"Ein Torpedo in der Urzelle der Neustadt"


von Hoyte24 News

"Ein Torpedo in der Urzelle der Neustadt"
Foto: Mirko Kolodziej

Hoyerswerda. Die Initiative Mitmachstadt regt hinsichtlich des im kommenden Jahr geplanten Abrisses zweier Wohnhäuser in der Reimann- und der Petersstraße im WK I zumindest einen Aufschub an. Erst nach dem bürgerbeteiligten Prozess zum Gesamtstädtischen und regionalen Entwicklungs- und Handlungskonzept GeREHK solle dazu eine finale Entscheidung getroffen werden, heißt es in einem offenen Brief des MiMaH-Organisationsteams, der unter anderem an die Stadtverwaltung, die Stadträte sowie das Management der städtischen Wohnungsgesellschaft (WH) gerichtet ist.

Man nehme zur Abriss-Absicht Unmut und Unverständnis aus der Bürgerschaft wahr, wolle aber nicht etwa richtig oder falsch bewerten. Es gebe ein waschechtes Dilemma:

Nimmt man die "Blöcke vom Netz", setzt man ein weiteres explosives Torpedo in die historische Urzelle der Neustadt. Nimmt man sie nicht vom Netz, riskiert man eine schwer zu legitimierende ökonomische Überlastung des Haushaltes der städtischen Wohnungsgesellschaft.

Es gebe freilich einen Mangel an Transparenz und Kommunikation gegenüber der Bürgerschaft. Die MiMaH stellt die Frage, ob es angemessen ist, die Bürger nur mit einem Resultat zu konfrontieren, das im kleinen Kreis beschlossen wurde. Ferner wird gefragt, warum Geschäftsführung und Aufsichtsrat der WH die Bürgerschaft nicht „in diesen schmerzhaften städtebaulichen Abwägungsprozess“ einbinden. Und schließlich wird die Frage aufgeworfen, ob es nicht sinnvoll sei, „diese (emotional) gravierende städtebauliche Maßnahme“ in den GeREHK-Prozess zu integrieren. (red)

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Kommentare zum Artikel:

Rita Hertel schrieb am

Die meisten von uns können die wirtschaftlichen Befindlichkeiten/Sorgen eines Unternehmens schwer einschätzen.

ABER – und das ist die Meinung der Kommentatoren hier, vieler Bürger dieser Stadt und auch meine – mit dem Abriss der zwei weiteren Blöcke wird der Ursprung der Hoyerswerdaer Neustadt, das WK I, zerstört! WK I ist ein kulturhistorisches Denkmal des Wohnungsbaus und sollte so erhalten bleiben!

Roland Roosen schrieb am

So wie ich es sehe, handelt es sich bei den abzureißenden Wohnblöcken um bezahlbaren Wohnraum. Dem Argument „zunehmende Leerstände“ könnte man mit anderen Konzepten entgegentreten. Bürotätigkeiten ziehen mehr und mehr ins Homeoffice ein. Wie wäre es mit Büros UND Wohnungen in EINEM Gebäude? Nur als Beispiel. Ökologischer ginge es ja kaum noch. Wohnen und Arbeiten zusammenlegen.

Bärbel Heppes schrieb am

Ich muss mich noch einmal zu Wort melden.
In der "Sächsischen Zeitung / Hoyersw. TB" heißt es in dem Artikel "Zwei weitere Häuser im WK I müssen weichen" vom 02.06. diesen Jahres – ich zitiere: "Die WH erklärt erneut, jede freie Wohnung verursache im Jahr rund 1.000 Euro an Betriebskosten – Tendenz steigend. Erst am Dienstag während der Stadtratssitzung antwortete Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh (SPD), der dem Aufsichtsrat der WH vorsteht, auf Kritik eines Bewohners des dieses Jahr für den Abriss vorgesehenen Blockes Löfflerstraße 17-23 im WK V, es stünden aktuell mehr als tausend WH-Wohnungen leer: „Das heißt, eine Million an liquiden Mitteln der Wohnungsgesellschaft wird aufgefressen, um diese Wohnungen zu sichern.“ Es sei also auch weiter damit zu rechnen, dass „Blöcke vom Netz genommen werden“. Das Stadtoberhaupt wiederholte, dass nur die wenigsten derjenigen, die in die Stadt ziehen, in jene Wohnungen möchten, von denen die meisten leer seien – nämlich 3-Raum-Appartements zu je 56 Quadratmetern Wohnfläche."

Hier findet sich also schon die "halbe Antwort" auf die 1.000-Euro-Frage, die ich in meinem vorherigen Fragenkatalog (vom 12.06., siehe Seite 1) zu diesem Beitrag stellte. Hier ist von 1.000 Euro "Betriebskosten" die Rede – nicht von Leerstandskosten (ohne die Medien Strom / Wasser / Fernwärme etc.). Bliebe also weiter die Frage an Herrn Markgraf, wie hoch die Leerstandskosten sind. Oder hat er dazu keine Zahl?

Außerdem offenbart sich durch das Zitat auch die verheerende Ahnungslosigkeit unseres Herrn OB! Zitat "...dass nur die wenigsten derjenigen, die in die Stadt ziehen, in jene Wohnungen möchten, von denen die meisten leer seien – nämlich 3-Raum-Appartements zu je 56 Quadratmetern Wohnfläche."
Der "Logik" von Herrn Ruban-Zeh und Herrn Markgraf folgend werden nun zunächst die größeren 3-Raum-Wohnungen abgerissen – nämlich die in der Reimann- und Peters-Straße mit 72 bis 75 qm Wohnfläche!
Wie lange wollen wir dies noch hinnehmen?
Bärbel Heppes

Thomas Häntschke schrieb am

Auch wenn manche jetzt sagen werden „Der nervt!“, möchte ich aufgrund zweier Zeitungsartikel dennoch diese Zeilen schreiben.

Der erste Artikel steht in der Wochenendausgabe (10./11. Juni 2023) im Feuilleton (M3) der Sächsischen Zeitung. Unter der Überschrift „Schau für Reimann und Zuse“ wird berichtet, das am 11. Juni im Schloss Hoyerswerda eine Ausstellung mit dem Titel „Drei Kreative. 100 Jahre. Eine Stadt.“ eröffnet wird.

Der für mich wichtigste Teil, waren Ausführungen zu Brigitte Reimann (1933–1973).

>>Im Kabinett zu Brigitte Reimann wird unter anderem der Schreibtisch ihres zweiten Ehemanns Siegfried Pitschmann gezeigt. Mit ihm bezog die Schriftstellerin 1960 eine neu gebaute Wohnung in Hoyerswerda. „Eine schöne, moderne Stadt wächst hier, und man kann ihr beim Wachsen zusehen“, notierte sie euphorisch in ihrem Tagebuch.<<

Aus dem zweiten Artikel „Drei Persönlichkeiten in Kontext zu Hoyerswerda gesetzt“ des Hoyerswerdaer Tageblatt vom 13. Juni 2023 (S. 13), erhält man die Information, das Brigitte Reimann am 21. Juli 2023 den 90. Geburtstag begehen würde.

Nach dem Lesen der Beiträge hatte ich folgendes Bild vor Augen.

>>Wie würde die „streitbare“ Brigitte Reimann an diesem Tage (90.), wenn sie ihn als geistig fitte Seniorin noch erleben könnte, in Bezug des Umgangs mit der Wiege der Hoyerswerdaer Neustadt (wo sie selbst fast 9 Jahre gewohnt hat), dem, m. M. n., zeit- und baugeschichtlich wertvollem und erhaltenswerten Ensemble, reagieren?

Würde sie die Vertreter der Stadt und der städtischen Wohnungsgesellschaft überhaupt empfangen?

Meiner Meinung nach würde sie, und sie würde diesen nochmals kräftig die Leviten lesen, obwohl sich für mich sogar die Frage – Wäre es, wenn Frau Reimann 2021 noch in Hoyerswerda gelebt hätte, überhaupt zum Abriss der Dameraustraße 1-7 gekommen? – stellt.

Es ist eine Spekulation von mir, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, das Frau Reimann schon diesen Abriss verhindert hätte.<<

Ich weiß, daß die Messen zur weiteren Zerstörung der Wiege der Hoyerswerdaer Neustadt gesungen sind, aber diese, meine Vorstellung zu Brigitte Reimann, musste ich einfach noch loswerden.

MfG Thomas Häntschke

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