Die Grenze des Zumutbaren ist überschritten
Mindestens 58 Minuten Busfahrt. Zwei Minuten zwischen Haltestelle und Schule. Weitere fünf Minuten oder mehr zwischen Haltestelle und Wohnungstür. Und das jeden Wochentag zweimal. Im günstigsten Fall. Denn es gibt auch eine Tour, da ist allein der Bus die einfache Strecke laut Fahrplan 1:22 Stunde unterwegs.
„Und wenn wir an der Baustelle Stau haben oder die Ampel gerade auf Rot umgeschaltet hat, dauert es noch länger“, sagt Saskia. Sie meint die Seen-Überleiter-Baustelle zwischen dem Brandenburger Tor und Klein Partwitz. An einem Tag, so erinnert sie sich, war die Fahrzeugschlange besonders lang, da brauchte der Bus fast eine und eine Dreiviertelstunde – zwischen den Haltestellen an der Kolpingstraße am Lessing-Gymnasium Haus 2 in Hoyerswerda und dem Gasthaus im Elsterheider Ortsteil Sabrodt.
Der Schulweg, egal ob in die Grundschule oder ins Gymnasium, darf die maximale Zeit von 60 Minuten nicht überschreiten. Der einfache Schulweg wohlgemerkt, vom Verlassen der heimischen Wohnung bis zum Betreten der Schule. Das sei zwar keine Gesetzlichkeit, dazu gebe es aber ein Gerichtsurteil, weiß Angela Ruscher, Pressesprecherin der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Bautzen. Also war die elfjährige Saskia an jenem Tag fast doppelt so lange unterwegs, wie es der zumutbare Schulweg erlaubt. Die Fünftklässlerin besucht ein Gymnasium in Hoyerswerda, ebenso wie derzeit acht weitere Schüler aus Sabrodt. Bei der Bildungsagentur ist der Sonderfall des an der Grenze zu Brandenburg gelegenen Elsterheide-Ortsteils bekannt. „Das nächste sächsische Gymnasium befindet sich in Hoyerswerda. Bis Weißwasser wäre es noch weiter“, meint Angela Ruscher und verweist der Zuständigkeit halber an das Landratsamt Bautzen. „Schülerbeförderung ist Sache des Landkreises.“
„Wir sind natürlich bemüht, die eine Stunde beim einfachen Schulweg einzuhalten“, versichert Gernot Schweitzer, der Pressesprecher des Landratsamtes. Landkreisweit sei das schwierig genug, fügt er hinzu. Was den geschilderten Fall der Schüler aus Sabrodt angeht, so bat er darum, dass sich betroffene Eltern oder auch die Gymnasien direkt an das Landratsamt wenden mögen. Es gebe unter Umständen die Möglichkeit, ein solches Problem im Zusammenhang mit dem nächsten Fahrplanwechsel zu lösen. Vielleicht ja sogar mit einer neuen Bus-Route. Das sei aber nur am konkreten Beispiel zu klären.
Antje Köhler, die Mutter von Saskia, will das Angebot aus Bautzen gerne annehmen, wie sie sagt. Zumal ihre Tochter mehrfach in der Woche die Buslinie nutzt, die nach Sabrodt fast eineinhalb Stunden unterwegs ist. Zwar könnte Saskia auch mit dem Bus fahren, der eine etwas andere Route hat und daher nur eine Stunde benötigt. Der fährt aber nach Unterrichtsschluss eine halbe Stunde später als der andere Bus. Ob sie nun an der Haltestelle wartet oder im Bus sitzt, ändere nichts an der Zeit, die sie bis nach Hause benötigt, so Antje Köhler.
„Eine Stunde ist schon ganz schön viel, wäre aber halbwegs in Ordnung“, macht Saskias Mutter deutlich, dass sie keine übertriebenen Ansprüche stellt. Allerdings gebe es auch eine schnellere Lösung, glaubt sie. Und verweist auf die Verbindung zwischen Hoyerswerda und Schwarze Pumpe. „Wenn der Bus einen Schwenk über Sabrodt fahren würde, wäre für die Schüler viel Zeit gespart.“ Dann wären diese vielleicht nur eine halbe oder eine Dreiviertelstunde unterwegs.
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