Doppeldecker in den Wiednitzer Teichen


von Tageblatt-Redaktion

Guten Rutsch - Kroeten und Artverwandte erhalten in Wiednitz Reisehilfe in Eimern.
Guten Rutsch - Kroeten und Artverwandte erhalten in Wiednitz Reisehilfe in Eimern.

Quaaak, quaaak . . . Vielstimmig ist dieses Geräusch zu hören. Beim Näherkommen gewinnt es an Lautstärke. Die Quelle sind mehrere Eimer. Eingegraben auf der Feldseite des Amphibienschutzzaunes an der Bahnhofsstraße in Wiednitz. Auf dem Grund der Eimer wimmelt es. In der Morgendämmerung an diesem verregneten Tag sind Frösche, Kröten und Molche zu sehen. Braun, schwarz und grün überwiegen bei den Farben. Dazwischen leuchtet es Orange. Das ist eine Rotbauchunke, erklärt Gerd Schön nach einem kurzen Blick. Die ist sehr selten und streng geschützt. In den Händen hält er ein Paar gewöhnlicher Kröten. Das Männchen hockt auf dem deutlich größeren Weibchen. Als „Doppeldecker“ bezeichnet er das – und schmunzelt.


Hochbetrieb am Zaun


Mehrere solche Doppeldecker sind an diesem Morgen zu entdecken. Die Wanderung der Amphibien vom Feld in ihre Laichgebiet in den Teichen an der Bahn ist in vollem Gange. Vergangene Woche bei zunehmenden Temperaturen in den Nächten ging es los. Bis Donnerstag hatte Gerd Schön um die 60 Kröten und Frösche gezählt. In der Nacht zum Freitag gab es „einen richtigen Schub“. Teilweise waren die in Abständen am Schutzzaun in die Erde eingelassenen Plastikeimer zur Hälfte mit Amphibien gefüllt. An diesem Montag sind es nicht ganz so viele. Zwar nieselt es. Das ist gut. Aber es ist auch empfindlich kühl.
Immer morgens gegen 7.30 Uhr und abends gegen 18 Uhr leert der 67-Jährige die Eimer. Wenn er verhindert ist, übernehmen das am Vormittag unter der Woche Ein-Euro-Jobber und am Wochenende Siegfried Costrau. Abends schauen Kathrin Kunkel und ihr siebenjähriger Sohn nach dem Rechten. Letzteres hat sich vergangene Woche zufällig ergeben, wie Gerd Schön sagt. Vor Ort sei man ins Gespräch gekommen. „Frau Kunkel war ganz begeistert und bot ihre Hilfe an.“ Damit ist der Tierschutz in Wiednitz personell bestens aufgestellt.


Etwas für die Tiere tun


Gerd Schön setzt gerade vorsichtig um die hundert Erd- und Kreuzkröten, Kammmolche, Rotbauchunken und Laubfrösche am Ufer des angrenzenden Teiches aus. Da stoppt Ulrich Thiel auf der Straße sein Auto. Vor gut zwei Jahren hat der damalige Bürgermeister-Stellvertreter Gerd Schön gewonnen, sich regelmäßig um das Entleeren der Eimer am Krötenschutzzaun zu kümmern. „Würdest Du das für die Gemeinde tun?“, erinnert sich der 67-Jährige an die Frage. Seine Antwort: „Das mache ich nicht für die Gemeinde, das mache ich für die Tiere.“ Für Ulrich Thiel ist das in Ordnung. „Jedes Tier hat seine Lebensberechtigung“, findet er. Zwischen 4 000 und 6 000 Amphibien werden so sicher über die Straße befördert. Vor zwei Jahren hat Gerd Schön gezählt. Mehr als 5 000 waren es in Verlauf von fünf Wochen.
Der Rentner und Tierschützer kehrt zurück an den knapp 200 Meter langen Schutzzaun. Ein Regenwurm windet sich in einem Eimer. Manchmal fallen auch Käfer hinein, erzählt er, während er Hand um Hand voll Amphibien in seinen Transporteimer schöpft. Sogar Mäuse hat er schon vorgefunden. „Die fangen wie wild an zu rennen“, wenn er sich nähert. Das sei der pure Stress für Kröten und Frösche, weiß Gerd Schön.


Wohlbehalten ins Laichgebiet


Von diesem Stress erholen sie sich aber schnell. Das beobachtet er auch, wenn er mal einen besonders gefüllten Eimer vorfindet und die Amphibien am Teich wieder aussetzt. In dem aus glitschigen Körpern bestehenden kleinen Hügel tut sich anfangs wenig, so schildert er. Fünf Minuten später, wenn er mit dem nächsten Eimer erscheint, ist der Hügel verschwunden.
Für Tierschützer Gerd Schön ein sicheres Zeichen, dass alles gut gegangen ist – dass Kröten, Frösche und Molche wohlbehalten in ihrem Laichgebiet angekommen sind. In den nächsten Tagen der Wanderung werden ihnen noch Hunderte, wenn nicht gar Tausende folgen.



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