Ein Löwe bleibt ein teures Tier
Herr Kusber, wie viele Steine fielen Ihnen vom Herzen, als der Stadtrat vor drei Wochen die Rathaus-Entscheidung rückgängig machte, Ihren Jahreszuschuss von zwei Millionen Euro um 200 000 Euro zu kürzen?
Ich bin den Stadträten sehr dankbar dafür, dass das mit so großer Mehrheit beschlossen wurde. Das zeigt, dass sie zur Kultur und vor allem zur Vielfalt des Kulturangebotes in Hoyerswerda stehen.
Welchen Plan B zur Streichung können Sie nun erst einmal einmotten?
Keinen. Wir hatten im Wirtschaftsplan berücksichtigt, dass wir mit einem Zuschuss von nur 1,8 Millionen Euro einen Jahres-Verlust in Höhe von mehr als 200 000 Euro ausweisen müssen. Letztlich wirkt sich die Entscheidung des Stadtrates also zugunsten des Ergebnisses am Jahresende aus. Statt eines großen sechstelligen Minus wird es voraussichtlich ein ausgeglichenes Ergebnis geben.
Hätte die Stadt als Ihr einziger Gesellschafter den höheren Verlust nicht ohnehin tragen müssen?
Nicht unbedingt. Es gibt ja auch die Möglichkeit, Verluste als Bilanzvortrag zu behandeln. Das kann man theoretisch so lange machen, bis das Eigenkapital aufgezehrt ist. Aber spätestens dann muss sich ein Gesellschafter dazu bekennen, ob er das Defizit ausgleicht oder die betreffende Gesellschaft lieber abwickelt.
Reden wir doch mal über Sparmöglichkeiten: Ein Löwe kostet im Unterhalt viel Geld. Er frisst zum Beispiel Unmengen von Fleisch. Warum sparen Sie die Zoo-Löwen also nicht ganz einfach weg?
Der Zoo ist ein Bürgerzoo. Es ist also immer mit vielen Emotionen verbunden, wenn sich im Tierbestand etwas ändert. Dazu kommt, dass man ein Tier ja nicht einfach töten will. Man muss also einen anderen Zoo finden, an den man ein Tier abgeben kann. Aber die hohen Kosten, die ein Löwe verursacht, verursacht er eben auch in diesem anderen Zoo. Im Zweifel sagen uns also andere Zoos: „Euren Löwen können wir uns leider nicht leisten.“ Wir planen also nicht, die Löwen abzugeben.
In der Musikschule haben Sie kaum noch angestellte Lehrer, sondern hauptsächlich Honorar-Kräfte. Sie könnten also nur Gebühren erhöhen, richtig?
Das ist theoretisch so. Aber gerade in der Musikschule und auch in der Volkshochschule sind wir durch Vertrag auch an die Preisgestaltung im Landkreis gebunden.
Das Schloss kostet Sie in der Zukunft sicher viel, da es hier und da bröckelt. Können Sie da überhaupt sanieren?
Dank des Verzichtes auf die Kürzung haben wir die Möglichkeit, das eine oder andere anzugehen. Das werden wir auch machen. In erster Linie geht es um die Optik. Spätestens seit dem Baumverschnitt vor dem Schloss sieht man ja auch einige Schandflecke an der Fassade. Wir werden da Jahr für Jahr Schritt für Schritt voran gehen. Denn insgesamt geht es um eine viel zu große Summe. Dieses Geld haben wir nicht.
Ich vermute, beim Jahres-Zuschuss des Kulturraums bangen Sie noch?
Nein, ich war jetzt erst in der Konventssitzung. Und wir haben für 2014 das bekommen, was wir geplant hatten. Also kommt von dort in diesem Jahr ebenfalls kein Störfeuer. Toi, toi, toi – es sieht im Moment recht positiv aus.
Aber 2015 kommt sicher!
Ja, dann ist es wie in jedem Jahr. Dann steht die Uhr auf null und wir müssen von Neuem sehen, wie es wird. Der Wirtschaftsplan wird im September erstellt und dem Aufsichtsrat zum Beschluss vorgelegt. Gegen Ende des Jahres werden wir dann vom Kulturraum erfahren, was angedacht ist.
Fragen: Mirko Kolodziej
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