Ein Hoch auf uns
Von Mandy Decker
Die Wittichenauer Narren können aufatmen. Das Prinzenpaar des 310. Wittichenauer Karnevals ist gleichermaßen zauberhaft wie die Herrschaft, die Samstagnacht beim ersten Kappenabend der Saison 2014/15 rühmlich abgedankt hat. Pünktlich um 22.30 übergaben Prinz Tobias von Krabatello und seine Prinzessin Claudia die Marginalien der Macht an ihre Nachfolger, Prinz Torsten und seine Sanni.
Zuvor hatten vier Büttenreden ihren Sarkasmus über den festlich gekleideten Gästen ausgeschüttet. Ihr Debüt als Büttenrednerin gab die ulkige Anna Schmidt, alias Katrin Dubau, die ob der Leckereien ortsansässiger Fleischer und Bäcker nicht nur dem Friss-die-Hälfte-Dürrewahnsinn absprach: „Ich bin doch nicht doofe. Wenn ich fünf Würste essen will, muss ich zehne koofe“. Sie erteilte auch gleich der Verwaltungsspitze im Namen des Volkes gehörige Watschen. „Da stand ich da oben und konnte nüscht seh’n. Sparbürgermeister Posch lässt jetzt schon um Elfe die Lichta ausgeh’n“, keifte die streitsüchtige Matrone.
So ziemlich jeder in Wittichenaus Öffentlichkeit bekam in den folgenden Reden und Gesängen des Blumen-Indianers Christopherus, der stimmgewaltigen Familie Scholze und des manipulativen DJK-Platzwartes Pavel Pipovitc sein Fett weg. Das 90. Jubiläum des heimischen Fußballclubs gab dem Abend den dramaturgischen Rahmen. Das neue Prinzenpaar schloss den Spannungsbogen schließlich ab.
Im September waren die Prinzenwerber Udo Popella und Robert Jakubetz bei dem selbstständigen Fotografen und der Solokünstlerin aufgetaucht. Lang bitten mussten sie das Ehepaar nicht. „Meine Frau ist ein echtes Wittichenauer Girl. Sie bekam den Karneval in die Wiege gelegt“, erzählt der junge Prinz, der zugibt, in den Ritualen und Gesängen des Faschings noch nicht ganz angekommen zu sein.
Doch habe ihm sein Amtsvorgänger Prinz Tobias der 1. von Krabatello, dessen Logo er im vergangenen Jahr entworfen hatte, jedwede Unterstützung zugesagt. Und seine Prinzessin, sein Hofmarschall „Toffi“ und Sohn Marius werden ihn sicher durch die Rituale führen. Der achtjährige Marius sei ein echter Faschingslied-Experte, verrät der Prinz. Auch der vierjährige Prinzensohn Oskar wird bis Aschermittwoch viel Karnevalsluft geschnuppert haben. Nur die kleine Frieda muss mit ihren acht Monaten noch mindestens auf die nächste Saison warten.
Nicht nur auf dem Thron, auch im Organisationskomitee des Wittichenauer Karnevals haben sich Personalien geändert. Nach drei Legislaturperioden hatte der Präsident des 60-köpfigen Vereins, Herbert Kobalz, im Frühjahr auf persönlichen Wunsch abgedankt. Er wurde beim Kappenabend in allen Ehren nach seiner neunjährigen Tätigkeit verabschiedet. Sein Amt übernahm Mathias Glaab, dessen Vater und Großvater dem Verein bereits vorgestanden hatten. Außerdem werden sich im Herbst 2016 die neuen Prinzenwerber Matthias Popella und Sandor Modsching auf die Suche nach dem Regenten der Saison 2016/17 machen.
Doch bis dahin steht den Wittichenauer Jecken noch eine närrische Zeit unter Prinz Torsten und seiner Sanni bevor. Am nächsten Samstag wird sich der gesamte Klamauk um die Prinzenwahl wie gewohnt noch einmal wiederholen. 800 Karten reichen eben einfach nicht, um alle Fans des Wittichenauer Faschings in der Mehrzweckhalle am Neudorfer Weg unterzubringen. Ein Geheimnis aber bleibt bis zur Prinzeneinführung am 16. Januar 2016 offen. „Mein vollständiger Name wird sich aus unserem Umfeld, Beruf oder Hobby herleiten“, verrät Prinz Torsten aus dem Ritus der tollen Tage. „Oder auch nicht“, ergänzt er schmunzelnd.
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