Die letzten Gleise der Zeißholzbahn sind demontiert


von Tageblatt-Redaktion

Die Gleise der ehemaligen Lausitzer Grubenbahn sind ebenso zurückgebaut wie nunmehr auch die Gleisreste  der Zeißholzbahn.
Die Gleise der ehemaligen Lausitzer Grubenbahn sind ebenso zurückgebaut wie nunmehr auch die Gleisreste der Zeißholzbahn.

Von Ralf Grunert

Keine zwei Wochen ist es her, da wurden die letzten Schienen der ehemaligen Zeißholzbahn abtransportiert. Zurück blieb am Rande von Zeißholz eine Schneise zerwühlter Erde, auf der sich die verbliebenen Holz- und Betonschwellen teilweise wild durcheinander türmen.

Veranlasst wurde die Schrottbergung durch die ROP Roth AG. Das in Görlitz ansässige Unternehmen hat einen rund zehn Kilometer langen Trassenabschnitt zwischen dem Bahnhof Bernsdorf-Straßgräbchen und dem Gleisende auf dem Gelände der Mitte der 1990er Jahre abgerissenen Brikettfabrik Zeißholz von der Deutschen Bahn AG erworben. Um das Metall zu verwerten sowie Grund und Boden zu vermarkten. Aber wer kann schon etwas mit einer alten Gleistrasse anfangen?

ROP-Vorstand Steffen Roth hat da ziemlich konkrete Vorstellungen, die er anderswo bereits verwirklicht und kürzlich auch im Bernsdorfer Rathaus vorgetragen hat. Denkbar sei es, so erläuterte er gegenüber TAGEBLATT, dass Kommunen, im konkreten Fall wäre das die Stadt Bernsdorf, die Gleistrasse günstig erwerben, um darauf einen Radweg anzulegen. Mit dem im Frühjahr 2009 freigegebenen Kreisbahnradweg zwischen Görlitz und Königshain, der über rund zehn Kilometer auf einer ehemaligen Bahntrasse angelegt wurde und seit 2011 durchgängig befahrbar ist, sei das bereits gelungen, wie Steffen Roth wissen lässt.

Das Radwegeprojekt wurde seinerzeit unter Regie des Landkreises Görlitz realisiert und kostete gut 1,3 Millionen Euro, knapp 900 000 Euro gab’s als Fördermittel.

Auch die Trasse der Zeißholzbahn hat für Steffen Roth, dessen Firma schon verschiedene stillgelegte Bahnstrecken erworben hat, durchaus Potenzial – als Bestandteil einer überregionalen Verbindung. Von Königsbrück aus könnte ein Radwanderweg durchgängig auf der einstigen Bahntrasse über Schwepnitz bis Straßgräbchen verlaufen. Von Bernsdorf aus ließe sich der Weg bis Zeißholz auf der jetzt von Schienen befreiten Strecke fortführen und in der Endkonsequenz bis Hoyerswerda verlängern. Nur einen Steinwurf entfernt von der ehemaligen Verladestation der Brikettfabrik, wo der letzte verbliebene Schienenstrang endete, verläuft ebenfalls eine ehemalige Bahntrasse. Hier pendelte zuletzt die Lausitzer Grubenbahn zwischen Knappenrode und dem Endhaltepunkt am Auerhahn. Auf der gleichen Trasse, allerdings mit einer Abzweigung Richtung Michalken, war einst die Zeißholzbahn zwischen Hoyerswerda und Zeißholz unterwegs.

Der Bernsdorfer Bürgermeister Harry Habel (CDU) steht der Idee, auf einer ehemaligen Bahnstrecke einen Radweg zu errichten, recht aufgeschlossen gegenüber. Insbesondere eine Radwegverbindung zwischen Schwepnitz und Bernsdorf hat ihren Reiz, findet er. „So etwas lässt sich aber nur verwirklichen, wenn Fördermittel fließen und alle beteiligten Kommunen mitziehen.“ Denkbar sei für ihn die Realisierung eines solchen Projektes auch über eine touristische Gebietskörperschaft wie den Dresdner Heidebogen, in dem Bernsdorf Mitglied ist. Welche die geeignetste Variante ist, müsste ausgelotet werden. Aktuell sieht Harry Habel dafür allerdings keinen vorrangigen Handlungsbedarf. Bei Gelegenheit will er aber mal das Gespräch mit dem Landratsamt suchen und im Hinblick auf die alte Zeißholzbahn-Strecke auch mit seinem Amtskollegen in Hoyerswerda.

Und die ROP Roth AG hat gar keine Eile bei der Vermarktung der Gleistrasse der ehemaligen Zeißholzbahn. Ein Verkauf von Trassenteilen an die jeweiligen Grundstücksanlieger steht daher nicht zur Debatte. „Das ist nur eine Option, wenn die Kommunen sagen, sie verzichten.“ Dass dies nicht so schnell passiert, darüber ist sich der Unternehmer im Klaren. „Wir rechnen mit einem gewissen Zeitraum, bis das entschieden ist.“ So lange wird die Trasse der Zeißholzbahn allerdings auch in ihrem jetzigen Zustand verbleiben, kündigt Steffen Roth an. Dahinter steckt eine wirtschaftliche Herangehensweise. „Wenn dort ein Radweg entstehen sollte, können Materialien wie Betonschwellen gleich vor Ort recycelt und eingebaut werden.“

Eine Ausnahme gibt es: Es handelt sich um den Gleisrest, der den Weg zur ehemaligen Schule in Zeißholz quert. Um dessen Beseitigung und die Anpassung der Straße wird sich der städtische Bauhof von Bernsdorf kümmern, wie von Bauhofchef Gottfried Jurisch zu erfahren war. „Aber erst, wenn der Frost aus dem Boden raus ist.“



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