Ein Trio unter den Besten Europas


von Tageblatt-Redaktion

Nancy Deger, Lisa Müller und Lina Ebert -von links- in der heimischen Sporthalle kurz vor ihrer Reise zur Europameisterschaft nach Odivelas. Gestern fuhren sie über Dresden nach Frankfurt am Main. Heute steigt die Nationalmannschaft in den Flieger.
Nancy Deger, Lisa Müller und Lina Ebert -von links- in der heimischen Sporthalle kurz vor ihrer Reise zur Europameisterschaft nach Odivelas. Gestern fuhren sie über Dresden nach Frankfurt am Main. Heute steigt die Nationalmannschaft in den Flieger.

An der Wand des Hausaufgabenzimmers in der kleinen Sporthalle im Hoyerswerdaer Stadtzentrum hängt eine große Landkarte. Mit Stecknadeln sind die Länder markiert, in denen Sportakrobaten des SC Hoyerswerda bereits turnten. Europa ist schon reichlich bespickt. Nadeln stecken aber auch in China oder Orlando. Bald kann eine weitere gepikst werden - gleich neben der portugiesischen Hauptstadt. Heute fliegt nämlich ein Trio des Vereins nach Portugal. Lina Ebert, Nancy Deger und Lisa Müller starten bei der Europameisterschaft in Odivelas – einer
50 000-Einwohnerstadt in der Nähe von Lissabon. Als Damengruppe in der Kategorie „Age Group“ will sie sich im Feld der besten Sportakrobaten des Kontinents behaupten. Eine schwere Aufgabe. Alle drei trainieren zwar seit vielen Jahren mehrmals in der Woche, in dieser Formation aber erst seit dem Sommer. Die 14-jährige Nancy Deger war im Juni bei der Deutschen Meisterschaft der Jugendklasse in Mainz für eine verletzte Sportlerin eingesprungen. Die Damengruppe wurde Deutscher Meister mit der Tempo-Ãœbung, sicherte sich im Balancewettbewerb die Bronzemedaille und qualifizierte sich für die EM. „Wir haben schon an uns geglaubt“, blickt Lisa Müller auf die Meisterschaft zurück. Für die 15-Jährige ist der Wettkampf in Portugal der bisher wichtigste, genau wie für die elfjährige Lina. Wie es bei einer so großen Meisterschaft ist, kann den beiden Nancy Deger erzählen. Sie startete im Vorjahr bei der Weltmeisterschaft in Orlando/Florida. Und so weiß sie auch sehr gut, wie die letzten Wochen vor einer großen Meisterschaft ablaufen. Immer wieder werden Choreografie und die schwierigen Elemente wiederholt. Mal mit, mal ohne Musik. Alles muss sitzen während der Zweieinhalb-Minuten-Ãœbung. Für Lina und Nancy geht es nach der Schule erst gar nicht nach Hause. Beide lernen in Sportbegabtenklassen des benachbarten Foucault-Gymnasiums, erledigen die Hausaufgaben oft vor dem Training in der  Sporthalle des Landesleistungsstützpunktes Sportakrobatik. Die Wettkampfübungen sitzen, nun gilt es, mit der Aufregung klarzukommen.
2 300 Kilometer. So weit wie diesmal ging es für SC-Akrobaten noch nie in Europa. Sie sollten selbstbewusst auf die Matte gehen, sagt SC-Abteilungsleiterin Karin Fünfstück, die mit auf die Iberische Halbinsel fliegt. „Sie sollten die Ruhe bewahren und zeigen, was sie können.“ Mit dabei bei der Europameisterschaft ist auch Trainer Sergej Jeriomkin. Das ist nicht immer bei internationalen Meisterschaften möglich, aber sehr wichtig. „Er kennt uns und gibt uns Sicherheit“, sagt Lisa Müller. Jeriomkin weiß, wie schwer es ist im großen Feld der besten Damengruppen des Kontinents. 28 Trios aus 16 Nationen werden bei der EM starten. Ein zweites deutsches Damenteam kommt aus Dresden. Und nur die besten acht qualifizieren sich für das Finale. Jeriomkin nimmt die Finger beider Hände zu Hilfe, um abzuzählen, wie schwer es für die Deutschen wird: Russland, Ukraine, Weißrussland, Belgien, England, Polen, Bulgarien, Israel…
Mit diesen Ländern und noch anderen Ländern muss man rechnen. Und neben den besten Teams sind auch die besten Kampfrichter am Rand. Sie bestrafen jeden kleinen Fehler. Da gilt es hochkonzentriert zu sein, sagt Jeriomkin. „Ich sage ihnen: Lächeln anschalten, Kopf abschalten.“ Am Freitag müssen die drei SC-Mädchen mit der Balance antreten, am Samstag mit der Tempoübung. Am Sonntag wäre das Finale – ausgerechnet zum Geburtstag des Trainers. Natürlich würde er lieber dann am Mattenrand stehen als alles andere. Die vielen Stecknadeln auf der Landkarte in der Sporthalle sind auch sein Verdienst. Und ein paar sollen noch dazukommen. Aber erst mal wartet die schwere Aufgabe in Odivelas.



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