Dicke Brocken im Wasser


von Tageblatt-Redaktion

So sieht der Abriss der Görlitzer Brücke aus der Luft aus.
So sieht der Abriss der Görlitzer Brücke aus der Luft aus.

Von Uwe Schulz

Die Bagger stemmen stoisch den Beton auseinander. Sie stehen an verschiedenen Stellen der alten Görlitzer Brücke. Was sie hier tun, hört man noch einen Kilometer entfernt. Vor Ort sieht man es natürlich besser. Und das zieht Beobachter magisch an. Und wieder sind Brocken herausgearbeitet. Sie fallen mit einem satten Geräusch auf das Deichvorland oder mit einem Klatschen ins Wasser. So geht Abriss.

Aber ist das auch so in Ordnung? Als wir Anfang der Woche ein Video vom Abriss bei Facebook posteten, tauchen bei den Kommentaren Umweltbedenken auf. Hatte es nicht erst einige Tage zuvor eine Elektrobefischung unterhalb des Neuwieser Wehres gegeben, damit durch den Abriss des Wehres dort der Fischbestand nicht zu Schaden kommt?

Aber wie das so ist – so richtig klar bis ins letzte Detail ist offenbar nicht geregelt, was man beachten muss, wenn man ein Bauwerk am oder im Fluss abreißt. Die Untere Wasserbehörde beim Landratsamt Bautzen ist für Hoyerswerda und damit auch für den konkreten Fall zuständig. Landratsamtssprecherin Sabine Rötschke sagt nach Rücksprache, dass man im konkreten Fall keine Probleme sehe. Die Betonbrocken müssten eben nur wieder aus dem Flussbett entfernt werden.

So sieht man das auch beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv), Bauherr an der Görlitzer Brücke. „Spezielle Auflagen zum Umweltschutz bestehen nicht. Es gelten die für alle Abbruchmaßnahmen geltenden Regeln: Kein Schadstoffeintrag ins Gewässer und komplette Beräumung der Abbruchmassen aus dem Flussbett“, teilt Behördensprecherin Isabel Siebert auf Tageblatt-Anfrage mit.

Die Betonträger des alten Brückenüberbaues sind mit starken Bewehrungseisen gekoppelt und können deshalb nicht herausgehoben werden, heißt es weiter aus dem Lasuv. Also muss gestemmt werden, wodurch Betonbrocken eben auch ins Wasser fallen. „Das ist aber aus Sicht des Gewässerschutzes unproblematisch“, ist man sich beim Lasuv sicher. Durch die relativ großen Brocken entstehen auch kaum Schwebstoffe. Am Ende des Arbeitstages wird jeweils das Flussbett vom Abbruchgut beräumt, sodass kein künstlicher Damm entsteht oder kleinere Brocken weiter weg gespült werden. Im Fall eines Hochwassers würde das alles anders aussehen. Dann müsste der Schutt auch gleich vom Vorland beräumt werden. Doch Hochwasser ist nicht in Sicht. Viel wichtiger aus Umweltsicht sind da wohl die abrissvorbereitenden Arbeiten gewesen. Denn gefährlich wäre es tatsächlich geworden, wenn die teerhaltige Dichtung der Brücke oder Teile davon ins Wasser gelangt wären. Doch die wurde nach Lasuv-Angaben vollständig abgefräst und entsorgt. Der Brückenbeton gilt als schadstofffrei.

Beim Abbruch des Wehrs in Neuwiese ist nicht das Lasuv der Bauherr, sondern die Landestalsperrenverwaltung. Dort sieht man keinen Grund, das Agieren der Schwesterbehörde in irgendeiner Form zu bewerten. Zuständig ist man auch nicht. Allerdings hat man den Umweltaspekt beim eigenen Projekt ein paar Kilometer weiter flussabwärts stärker beachtet. Hier maß man dem Thema Beton im Wasser aus eigenem Ermessen eine andere Rolle zu. Dass man zur Elektrobefischung griff und so rund 250 Fische umsetzte, war aber auch dem Fakt geschuldet, dass die sechs Jahre lang nicht bewegte Wehrklappe gezogen werden musste und die sich dahinter angesammelten Sedimente flussabwärts verteilten. Zudem flossen die Daten aus der Befischung in die sächsische Fischdatenbank mit ein, die für diesen Teil der Schwarzen Elster nicht sehr aussagekräftig war. Alles also eine Ermessensfrage …



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