Die Stille ein Jahr danach


von Tageblatt-Redaktion

Der Weg zum 2013er-Festivalgelände am gestrigen Morgen. Statt Tausender Menschen Idylle pur.
Der Weg zum 2013er-Festivalgelände am gestrigen Morgen. Statt Tausender Menschen Idylle pur.

Von Uwe Schulz

Still ist es am Partwitzer See. Nach dem nächtlichen Regen dampft es überall. Das Getreide steht, der Poller an der Wendeschleife ist ebenfalls oben. Nach einem ordentlichen Fußmarsch gelangt man an den Findling, der an den Abschluss der Rütteldruckverdichtung im Mai 2004 erinnert. Zehn Jahre ist das nun her. Genau ein Jahr ist hingegen vergangen, seit hier das erste Seenland-Festival stattfand. Mitten im Nichts zwischen See und Graben, Weg und Wald. Der Poller war damals unten, das Getreide so gemäht, dass ein breiter Fluchtstreifen für den Panikfall vorhanden gewesen wäre. Der See war mit einem kilometerlangen Bauzaun abgesperrt. Und die für teueres Geld eingekauften Profis hatten den Hoyerswerdaern mitten in der Nachbargemeinde das perfekte Drei-Tage-Konzert hingezaubert. Das Wetter war phantastisch, die Stimmung auch. Es wurde am Ende kein Woodstock mit dem Potenzial der Legendenbildung. Freilich war es trotzdem toll. Nur, dass eigentlich niemand das Geld hatte, dieses Festival zu bezahlen. Wer nach den Kosten fragte, galt als Nestbeschmutzer. Am Ende war aber auch dem Letzten klar, dass das Rattenfänger-von-Hameln-Prinzip immer wieder super funktioniert – die Versuchung muss nur groß genug, der Blender clever genug und die ihm Folgenden müssen, sagen wir unvorsichtig genug sein. Der Verlust, der nirgends mehr zu verstecken war, wurde offiziell mit 2,5 Millionen Euro angegeben. Die lieblos am Festival-Wochenende nebenbei mit abgefertigte Seenland-Messe spielte in der Nachbetrachtung praktisch keine Rolle mehr. In diesem Jahr gab es kein Festival, aber auch keine Seenland-Messe mehr. Was die Zukunft bringt, ist spekulativ. Irgendwie ist das alles noch nicht beerdigt. Doch im Gegensatz zu 2013 fragt jetzt jeder als Erstes nach dem Geld.
Fakt ist nach einem Jahr, dass das Seenland-Festival der Stadt Hoyerswerda in der bundesweiten Außenwahrnehmung nicht wirklich geholfen hat. Geschadet hat es aber auch nicht. Weder der Stadt noch dem See. Hier sind jetzt wenigstens noch ein paar Waldwege besser befestigt als vor dem Festival. Auf dem Campingplatz genießen einige Camper die Idylle, die Wasserfläche ist abgetonnt. Im nächsten Jahr soll, so der derzeitige Stand, der Überleiter zum Geierswalder See in Betrieb gehen. Im Jahr elf nach dem Sanierungsende und im Jahr zwei nach dem Seenland-Festival geht es hier weiter – Schritt für Schritt.



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