Ein Fest für Genießer

Von Rainer Könen
Abends vor der Scheune sitzen, mit einem Bier in der Hand den Kühen beim Wiederkäuen zuschauen. Dabei ein Pfeifchen schmauchen und mit sich und der Welt zufrieden sein. Vielleicht war sie ja früher einmal so, die Romantik der Bauern. Wenn überhaupt. Heutzutage bleibt Landwirten kaum noch Zeit, um ein solches Feierabend-Klischee zu bedienen. Da muss man seine Produkte anpreisen, den Verbraucher informieren, warum was und wie hergestellt wird. Und auf die Kundschaft zugehen.
Wie, das konnte man gestern auf dem 7. Bauernmarkt der Krabat-Milchwelt in Kotten beobachten. Wo rund 80 Händler aus Sachsen und Brandenburg ihre Erzeugnisse anpriesen. Erzeugnisse, die jedoch nicht alle aus landwirtschaftlicher Produktion stammten. Wer an den Ständen vorbeiging, staunte über die Vielfalt. Die reichte von Buchsbaumscheren, Pferdewurst, Venen-Gel, Sanddorn-Spezialitäten über Pantoffeln, Gurken, Schmuck und Pfefferkuchen bis hin zu Traktoren. Auch in kulinarischer Hinsicht hatte man die Qual der Wahl. Sollte man sich für Fischspezialitäten entscheiden, für Kartoffelpuffer oder doch lieber die Erzeugnisse des Veranstalters kosten? Was immer man auch aß, es schmeckte alles.
Bernd Raffelt im Übrigen auch. Der 64-jährige Eibauer stand vor einem kleinen Tisch, auf dem die Früchte seiner Arbeit lagen. Wer die erwarb, erhielt obendrein noch eine persönliche Widmung. Die Frage, die sich dem Beobachter angesichts seines Standes und dem davor stehenden Simson-Moped stellte: Was macht ein Schriftsteller auf dem Bauernmarkt? Antwort: „Ich verkaufe hier meine Bücher, hoffe auf Anregungen für weitere“, so Raffelt, der vielseitig ist und nicht nur Oberlausitzer Krimis schreibt, sondern auch Reiseberichte. Nach Kotten sei er auch gekommen, um ein Feedback seiner Leser zu erhalten.
Bereits am Vormittag war das Gelände der Krabat-Milchwelt dicht bevölkert, und wer genau hinschaute, der entdeckte zwischen den Besuchern auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich, der mit seiner Frau Petra versuchte, inkognito durch die Standgassen zu flanieren. Was nicht immer gelang, denn trotz Sonnenbrille erkannte so mancher den Landesvater. Ob sich Tillich vielleicht auch gefragt hatte, welchen Bezug die Ostsächsische Sparkasse zum Bauernmarkt hat? Die in der Wittichenauer Filiale tätige Kundenberaterin Silvia Grunwald klärte auf: „Wir gehören, wie die Händler hier, mit zur Region,“ ergo zeige man Flagge oder im konkreten Fall Ballons.
Die gab es für die Kinder, die dort auch mit landwirtschaftlichen Motiven versehene Buttons bekamen. Tobias Kockert, Chef der MKH Agrar-Produkte GmbH, bedauerte, dass einer der angekündigten Höhepunkte, das Schaupflügen, ausfiel. Eigentlich hatte der Gräfenhainer Bio-Bauer Jürgen Hommel vorführen wollen, wie man früher mit Pferd und Pflug arbeitete. Doch Hommels Arbeitsgerät habe beim Brand auf dem Rittergut Großgrabe Schaden genommen. Dennoch gab es an diesem Tag noch andere Höhepunkte. Eine Oldtimer-Show, Kinder konnten auf Pferden reiten, Haselbachtaler Holzkünstler zeigten, dass man Kettensägen nicht nur zum Bäumefällen nutzen kann.
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