Drei Sterne sind mindestens drin


von Tageblatt-Redaktion

Katja Wersch und Sebastian Schmitt vom Tourismusverband Lausitzer Seenland testeten einen Abschnitt der Seenlandroute.
Katja Wersch und Sebastian Schmitt vom Tourismusverband Lausitzer Seenland testeten einen Abschnitt der Seenlandroute.

Am Ende des Tages haben Katja Wersch und Sebastian Schmitt gut 55 Fahrradkilometer in den Beinen, haben rund sechs Stunden im Sattel verbracht. Die beiden Mitarbeiter des Tourismusverbandes Lausitzer Seenland sind auf zwei Rädern unterwegs gewesen, um einen Teilabschnitt des 193 Kilometer langen Radwanderwegs Seenlandroute genauer unter die Radfahrer-Lupe zu nehmen. Wer schon einmal auf zwei Rädern in der Region unterwegs war, dem ist sicherlich an den Wegweisern das kleine Zusatzschild mit dem geschlossenen blauen Viereck aufgefallen. Das ist das Symbol des Rundwegs, der länderübergreifend an 16 Seen – vom Großräschener über den Senftenberger bis zum Bärwalder See – vorbeiführt. Radeln ist ein großes Thema im Seenland, und durch beste Möglichkeiten für den Freizeitsport soll die Region noch populärer werden. Deshalb will der Tourismusverband die Seenlandroute vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) als Qualitätsradweg zertifizieren lassen. Aus Marketinggründen wolle man diesen Schritt gehen, erklärt Katja Wersch, beim Tourismusverband für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. In bestimmten Publikationen oder Portalen würden beispielsweise nur Qualitätsradwege aufgeführt. So ein Gütesiegel kann einer Region Wettbewerbsvorteile verschaffen, und die Radfahrer wissen, welchen Standard sie auf der Strecke zu erwarten haben.
Bevor der ADFC aber bis zu fünf Sterne für einen Radweg vergeben kann, braucht er jede Menge Daten, die in die Bewertung einfließen. Und diese erheben Katja Wersch und Sebastian Schmitt heute für den Streckenabschnitt Senftenberg–Hoyerswerda. Wegweisung, Sicherheit, komfortable Befahrbarkeit, Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und Oberfläche sind einige Bewertungskriterien, die der ADFC unterschiedlich gewichtet. Entsprechend der Gesamtpunktzahl, die nach der Gewichtung der Kriterien für einen Radfernweg vergeben werden können, ergibt sich die Anzahl der Sterne, mit denen sich die Route dann auszeichnen kann.
Über Niemtsch und Großkoschen geht es für die beiden Tester weiter nach Geierswalde, Laubusch, Schwarzkollm, Bröthen und Nardt bis zum Ende des Abschnitts an der Spremberger Brücke in Hoyerswerda. Hier setzen Sebastian Schmidt und Verbandsgeschäftsführerin Kathrin Winkler in der nächsten Woche an. Auch deren Stellvertreter Marcus Heberle muss noch in die Pedale treten, sagt Katja Wersch. „Jeder muss mal ran.“ Es fehlen noch die Abschnitte Spremberg–Senftenberg und Hoyerswerda–Boxberg. Bis Monatsende soll alles geschafft sein. Daten für das Stück Boxberg–Spremberg liegen bereits vor.
Ein eng beschriebenes Tabellenformular ist heute Sebastian Schmitts wichtigstes Utensil. Hier vergibt er unterwegs kilometergenau Punkte für verschiedene Kategorien. Etwa, wie breit der Weg ist, wie die touristische Infrastruktur entlang der Strecke ausgebaut ist oder ob der Weg ausschließlich von Radlern oder auch von Autofahrern genutzt wird. Im dem Fall müssen entsprechende Minuspunkte eingetragen werden. Die Daten werden an den ADFC geschickt, der diese dann stichprobenartig überprüft und hoffentlich jede Menge Sterne verteilt.
Ein großes Thema ist die Beschilderung. Welcher Tourist will schon seine vorher ausgewählte Route unterwegs suchen müssen? Katja Wersch und Sebastian Schmitt müssen feststellen, das es diesbezüglich auf der Strecke noch Nachholbedarf gibt. Ab Laubusch in Richtung Hoyerswerda fehlt die Ausschilderung mit dem blauen Viereck teilweise. „Das ist sicherlich einfach noch nicht geschafft worden“, vermutet Katja Wersch. Ihr Kollege zückt den Fotoapparat. Er fotografiert alle Wegweiser, an denen das Zusatzschild fehlt. Eine GPS-Hinterlegung erleichtert das Auffinden der „Schwachstellen“.
Es geht weiter von Bröthen nach Nardt. Entlang des Flugplatzes sind etliche Autos unterwegs. „Das ist nicht so schön, gibt ein mulmiges Gefühl“, meint Sebastian Schmitt. Bei der Sicherheit gibt‘s hier weniger Punkte. Aber zum Glück sei der größte Teil der Route autofrei.
In Nardt verpassen die Tester den für die Seenlandroute vorgesehenen Weg nach Neuwiese, queren stattdessen die Bundesstraße. Gab es kein Schild? War es schlecht sichtbar? Die beiden wissen es nicht. Auch hier besteht wohl Nachbesserungsbedarf. In Neuwiese prangt das blaue Routensymbol wieder gut sichtbar am Wegweiser nach Hoyerswerda. Nur: Den ausgeschilderten Weg gibt‘s noch gar nicht. Er führt auf dem Deich an der Schwarzen Elster entlang – und der wird aktuell saniert. Also fahren die beiden Touristiker die nicht offizielle Strecke auf der anderen Elsterseite entlang. Um kurz vor Hoyerswerda wieder auf die „richtige“ Route zu kommen, muss die Straßenbrücke Seidewinkel gequert und ein Stück Straße gefahren werden – gefährliche Ecke.
Verwirrung an der Kirchwegbrücke: Geradeaus weiter oder nach rechts abbiegen? Einen Wegweiser gibt‘s hier nicht. „Im Zweifel geradeaus“, meint Sebastian Schmitt. Er behält Recht, nimmt die Stelle dennoch in die „Mängelliste“ auf. Diese geht ans Landratsamt. „Wir müssen uns noch mal zusammensetzen und Verbesserungsvorschläge machen“, sagt er, ist aber am Ende zufrieden: „Bis auf die Probleme mit den Schildern gibt‘s nichts groß zu meckern. Das ist doch was. Wenn dann die Beschilderung noch passt, sind drei Sterne drin!“ Die seien das mindestens zu erreichende Ziel. Im Januar erscheint ein eigenes Faltblatt zur Seenlandroute. Dann soll sie zertifiziert sein. Auch die Niederlausitzer Bergbautour ist in der Zertifizierungsphase. „In der nächsten Saison möchten wir zwei Qualitätsrouten haben“, sagt Katja Wersch, die am Abend noch nach Senftenberg zurückwollte – aber mit dem Bus.



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