Ein Winter mit Folgen


von Tageblatt-Redaktion

Rückblickend wird uns dieser Winter noch lange im Gedächtnis bleiben …  Foto: Uwe Schulz
Rückblickend wird uns dieser Winter noch lange im Gedächtnis bleiben … Foto: Uwe Schulz

Dieser Winter hat uns ungewöhnlich lange im Griff. Und das bringt an vielen Stellen Probleme mit sich.

Schon rund zwei Wochen Zeitverzug in der Landwirtschaft
Der lange Winter bringt das Zeitregime in der Landwirtschaft durcheinander. Roland Nuck, Geschäftsführer der Bergener Landwirtschafts-GmbH spricht von bislang zwei Wochen Zeitverzug. „Die erste Bodenbearbeitung und Düngung wäre normalerweise jetzt schon an der Reihe. Auch die Aussaat der ersten Sommerkulturen wie Hafer und Gerste.“ Bislang hatten die Landwirte nur ein knappe Woche, in der die Felder halbwegs schneefrei waren und Gülle gefahren werden konnte. Roland Nuck befürchtet, dass viel Arbeit in kürzester Zeit auf die Landwirte der Lausitz zukommt. „Wenn die Natur explodiert, werden wir wieder von früh bis spät auf den Feldern zu tun haben, um die Arbeit nachzuholen, die wir jetzt versäumen.“ Mit Spargel, dessen Ernte gewöhnlich Mitte April beginnt, rechnet er zu dieser Zeit nicht. Erstmal muss sich der Boden bis in 10 bis 20 Zentimeter Tiefe erwärmen. „Viel Spargel wird es im April wohl noch nicht geben“, glaubt er.

Große Schäden durch Schneebruch in den Wäldern
Es ist im ganzen Landkreis der schlimmste Schneebruch der letzten 30 Jahre, sagt Thomas Sobczyk vom Kreisforstamt. Der Schnee hat in diesem Winter mehr Holz gebrochen als der Orkan Kyrill im Januar 2007 oder der Tornado zu Pfingsten 2010. Vor allem die Wälder im Süden und Südwesten des Kreises sind diesmal betroffen. 35 000 Festmeter Schadholz haben die Mitarbeiter der Kreisforstverwaltung bislang bilanziert. Mehr als 1 000 Lkw-Ladungen Holz sind das. Je schneller das Bruchholz aus dem Wald kommt, umso besser. Denn es droht das nächste Unheil: Eine Massenvermehrung von Borkenkäfern.

Tierwelt leidet unter den Wetter-Extremen
SZ-Wetterexperte Jens Tischer aus dem Oberland sagt: „Besonders hart trifft es derzeit die Vögel und die Bienen.“ Die Fettreserven seien aufgebraucht – und Futter zu finden werde immer schwerer. Deshalb sei es unverständlich, dass Sachsens Regierung das Fällen von Obstbäumen, die den Vögeln Winternahrung bieten, und Weiden, die das erste Bienenfutter haben, so vereinfacht habe. „Wer der Natur etwas Gutes tun möchte, sollte anpflanzen, statt abzuholzen. Vor allem heimische Arten.“

Winterdienst verbraucht deutlich mehr Salz als letztes Jahr
Tatsächlich liegt der Tausalzverbrauch in diesem Winter schon bei mehr als 11 600 Tonnen. Das ist mehr als das Dreifache im Vergleich zum Vorjahr, so Kreissprecher Gernot Schweitzer. Der Salzvorrat reiche eine Woche, es könne aber innerhalb von zwei Tagen nachgeliefert werden. Auch die Kosten des Winterdienstes, der bisher gut geklappt habe, lägen dreimal so hoch wie zuletzt. „Bisher gab es nur unerhebliche Technikausfälle.“ In den sechs Straßenmeistereien werde im 2-Schicht-System gearbeitet. Je nach Wetterlage seien bis zu 70 Kollegen in 40 Fahrzeugen unterwegs.

Ausgefallene Fußball-Spiele müssen nachgeholt werden
Viele Fußballplätze sind seit Wochen unbenutzt. Spiele fallen aus und viele fragen sich: Wann soll das alles wieder nachgeholt werden? In der Kreisoberliga, in der fünf Teams aus der Stadtregion spielen, fand am Wochenende von acht geplanten Partien nur eine statt. „So einen Winter habe ich seit über 20 Jahren nicht erlebt“, sagt Staffelleiter Klaus Noah. Zwar fielen auch früher Spiele aus, aber dass mehrere Spieltage komplett abgesagt werden, ist ungewöhnlich. Seit Anfang der Saison stehen Ausweichtermine fest. Dazu zählen Ostern sowie Pfingsten. Einige Teams sollen nun sowohl Ostersamstag als auch Ostermontag ran – wenn bis dahin gespielt werden kann. Richtig problematisch wird es, wenn auch diese Nachholspiele ausfallen. Ingolf Horn vom Westlausitzer Fußballverband sagt: „Wir müssen Ostern abwarten. Dann setzen wir uns gemeinsam hin.“ Zwar können Hobbykicker anders als Profis nicht häufig mitten in der Woche spielen, aber laut Terminplan ist in dieser Saison noch etwas „Luft“. Denkbar ist zum Beispiel, am letzten Juni-Wochenende zu spielen, eine Woche nach den Pokalfinals. Andere Teams warten lieber nicht mehr. Bezirksligist Hoyerswerdaer SV 1919 verzichtete am Wochenende auf sein Heimrecht gegen Niesky, kickte auf dem Kunstrasen des Gegners und verlor mit 2:4.

Viele Veranstaltungen werden verschoben
In der Energiefabrik musste die Premiere der Führung mit Madame Rosa auf den 14. April verschoben werden, das Frühlingsfest in der Krabatmühle ist vom 1. April auf den 1. Mai verlegt worden. Der Findlingspark Nochten hat nach mehreren Verschiebungen gar keinen festen Termin mehr für die Saisoneröffnung. Man werde ihn kurzfristig bekannt geben, heißt es. Immerhin öffnet der Saurierpark in Kleinwelka wie geplant morgen. Zeitgleich weiht der Zoo Hoyerswerda seinen neuen Spielplatz ein.



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