Eine Rohrpost zum Geburtstag


von Tageblatt-Redaktion

Regine Ebel ist nicht nur die Frau an der Kasse des Bürgeramtes, die auch Stadtkasse ist. Frau Ebel ist auch von Anfang an dabei und kennt sogar den Vorgängerbau.
Regine Ebel ist nicht nur die Frau an der Kasse des Bürgeramtes, die auch Stadtkasse ist. Frau Ebel ist auch von Anfang an dabei und kennt sogar den Vorgängerbau.

Zeit ist relativ. Wenn man mal von der Berufsfeuerwehr absieht, dann ist das Bürgeramt in der Dillinger Straße Hoyerswerdas jüngstes Neubau-Verwaltungsgebäude der Stadtverwaltung. Heute vor zwanzig Jahren wurde es eingeweiht. Und es war sowohl für die Beschäftigten als auch die Bürger ein ziemlicher Befreiungsschlag. Denn erbaut wurde das Objekt im Auftrag des Landkreises Hoyerswerda als Ersatz für die Zulassungsstelle, die in der Frentzelstraße untergebracht war. Der Bau aus Zeiten der Jahrhundertwende bot nur wenig Platz. Polaroidfotos in einer Chronik zeigen, wie beengt es dort zuging. Und Hoyerswerdaer, die damals schon so alt waren, dass sie ein Auto zulassen konnten, erinnern sich an lange Schlangen bis auf die Straße und den fehlenden Wartebereich. Regine Ebel, die bereits in dem alten Amt arbeitete, erinnert sich daran, dass der Dienstbeginn erst einmal aus dem Beheizen der Öfen in den Büros bestand. „Gegen Mittag war es dann warm“, fügt Angelika Jurk an, die auch noch die alten Zeiten kennt.

Die deutsche Wiedervereinigung war gerade zwei Jahre her, als der Landkreis Hoyerswerda am 27. November 1992 den Grundstein für das neue Gebäude legen ließ. In den Bauunterlagen steht noch Frentzelplatz. Drei Garagen und der alte Polizei-Hundezwinger wurden für das Neubauvorhaben abgerissen. Gebaut wurde ein Dreigeschosser mit einem großen Atrium und einem Mansarddach, daneben noch eine 125 Quadratmeter große Garage, in die auch der Bus der Verkehrswacht hineinpasste. Knapp zwei Millionen D-Mark gab der Kreis damals für den Neubau aus.

Immerhin zogen nicht nur Kfz-Zulassungs- und Führerscheinstelle ein, sondern auch das Hoch- und Tiefbauamt des Kreises. Und man hatte Nägel mit Köpfen gemacht. Die alten abgenutzten Büromöbel zogen nicht mit um in den modernen Bau, der mit zeitgemäßem Mobiliar ausgestattet wurde. Vieles davon gibt es heute noch, auch wenn die Bürostühle wohl alle mindestens schon einmal ausgetauscht wurden und natürlich auch die Rechnertechnik immer auf Höhe der Zeit ist – sei es wegen ganz normaler Abnutzung oder wegen neuer Vorgaben. So war es ja schon Anfang der Neunzigerjahre, als die Bestände der riesigen Karteikästen, in denen die ganzen Unterlagen eingelagert waren, immer weiter digitalisiert wurden und nun am Rechner zur Verfügung stehen.

Was seit 1994 immer noch super funktioniert, das ist die Rohrpostanlage, auch wenn sie aufgrund des technologischen Wandels gar nicht mehr so oft benötigt wird wie zu Zeiten des Einbaus. Nun ja, hier und da könnte man schon noch mal renovieren. Und auch die Vertikaljalousien haben wohl ihre beste Zeit hinter sich, wie man so hört, aber an entscheidenden Stellen wurde seit der Einweihung immer wieder mal investiert.

So wurde der komplette Wartebereich erneuert und hier wie im Großraumbüro wurde der Fußboden schon ausgetauscht. Nachgerüstete Lüftertechnik sorgt für ein besseres Raumklima. Was optisch zwar großzügig und frisch wirkt, ist im Alltag nicht ganz einfach – eben das Atrium über dem Großraumbüro. Einerseits klagten anfangs etliche Mitarbeiterinnen über Erkrankungen (es zog wohl heftig), andererseits landete eine Cola auf einem der Schreibtische. Einem Jungen war sie auf dem umlaufenden Rundgang im ersten Obergeschoss, nun ja, aus der Hand gefallen. Verletzt wurde niemand. Der Schrecken und die Schweinerei waren groß. Daraufhin wurde eine halbrunde Zwischendecke eingezogen, die die Leute unten seitdem vor Zug und fallenden Gegenständen schützt. Auf jeden Fall müssen die Mitarbeiter früh nicht mehr heizen.

Und auch wenn das Verwaltungsgebäude noch vergleichsweise jung ist, so hat es hier doch schon einige Wechsel gegeben. Zwei Jahre nach der Eröffnung durch den Landkreis wechselte das Gebäude in den Besitz der Stadt Hoyerswerda. Die hatte damals den Status kreisfrei und war fortan auch für die kreisliche Aufgabe der Kfz-Zulassung zuständig. Erst im Oktober des Jahres 2000 zog dann auch das Einwohnermeldeamt der Stadt, das nach der Wende aus der Frentzel- in den ehemaligen PGH-Flachbau in der Alten Berliner Straße gezogen war, mit in die Dillinger Straße.

 â€žDem Bürger ist es doch egal, wer für was zuständig ist. Er will kurze Wege“, sagt Amtschefin Ingrid Stille. Und da der, der sich ummeldet, nicht nur die Eintragungen im Personalausweis ändern lassen muss, sondern auch die in der Kfz-Zulassung, bot sich die Verwaltungseinheit förmlich an. Mit Ausnahme der Friedhofsverwaltung und des wegen der ansprechenderen Räume im Neuen Rathaus verbliebenen Standesamtes sind die meisten der 42 Bürgeramtsmitarbeiter im Objekt an der Dillinger Straße tätig. Seit der jüngsten Kreisreform ist die Stadt zwar weiter für das Meldewesen zuständig, der Kreis aber für Führerscheine und Kfz-Zulassungen. In der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung zur Kreisreform wurde glücklicherweise unter anderem vereinbart, dass der Kreis eine entsprechende Außenstelle in Hoyerswerda weiterbetreibt. Denn das ist schon mal ziemlich bürgerfreundlich.



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