittag bei ihrem Schulausflug in den Zoo Hoyerswerda nicht schlecht: Acht Leute schleppten ein großes Tragetuch aus dem Raubtierhaus. Darauf lag, friedlich schlummernd, ein ausgewachsener Tiger. „Wird der jetzt etwa eingeschläfert“, wollte ein Junge wissen.
Mitnichten! Ronja, eines der Drillingsweibchen, die dem Zoo 2008, als sie noch klein waren, Besucherrekorde bescherten, zog lediglich um. Also hatte der Tiertransport-Experte Heino Krannich die Tigerin für die Zeit des Verbringens in eine Transportbox mit Hilfe von Meditomedin und Ketamin ruhig gestellt.

Für die zwanzig Meter zwischen Gehege und Tiertransporter waren gestern eigens vier Feuerwehrleute angerückt. Ronja wiegt schließlich gut und gern 200 Kilogramm. Zu sehen ist das Tier, für das der Fernsehliebling Herbert Köfer bis zum Januar Pate war, in Zukunft in Hanstedt-Nindorf. Der dortige Wildpark Lüneburger Heide hat eine neue Tigeranlage gebaut. Nächste Woche ist Eröffnung. „Wir haben mehr als 3 000 Quadratmeter Platz, schön große Wasserbecken, dicke Eichenstämme zum Kratzen und andere Spielmöglichkeiten - wirklich top“, schwärmte Jens Pradel vom Wildpark, der Ronja gestern gemeinsam mit Heino Krannich abholte. Einen neuen Gefährten bekommt die Tigerdame, die innerhalb des Artenschutzprogramms nach Niedersachsen umzieht, auch. Den vom Zuchtkoordinator ausgesuchten passenden Kater holten Krannich und Pradel gestern im Tierpark Eberswalde ab.

Dem Zoo Hoyerswerda hilft der Umzug gleich doppelt. Zum einen hatte sich Ronja mit ihren Schwestern Raja und Irina angelegt. Nachdem die Revierkämpfe zu Kratzern geführt hatten, wurde eigens ein Plan für die getrennte Nutzung des Freigeheges aufgestellt. Das ist nun nicht mehr nötig. Zudem kann der Zoo nicht unerhebliche Futterkosten sparen. So ein Sibirischer Tiger wie Ronja vertilgt nämlich gut und gern 50 Kilogramm Fleisch in einer einzigen Woche.

Aus all diesen Gründen lud Heino Krannich also gestern sein Narkosegewehr mit genannten Medikamenten. Als Ronja dann in der Kiste lag, zückte er eine zweite Spritze mit Antipamezol. Das Mittel machte die Tigerin wieder wach. Eine Betäubung, erklärt der Tiertransport-Experte, berge nämlich Risiken. Erbricht so ein Tiger zum Beispiel in der Narkose und das Erbrochene nimmt die falschen Wege, droht eine lebensbedrohliche Lungenentzündung. Aber auch auf dem gut 500 Kilometer weiten Fahrweg nach Niedersachsen musste Krannich sehr vorsichtig sein. Vollbremsungen, so sagt er, könne man sich mit einem Tiger im Anhänger natürlich nicht erlauben.
Interesse vom NDR

Im Norden ist die Freude auf Ronja indessen groß. Sogar der Norddeutsche Rundfunk hat Interesse und Jens Pradel sagt, natürlich seien die Hoyerswerdaer eingeladen, Ronja zu besuchen. Täglich zehn Stunden werde sie im Freigehege zu sehen sein. Ohne Schwester-Kämpfe ist nun kein Arrest mehr nötig. (MK)



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