Ein Schaf aus dem Rutschungsgebiet hat überlebt


von Tageblatt-Redaktion

Schäfer Thomas Köhler bekam jetzt 10 000 Euro Soforthilfe als  Entschädigung  für seine verschwundenen Schafe.
Schäfer Thomas Köhler bekam jetzt 10 000 Euro Soforthilfe als Entschädigung für seine verschwundenen Schafe.

Dienstagabend meldete sich der Bergbausanierer LMBV bei Schäfer Thomas Köhler, der durch die Rutschung im Sanierungsgebiet Spreetal/Bluno im Oktober mehr als 80 seiner Lämmer verloren hat, und sagte ihm 10 000 Euro Soforthilfe als Entschädigung für den unmittelbaren Schaden zu. Von den rund 30 Schafen, die sich seit dem Erdrutsch auf eine Insel im Bergener See retten konnten, sei bei jüngsten Kontrollflügen keines lebend gesichtet worden, informierte LMBV-Sprecher Dr. Uwe Steinhuber gestern auf Anfrage. Das hieße aber nicht, dass die Tiere gänzlich aufgegeben würden: „Sollten noch Schafe entdeckt werden, dann wird man sicher überlegen, wie man sie retten könnte.“

Schäfer Thomas Köhler berichtete unterdessen, dass sich eines der vermissten Lämmer von allein zu seiner Herde im weiträumig abgesperrten Gelände zurückgerettet hat. Über die Entschädigungszahlung ist der 35-Jährige sehr froh: „Das ist schon eine Hilfe, und es ist gut, dass es so schnell ging“, sagte er. Die verschwundenen Lämmer waren für den Verkauf jetzt im November vorgesehen. Mit Aussagen über eine mögliche Rettung eventuell noch lebender Tiere hält er sich zurück: „Dafür sind sicher mehrere Menschen nötig. Wer soll das verantworten?“

Immerhin sei besagte Insel ein abgerutschter Berg in einem Sperrgebiet. Das Schicksal der Schafe im Rutschungsgebiet beschäftigt viele Menschen, nicht nur im Raum Hoyerswerda. So erreichte TAGEBLATT ein Schreiben aus Heidenau. Darin fragt Christina Müller-Kopprasch: „Welche Versuche wurden bisher unternommen, diese Schafe zu retten?“ Zudem wird es als „äußerst zynisch“ empfunden, wenn – wie berichtet – vorab davon ausgegangen wird, den „eventuellen Verlust der Tiere durch Geldmittel ersetzen zu wollen“.

Eine Leserin aus Pirna sähe es gern, wenn ein öffentlicher Aufruf gestartet werden würde, um „den alleingelassenen Schafen auf der Insel im Bergener See zu helfen“. Technische Möglichkeiten gebe es doch heute genügend.
Heu abwerfen

Davon geht auch Eberhard Kneschke aus. Der Ehrenvorsitzende des Tierschutzvereins Hoyerswerda verweist auf die kürzlich aus 700 Metern Tiefe geretteten Bergleute in Chile. „Auch die Forderung, die Tiere zu retten, ist elementar berechtigt“, findet er. Im Verein, so ließ er gestern wissen, hatte man sich gerade erst darauf verständigt, wegen der Schafe an die LMBV heranzutreten. „Wir wollten vorschlagen, vom Hubschrauber aus Heu abzuwerfen, damit die Tiere etwas zu fressen haben.“ Schafe, so weiß er, können auch bei etwas Frost und Schnee im Freien aushalten, Hauptsache es ist Wasser da, wie in diesem Fall. So ließe sich die Zeit bis zur Rettung der Tiere überbrücken.

Dass inzwischen keine Schafe mehr auffindbar sind, war Eberhard Kneschke neu. Über den Verbleib der Tiere kann er genauso wie Thomas Köhler mutmaßen. So habe er von den Wolfsspuren im Bereich des Rutschungsgebietes gehört. Dass alle Schafe von Wölfen gefressen wurden, glaubt er nicht. Jedoch könne er sich vorstellen, dass die noch lebenden Tiere von Wölfen ins Wasser – und damit in den Tod – getrieben wurden. „Ein Schaf ist sensibel und ängstlich. Es hat einen natürlich Fluchtinstinkt.“ Daher könnte es sein, dass Schafe auf der Flucht ins Waser gelaufen und darin untergegangen sind.

Über eine weitergehende Entschädigung müsste sich Thomas Köhler mit den zuständigen Behörden verständigen, so Uwe Steinhuber. Die Rechtssituation sei kompliziert, da nicht die LMBV, sondern das Naturschutzgroßprojekt „Lausitzer Seenland“ die Schäferei beauftrage.



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