Droht dem Lautaer Verkehrsgarten das Aus?


von Tageblatt-Redaktion

Dieser Tage waren Grundschüler aus Laubusch im Verkehrsgarten. Polizeihauptmeisterin Kerstin Schmitz erklärt Max, was es als Radfahrer zu beachten gibt. Seit fast 20 Jahren erlernen Kinder hier das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Foto: Silke Richter
Dieser Tage waren Grundschüler aus Laubusch im Verkehrsgarten. Polizeihauptmeisterin Kerstin Schmitz erklärt Max, was es als Radfahrer zu beachten gibt. Seit fast 20 Jahren erlernen Kinder hier das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Foto: Silke Richter

Von Silke Richter

Kurz vor dem 20. Geburtstag der Stadtverkehrswacht Lauta im kommenden Jahr plagen den Verein, der sich um Verkehrserziehung kümmert, Sorgen. Vereinschefin Claudia Jurjanz (65) sprach mit dem HOYERSWERDAER TAGEBLATT über Hintergründe und mögliche Lösungen.

Frau Jurjanz, Sie sehen Ihrem Vereins-Jubiläum mit gemischten Gefühlen entgegen. Warum?
Oh ja. Denn unserem Verein droht das Aus, wenn nicht bald etwas passiert. Ich möchte das Amt der Vereinsvorsitzenden gerne abgeben, das steht für mich unwiderruflich fest. Ich habe aber trotz intensiver Bemühungen bis jetzt keinen Nachfolger finden können. Mir selbst ist die Arbeit über den Kopf gewachsen und ich musste dieses Jahr entschieden kürzertreten und viele Anfragen zu unseren Leistungen absagen. Wir möchten gern das Jubiläum feiern, aber wer wird die Organisation übernehmen?

Was haben Sie und die Mitglieder alles gemacht, um Mitglieder zu gewinnen?
Unser Vorstand besteht nur noch aus drei Personen, insgesamt hat die Stadtverkehrswacht 30 Mitglieder mit einem Altersdurchschnitt von 61 Jahren. Ich habe mit Jugendlichen und auch mit Jungrentnern gesprochen, die allein schon aufgrund ihrer Qualifikation und Lebenserfahrungen für die Aufgaben im Verein geeignet sind. Im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes hätte es Interessenten gegeben. Wir haben jedoch vom zuständigen Bundesamt keine Stelle für über 25-jährige Bürger erhalten. Dann habe ich potenzielle Interessenten persönlich geschult und angeleitet. Es ergab sich daraus aber leider berufsbedingt keine dauerhafte Mitarbeit.

Das sind aber nicht die einzigen Probleme für Ihren Verein ...
Wir sind innerhalb der Sächsischen Verkehrswacht ein Verein mit einem relativ kleinen Einzugsgebiet. Das schlägt sich auch in der Anzahl und Finanzkraft unserer Sponsoren, in unserer materiellen Ausrüstung und in der Qualifikation unserer Mitglieder nieder. Wir haben einiges investiert. Neue Parcours wurden geschaffen, ein schwarzes Zelt und ein Sehtestgerät gekauft sowie ein Hänger für den Transport unserer Materialien organisiert. Aber Gurtschlitten, Überschlag-Simulator, Auto- und Motorradsimulatoren müssten wir uns von den großen Verkehrswachten mieten. Das ist uns nur eng begrenzt möglich.

Von der Arbeit der Stadtverkehrswacht profitieren aber nicht nur Kinder?
Hunderte Kinder haben bei uns das verkehrssichere Fahrradfahren gelernt. Aber nicht nur das. Bis ins höhere Alter begleiten wir unsere Bürger mit Tipps und praktischen Übungen durch ihr „Verkehrs-Leben“. Unsere Mitglieder waren mit dem Parcours auch bei kommunalen Veranstaltungen und sogar auf Landesebene gerne gesehen. Sicher gab es wie überall Höhen und Tiefen, aber der Verein hatte immer einen festen Platz im Zusammenleben der Bürger von Lauta und Umgebung.

Heißt also, die Stadtverkehrswacht hat früher auch mehr städtische Unterstützung bekommen?
Ja. Der Verein wurde damals unter anderem von der Stadt Lauta gegründet. Die Stadt war Hauptmitglied des Vereins und zahlte auch einen Mitgliedsbeitrag, so wie die damals noch eigenständigen Orte Laubusch und Leippe-Torno. Nach den Eingemeindungen blieb nur noch ein Mitgliedsbeitrag übrig. Mittlerweile hat die Stadt die Mitgliedschaft ganz gekündigt, weil die Verkehrswacht nicht zu ihren «Pflichtaufgaben» gehört. Die Stadt finanzierte damals die Fixkosten des Vereins, das ist komplett entfallen. Außerdem wurden von der Stadt Bau- und Werterhaltungskosten übernommen. Heute spenden Mitglieder ihre Aufwandsentschädigungen, damit wir das Gelände und die Gebäude, das alles gehört der Stadt, in Ordnung halten. Wir wissen im Moment noch nicht, wie wir unsere Dächer winterfest bekommen.

Auf Anfrage von TAGEBLATT hat Lautas Bürgermeister Frank Lehmann angekündigt, zusammen mit der Stadtverkehrswacht und dem Stadtrat demnächst nach Lösungs- und Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen. Ist das eine neue Chance für den Verein?
Selbstverständlich! Voraussetzung wäre jedoch aus unserer Sicht, dass die Stadt Lauta zu einer neuen Definition ihrer «Pflichtaufgaben» gelangt. Ich glaube schon, dass unser neuer Bürgermeister Frank Lehmann die Arbeit der Lautaer Vereine als wertvoll einschätzt und im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen wird. Die Frage ist, wie die Stadt es versteht, Prioritäten zu setzen. Jeder Verein in Lauta leistet einen wichtigen Beitrag für das harmonische Zusammenleben unserer Einwohner. Trotzdem gibt es aus unserer Sicht Unterschiede bei der Bewertung der Gemeinnützigkeit. Wir hoffen natürlich, dass unser Verein noch viele Jahre fortbestehen wird. Dafür brauchen wir vor allem, aber nicht nur, neue aktive Mitglieder. Vielleicht gelingt es uns im nächsten Jahr, Stellen über den Bundesfreiwilligendienst zu erhalten. Interessenten sollten sich schon jetzt bei uns melden, damit wir gezielte Anträge stellen können.




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