Ein Tag in Hoyerswerda


von Tageblatt-Redaktion

Sabine Proksch von der KulturFabrik leitet die Theatergruppe des Lessing-Gymnasiums, die gestern zeigte, was man mit dem Begriff Toleranz verbinden kann. Fotos (7): Gernot Menzel
Sabine Proksch von der KulturFabrik leitet die Theatergruppe des Lessing-Gymnasiums, die gestern zeigte, was man mit dem Begriff Toleranz verbinden kann. Fotos (7): Gernot Menzel

Es war unmöglich, gestern alle Veranstaltungen des Tages der Toleranz zu besuchen, die in Hoyerswerda stattfanden. Keine eingekauften Projekte, keine selbst ernannten Heilsbringer von außen waren da zu erleben. Sondern Dinge, die von innen kamen. Schulen, Vereine, Institutionen beteiligten sich daran, waren dem Aufruf der Initiative Zivilcourage und der lokalen Koordinierungsstelle Bildung gefolgt.

Doch wie nähert man sich dem Thema Toleranz? Vielleicht am besten, indem man Toleranz definiert: „Ich toleriere das“ kann laut Superintendent Heinrich Koch auch bedeuten: „Es ist mir egal.“ Denn spätestens, wenn es um existenzielle Dinge geht, ist es bei jedem mit der Toleranz vorbei. Oberbürgermeister Stefan Skora, der gestern eine Vielzahl der rund 15 Projekte in der Stadt besuchte, kann seinerseits Extremismus aller Art nicht tolerieren.

Schüler des Johanneums schilderten Erlebnisse mit den Austauschschülern an ihrer Schule, die manches Gewohnte in einem anderen Licht erscheinen lassen. Und selbst schon die Jugendlichen in Spremberg wachsen durchaus anders auf als die in Wittichenau. Im Martin-Luther-King-Haus wurde am Abend der Frage nachgegangen, inwiefern die großen Weltreligionen für gewalttätige Auseinandersetzungen herhalten müssen. Gegenüber im Büro der Linkspartei war zur Aufführung des Films „Viele habe ich erkannt“ geladen worden, der die Geschichte eines mosambikanischen Vertragsarbeiters bis zu den ausländerfeindlichen Ausschreitungen im Herbst 1991 zeigt.

Die Theatergruppe des Lessing-Gymnasiums, die sich im Rahmen des Kulturschule-Projektes bei der KulturFabrik trifft, zeigte das Stück „Es ist so eine Sache mit der Demokratie“. Es greift den demokratischen Grundgedanken des Mehrheitsprinzips auf. Die Schüler einer Klasse sollen entscheiden, welcher von drei zur Wahl stehenden Filmen geschaut wird. Das entstandene Patt entscheidet eine der Gruppen für sich, indem sie eine bis dahin meinungslose Mitschülerin „kauft“. Die Demokratie hat eben durchaus auch Tücken und die Toleranz wird auf eine harte Probe gestellt. Gestern konnte aber, wer es denn wollte, gut sehen, dass beides in Hoyerswerda eine ordentliche Basis hat.



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