Der Wahlkampf hat begonnen
Von Mirko Kolodziej
An den Laternenmasten hängen wieder Polit-Plakate – kein Zweifel: Eine Wahl steht an. Und da ganz offensichtlich nicht jedem klar ist, worum es am Monatsende genau geht, wurde schon vor einer Woche in Hoyerswerda eine sachsenweite Erklär-Kampagne gestartet. „Aufkreuzen und Ankreuzen! Am 31. August 2014 zur Wahl des Sächsischen Landtages“, stand auf Faltblättern, die der aktuelle Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler auf dem Markt verteilte.
Sicher ist wohl sicher. Gingen doch vor fünf Jahren in Hoyerswerda nicht einmal die Hälfte aller Wahlberechtigten an die Urnen. Zum Vergleich: In Wittichenau waren es 62, in der Elsterheide sogar 65 Prozent. Womöglich ist es ja auch nicht ganz einfach, politisch durchzusehen. Es sind für den 31. August insgesamt 14 Parteien oder Organisationen zugelassen. Ab heute ist es möglich, über den Wahl-O-Maten deren wichtigste Positionen mit den eigenen Ansichten abzugleichen.
Man kann diesen Parteien oder Organisationen sachsenweit, also auch in und um Hoyerswerda, jeweils eine Zweitstimme geben. 60 Parlamentarier werden so über die 14 Landeslisten bestimmt. Noch einmal genauso viele werden über Direkt-Mandate der 60 Wahlkreise in den Landtag einziehen. Allein dafür gibt es mehr als 500 Bewerber. In den hiesigen zwei Wahlkreisen 54 und 55 (siehe Grafik in der Bildleiste unten) kandidieren neun beziehungsweise acht Männer und Frauen (siehe im Anschluss an diesen Text). Während im Wahlkreis 54 geografisch alles beim Alten geblieben ist, hat man den Wahlkreis 55 erweitert. Hinzugekommen sind die Gemeinden Königswartha, Neschwitz, Puschwitz und Radibor.
Sie dürfen durchaus als CDU-Land gelten. Das ist nicht ganz unwichtig. Schließlich war es der größten Oppositionspartei im Land, der damaligen PDS, bei der Wahl vor zehn Jahren gelungen, den mit Werner Klinnert (†) und Wolfgang Schmitz anderthalb Jahrzehnte lang durch CDU-Leute gehaltenen Wahlkreis für sich zu erringen. Der Hoyerswerdaer Dietmar Jung (†) zog 2004 in den Landtag ein und deklassierte mit der ehemaligen Landrätin Andrea Fischer die damalige CDU-Bewerberin. Seit 2009 wird der Wahlkreis 55 vom Hoyerswerdaer CDU-Mann Frank Hirche gehalten. So, wie schon damals, konkurriert für die Linke Ralph Büchner um das Mandat. Hirches knapp 33 Prozent Zustimmung standen vor fünf Jahren Büchners reichlich 26 Prozent gegenüber. Dritter wurde der Oßlinger CDU-Renegat Henry Nitzsche mit knapp 17 Prozent.
Im Wahlkreis 54 bekommt es CDU-Ministerpräsident Stanislaw Tillich ebenfalls mit demselben Linkspartei-Bewerber zu tun wie 2009. Kay Scheidemantel aus Arnsdorf bei Radeberg konnte Tillich damals kaum gefährlich werden. Er holte knapp 17 Prozent, während Tillich seine 44 Prozent aus dem Jahr 2004 auf 59 Prozent steigern konnte. Dritter wurde zu Beginn der nun endenden Wahlperiode der Wachauer SPD-Mann Volker Kurz mit sieben Prozent.
Da wegen der Wahlkreis-Zuschnitte nicht jeder dort kandidieren kann, wo er wohnt, kann es durchaus auch passieren, dass ein Wittichenauer einen Görlitzer Wahlkreis vertritt, so wie das seit längerem beim ehemaligen Wittichenauer Peter Schowtka (CDU) der Fall ist. Er kandidiert nun aber nicht wieder im Wahlkreis 57. Allerdings will zum Beispiel der Hoyerswerdaer Handwerksmeister Mike Hauschild, der in Bautzen wohnt, im dortigen Wahlkreis 56 ein Direktmandat für die FDP holen. Umgekehrt kann sich in Hoyerswerda wohl bisher kaum jemand ein Bild von Viktor Vincze machen, der sich seit Jahren in Dresden einerseits für die Grünen und andererseits in der Migrations-Politik engagiert. Auch auf den Landes-Listen stehen weitere Bewerber aus der Stadtregion, bei der CDU zum Beispiel die Hoyerswerdaer Modehändlerin Evelin Graf.
Ansonsten finden sich unter den hiesigen Direkt-Kandidaten ziemlich viele Multi-Kandidaten, was auf eine enge Personaldecke der Parteien hindeutet. So wollten die Bewerber Ralph Büchner und Dirk Nasdala (Freie Wähler) im vorigen Jahr beide als Oberbürgermeister ins Hoyerswerdaer Rathaus einziehen. Sie sitzen hier ebenso im Stadtrat wie Frank Hirche und Ralf Zeidler (Freie Wähler), der voriges Jahr ein Bundestagsmandat angestrebt hat. Kevin Stanulla ist erst seit Anfang 2012 SPD-Mitglied, hat aber im Mai bereits für den Kreistag und den Bernsdorfer Stadtrat kandidiert.
Nach dem 31. August sollte es allerdings für alle, die regelmäßig in Wahlkampf-Schlachten ziehen, erst einmal eine Atempause geben. Ohne größere politische Verwerfungen sind Wahlen mit unzähligen Listen und Kandidaten dann erst einmal nicht in Sicht, kleinere allerdings schon: So wählen alle sächsischen Landkreise nächstes Jahr ihre Landräte und zum Beispiel Lauta und Lohsa ihre Bürgermeister.
Kandidaten im Wahlkreis 54 (Lauta - Bernsdorf - Wittichenau - Oßling...)
Marcel Krebes, Bürgerrechtsbewegung Solidarität
Kandidaten im Wahlkreis 55 (Hoyerswerda - Lohsa - Spreetal - Elsterheide ...)
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