Ein Hochhaus wird zum Computer


von Tageblatt-Redaktion

Auch dieser Zuse-Computer soll ein  neues Zuhause bekommen
Auch dieser Zuse-Computer soll ein neues Zuhause bekommen

Von Uwe Jordan

Rechenoperation: Neue Ausstellung am neuen Ort“ – so titelt die Machbarkeitsstudie des Büros Helmstedt|Schnirch|Rom zu ZCOM, die Anne Rom jüngst Hoyerswerdas Stadträten vorstellte. ZCOM ist das Zuse_Computer_Museum, und jenes soll von der Peripherie, Hoyerswerdas Industriegelände, in die Stadtmitte ziehen – in die Dietrich-Bonhoeffer-Straße.

Wobei „Umzug“ es nicht trifft. Es ist nicht nur eine Ortsveränderung, deren stadtverbindende Funktion der Lageplan rechts unten beweist. Es ist auch nicht nur eine entschiedene Ausweitung der Ausstellungsfläche, die am alten Standort nur einem Bruchteil der vorhandenen potenziellen Ausstellungsstücke Raum gibt. Es ist vor allem der Versuch, das Museum zum „partizipatorischen, lernenden“ Ort zu machen, an dem der Besucher aktiv ins Geschehen eingreifen und selbst Veränderungen bewirken kann; ein Ort, der ständig seine Funktionen und Angebote erweitert, erneuert, aktualisiert. Das soll schon die äußere Anmutung verdeutlichen. Helle, luftig-leichte Kühle, funktionale Linien – verblüffend, wie sehr das auserwählte Serienbau-Haus eine Computer-Architektur in sich birgt, die schon mit wenigen „Handgriffen“ effektvoll zum Vorschein gebracht werden kann.

Die wesentlichsten Veränderungen gibt es aber im Innern; Vorhaben, denen bisher schlicht Platz ermangelte. Nicht nur mehr zeigen, sondern mehr Erleben ermöglichen. Im Konzept heißt das „Spielen – Gestalten – erfinden [ Rechnen – Kommunizieren – Speichern ] – Unternehmen – Beeinflussen ...“ Jedem Part ist ein Bereich zugewiesen, in dem „der Besucher Gelegenheit (bekommt), sich auf den Spuren bedeutender Persönlichkeiten der Rechentechnik, allen voran Zuse und der ostdeutsche Computerpionier Lehmann, zu bewegen und in ihrem Sinne selbst aktiv werden: zu spielen, zu gestalten, zu erfinden ... Generell können raumgreifende Installationen und künstlerische Interpretationen ein wichtiger Gestaltungsansatz sein.“

Zahlen und Fakten zum neuen ZCOM

Dauerausstellungsfläche im Erdgeschoss: 600 m2
vermietbare Fläche im Erdgeschoss: 703 m2
(für Sonderausstellungen und Veranstaltungen | für Seminare und Workshops | für Firmenfeste und Präsentationen
Verwaltung und Bibliothek im 1. Obergeschoss: 176 m2
Vereinsräume im 1. Obergeschoss: 55 m2
Depotflächen im Keller
teilweise begehbares Schau-Depot: 1 200 m2
Glanzstücke:
– Exponate der Zuse KG (Z 11, Z 22, Z 22 R, Z 23, Z 25 -Leihgabe-, Z 64)
– eine funktionstüchtige IBM-Lochkartenstrecke
– der erste Kleincomputer der Welt (D4a | Cellatron)
– R 4 000 („Flaggschiff“ der DDR-Robotron-Technik)
– die komplette erste Generation Büro- und Heimcomputer Ost UND West
– die umfassende und bislang einzige Apple-Sammlung in Deutschland
– ein umfangreiches Zuse-Archiv aus Eigenbeständen
– Möglichkeit des Zugriffs auf den Zuse-Nachlass im Deutschen Museum München
– Schau zum Ost-Computerpionier Nikolaus J. Lehmann

Bestandteile des Konzepts

Gliederung: Ausstellungsräume für Dauer- und Sonderausstellungen  Aktionsbereiche wie oben geschildert, in denen die Person Zuses den Dreh- und Angelpunkt bildet: vom mit Stabilbaukästen spielenden/ konstruierenden Kind über den Künstler, Erfinder und Unternehmer bis hin zum Philosophen. Besucher sollen sich darin selbst erproben.
Extras: Rechnender Raum und Helixturm, Internet-Foyer, Caféteria, Shop, Ruheraum („Stecker gezogen“ à la Zuse) – und vor allem die
Zusomaten: Diese „Aktions-Automaten“ greifen Zuses Leidenschaft für Automaten auf. Zusomaten sollen im Stadtgebiet und auswärts bis hin zu Bahnhöfen in Dresden, Leipzig und Berlin für das ZCOM werben. Im Museum sollen sie (Prinzip „Automat/Computerspiel“) dem Besucher Themenbereiche öffnen und erschließen; nach Lösen von Aufgaben Informationen und Ausstellungsstücke in verschiedenen Leveln freigeben, den 24-h-Museumsshop als „Angestellte“ betreiben und beim spielerischen Konstruieren, etwa den Helix-Türmen hilfreich sein.
 Quelle: Helmstedt | Schnirch | Rom (Niederwiesa)

zu eUwe Jordan
zu einem himmlischen
ZCOM-Kommentar:

Hoyerswerda kann sich Sekt verdienen

Ein bisschen skeptisch äugen ja die „Dresdner Engel“ vom unteren Seitenrand der Seite 15 in der Print-Ausgabe des Hoyerswerdaer TAGEBLATTES gen ZCOM-Konzept. Welch Ideenbündel aber auch für ein interaktives Erlebnis-Haus, etwa (neben vielem anderen) das „Klettern im «Kabelsalat» als computer-affiner Abenteuer-Spielplatz“. Doch ich denke, die Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda, die das Projekt angeschoben hat, macht damit alles richtig. Die Stadt sollte die WG dabei nach Kräften unterstützen – schon in ihrem eigenen Interesse. Dann gibt’s auch von den Engeln: Sekt!



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