Doch keine Jetboote auf dem Scheibe-See


von Tageblatt-Redaktion

Zwischen 1984 und 1996 wurde hier Braunkohle abgebaut. Inzwischen ist aus dem Tagebau Scheibe ein 684 Hektar großer See mit gut 110 Millionen Kubikmetern Wasser geworden, der gemeinhin als „Haussee“ von Hoyerswerda gilt.
Zwischen 1984 und 1996 wurde hier Braunkohle abgebaut. Inzwischen ist aus dem Tagebau Scheibe ein 684 Hektar großer See mit gut 110 Millionen Kubikmetern Wasser geworden, der gemeinhin als „Haussee“ von Hoyerswerda gilt.

Von Mirko Kolodziej

Ruhig ziehen dieser Tage Skilangläufer ihre Runden um den Scheibe-See. Ansiedlungen, die hier in den letzten Jahren ins Gespräch gebracht worden waren, suchen sie vergeblich. Eine Algenproduktion? Gestorben! Eine Wasserski-Anlage? Passt planungsrechtlich ebenso wenig wie ein Caravan-Park. So drehen sich einzig am Nordufer ein paar Windräder und der Pflanzenhof Schulze aus dem benachbarten Kühnicht nutzt inzwischen gut zehn Hektar am Westufer landwirtschaftlich. „Forstgarten“ nennt Andreas Schulze sein See-Projekt. Jüngst ließ er aber auch einen Aussichtshügel aufschieben.

Nun ist mittlerweile auch die vom Anlieger Spreetal ins Gespräch gebrachte und vom Anlieger Hoyerswerda à la „der Spatz in der Hand“ verfolgte Ansiedlung eines Jetboot-Centers vom Tisch. So steht es in der Antwort des Hoyerswerdaer Rathauses auf eine Anfrage der Freien Wähler im Stadtrat. Denn die Flitzer würden den Zielen entgegenstehen, die es am See nach dem Aus der Pläne für „Grünes Gewerbe“ gibt. Zuvorderst wären da nun Naherholung und Event-Tourismus. Spreetal und Hoyerswerda sind sich mit dem dritten Anlieger Lohsa einig: Man soll hier einmal baden, angeln und segeln können.

Und auch Wohnen am See rückt wieder ins Blickfeld: Während Spreetal entsprechende Pläne für seinen Ortsteil Burg schon länger verfolgt, will Hoyerswerda solcherlei ältere Ideen wieder reaktivieren. „Wir sind hier in der Überlegung“, sagte Dietmar Wolf von der Bauverwaltung am Dienstag im Stadtrat und nannte auch gleich eine Zahl: 18 Hektar wären aus Sicht des Rathauses am Nordwest-Ufer des Sees zu bebauen. Der Haken: Vor einem Jahrzehnt hatten übergeordnete Behörden Hoyerswerda schon einmal mit dem Argument gestoppt, wo abgerissen werde, würde es doch wohl genügend Wohnraum geben. Inzwischen, sagt Wolf, habe der damals noch nicht zuständige Landkreis (Kreisreform!) seine Unterstützung signalisiert.

Am Westufer soll nun ab nächster Woche endlich etwas von den Bemühungen um eine Straße zum künftigen Hoyerswerdaer Badestrand zu sehen sein. Die Erschließung von der Straße Hoyerswerda - Riegel her beginnt mit Rodungsmaßnahmen. Ab März sollen dann Zufahrt und Parkplätze gebaut werden. Eine schier unendliche Geschichte geht damit nun doch dem Ende entgegen. Erst gab es Probleme, weil Waldbesitzer ihren Boden nicht hergeben wollten. Und als dann umgeplant war, erhöhte sich plötzlich der Eigenanteil, den die Stadt zum aus Bergbau-Sanierungs-Mitteln bezahlten Straßenbau dazugeben muss.

Die nächsten Fragen dürften wohl lauten: Wer baut wann die möglichen drei Boots- und Badestege? Wer will hier die baurechtlich vorgesehene Pension mit Gastronomie eröffnen? Und findet sich ein Betreiber für den gewünschten Zeltplatz? Die Ansiedlung von Vereinen am Südwest-Ufer ist inzwischen jedenfalls geplatzt. Hier sind der Stadt nämlich die nötigen Grundstücke vor der Nase weggekauft und mittlerweile aufgeforstet worden, so Dietmar Wolf.

Doch es gibt auch so noch genügend zu tun. Zwar sind die „Betreten verboten“- Schilder am Ufer solchen gewichen, die die „Benutzung auf eine Gefahr“ gestatten. Schließlich ist der See seit zwei Jahren gefüllt. Doch vor der offiziellen Bade-Erlaubnis etwa steht noch ein Planfeststellungsverfahren. Eine Flurneuordnung läuft bis Mitte 2015. Der Bergbausanierer LMBV will noch alte Brunnenlöcher verfüllen. Nicht zuletzt stehen die Fragen nach der pH-Neutralisierung (TAGEBLATT vom 24.1.), also auch der Einbindung des Sees in natürliche Gewässerläufe. Dietmar Wolfs Hoffnung, dass der Zuleiter von der Kleinen Spree in Tiegling geöffnet und einfach der geplante Ausleiter gebaut wird, ist trügerisch. Denn die LMBV plant mittlerweile ein System im Zusammenhang mit Hammer- und Besdank-Teich sowie dem Spreetaler See.

Beitrag von 2011: https://hoyte24.de/newsreader2/scheibe-see-so-soll-sich-das-sorgenkind-des-seenlandes-entwickeln.html



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