Ein Hotel, dessen Zimmer um die Welt gereist sind


von Tageblatt-Redaktion

Ria Baumeister links und Stefanie Schuster zeigen ein Modell des Standortes zwischen Suedstrasse Elster und Foucault-Gymnasium
Ria Baumeister links und Stefanie Schuster zeigen ein Modell

Über die Leute, mit denen er regelmäßig in den Wäldern der Region unterwegs ist, um dort nach Wolfsspuren zu suchen, sagt der Hoyerswerdaer Naturführer Stephan Kaasche: „In der Regel sind das sehr offene Menschen.“ Sie kommen aus dem ganzen Land, manchmal auch von noch weiter her. Und Stephan Kaasche kann sich gut vorstellen, dass viele von ihnen ein Angebot nutzen würden, das über die letzten Tage im „Auszeit“-Haus im Hoyerswerdaer WK X erdacht wurde.
Elf Container, elf Gestalter
„Im ersten Augenblick klingt es sicher etwas spinnert“, sagt Architektin Dorit Baumeister vom dortigen „Labor für Wohnen, Lebensformen und Architektur“. Die Idee ist, ein Hotel für Wolfsfreunde, Seenland-Radtouristen, Skater oder Brigitte-Reimann-Fans quasi in der Neustadt zu verteilen. „Es ist bestimmt interessant, in etwas zu wohnen, das schon um die halbe Welt gereist ist“, sagt Architektur-Studentin Stephanie Schuster, die vor drei Jahren ihr Abitur am Foucault-Gymnasium abgelegt hat. Es geht um: Schiffscontainer! Die Idee, an der Stephanie Schuster, Sabine Donath sowie Dorit Baumeister und Tochter Ria gearbeitet haben, sieht so aus: Man nehme elf dieser Container, lasse sie von elf verschiedenen Architekten oder Gestaltern wohnlich umbauen, verteile sie zwischen Schwarzer Elster sowie Erich-Weinert-Straße und empfange die ersten Gäste. „Es geht nicht um Massenquartiere, sondern um eine originelle Art der Unterbringung für zwei oder drei Nächte“, erklärt Dorit Baumeister. Mit 24 Betten plant die Projekt-Idee.
Das Ganze ist nicht neu. Architektur aus Schiffscontainern gibt es schon hier und da. Das Gute daran ist, dass man sie, je nach Größe, gebraucht schon für jeweils 750 bis 2 500 Euro bekommen kann. Der Vorschlag vom Container-Hotel folgt einem Gedanken, der bei der „Auszeit“ immer wieder diskutiert worden war: Wie kann man für den ursprünglichen Zweck nicht mehr verwendete Dinge nachnutzen? Das gilt für die „Auszeit“-Tragetaschen aus Stoffresten genau so wie für die Bücher, die Lotte Reitzner als Dämmstoff und Schmuck an die Wand ihres „Krimizimmers“ schraubte.
Die meisten der Schiffscontainer, die in Maßen von zweimal sechs und zweimal zwölf Metern zu haben sind, würden für das Hotel dort stehen, wo Stephanie Schuster und ihre Freundin Ria zur Schule gegangen sind – im Stadtzentrum. Man könnte, so die Idee, mit ihnen den Bogen an der Schwarzen Elster beleben. Hier soll aus zwei Containern auch ein Café entstehen. Ria Baumeister, die in der Hotellerie lernt, hat es gedanklich schon mit allem Nötigen ausgestattet. Einer der Wohncontainer ist – ganz mutig – aufs Dach des Elfgeschossers in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße projiziert worden. „Man hätte eine sehr schöne Aussicht“, sagt Stephanie Schuster und für Sicherheit zu sorgen, wäre baulich kein großes Problem.
Alles auf Stegreif-Niveau
Drei weitere Übernachtungsmöglichkeiten würden den Frauen zufolge in jenen Vierteln entstehen, die langfristig sicher scheinen: im WK I inmitten des derzeit etwas toten Einkaufskomplexes, unweit davon im WK II im Park vor der Grundschule sowie im WK IIIe nahe dem Klinikum. Allerdings ist das Containerhotel eben bisher nur eine Idee. „Das hat Stegreif-Niveau“, sagt Stephanie Schuster. So nennt man in der Uni rasch aufs Papier geworfene Skizzen – ohne gerade Linien, ohne Statik-Berechnungen. Es bliebe also durchaus noch Arbeit. Und es bliebe die Suche nach einem künftigen Hotel-Besitzer.
P.S.: Einige der Container-Entwürfe zeigen wir Ihnen in der beigefügten Bildergalerie. Die etwas „milchige“ Anmutung rührt daher, dass die Skizzen auf Pergament gezeichnet worden sind, das zur Präsentation vor ungefähr maßstabsgetreue Fotos des ausgewählten Standortes gespannt wurde. So kann der Betrachter erahnen, wie sich die zur Hotelfraktion umgestalteten vormaligen Roll-on-roll-off-Frachtbehälter in die Hoyerswerdaer Stadtlandschaft einfügen würden.



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