Der tote Hund vom Stadtrand


von Tageblatt-Redaktion

Auf dem Gelände der Tierpension im Westen Hoyerswerdas wurde am Freitagabend ein Schäferhund getötet.
Auf dem Gelände der Tierpension im Westen Hoyerswerdas wurde am Freitagabend ein Schäferhund getötet.

Was Freitagabend auf dem umzäunten Gelände der Tierpension Schreiber wirklich geschah, ist nicht sicher. Niemand hat es gesehen, keine Kamera hat es gefilmt. Gehört hat auch niemand etwas. Fakt ist: Der neunjährige Deutsche Schäferhund Udo ist tot. Schreibers fanden ihn leblos auf dem mit einem hohen Zaun umgebenen Grundstück. Der Hund, der seit fünf Jahren Schreibers gehört und sich vor dem abendlichen Einsperren noch draußen aufhielt, hat Verletzungen im Bereich der Kehle und zwischen den Vorderläufen.

Wer hat den Hund getötet? Schafft das ein Mensch mit einem Messer oder einer anderen Waffe? War es ein anderer, wildernder Hund, ein wildes Raubtier? Der Tierarzt, mit dem die Pension zusammenarbeitet und der nicht in Hoyerswerda ansässig ist, war wegen einer anderen Angelegenheit vor Ort, sah sich den toten Hund an und kam laut Schreibers sowie Polizeiangaben zu dem Schluss, dass es sich bei den Bissspuren um die eines Wolfes handele.

Es gibt genügend Menschen, die diesem Tierarzt und seinen Fähigkeiten vertrauen. Andererseits hat er sich in den vergangenen Jahren stark dafür eingesetzt, dass sich der Freistaat des Problems Wolf endlich annehmen möge, anstatt die Wölfe zu fördern. Eine Neutralität beim Thema Wolf ist ihm schwerlich zuzusprechen. Entsprechend sind die Reaktionen in den sozialen Netzwerken im Internet. Doch wer kann schon das fachliche Urteilsvermögen dieses Tierarztes, der ja mit seinen Feststellungen seine Reputation sowohl untermauern als auch stark aufs Spiel setzen kann, tatsächlich einschätzen?

Auch hierbei ist nur eines sicher: Im Landkreis Bautzen gibt es zwei zugelassene Riss-Begutachter. Keiner der beiden ist Tierarzt. Unabhängig davon wurde im Fall des toten Hundes das Wildbiologische Institut Lupus informiert. Der tote Hund wurde vor Ort untersucht und anschließend mitgenommen. Von der Auswertung der entnommenen Proben und einer eingehenderen Untersuchung des toten Hundes und seiner Verletzungen erhofft man sich herauszufinden, welche Kreatur den Hund tatsächlich getötet hat. Das Ergebnis wird erst in einigen Tagen vorliegen.

Die Tierpension Schreiber liegt am Rande der Stadt im ehemaligen Tausend-Mann-Lager. Bis zum Wald, der zum Territorium des sogenannten Seenland-Wolfsrudels zählt, sind es 800 Meter. Die angrenzenden Kleingärten sind zu dieser Jahreszeit menschenleer. Hasen, Kaninchen, Rehe, Füchse und auch Wildschweine haben sich in der Vergangenheit schon im weitestgehend ungenutzten Gewerbegebiet blicken lassen. Warum nicht auch ein Wolf? Cornelia Schreiber sagt, dass sie im vergangenen Sommer einen auf der Straße habe stehen sehen, nicht weit von ihrer Tierpension entfernt.

Es gibt verschiedene Wege, vom Wald bis zur Tierpension zu gelangen, ohne dass es in der Dunkelheit eines Januarabends jemand merken würde. Um in das umfriedete Gelände zu gelangen und es auch wieder schnell zu verlassen, muss der Zaun überwunden werden. Das ist nicht unbedingt einfach, aber eben auch nicht unmöglich – weder für einen Menschen noch für ein geschicktes Tier. So ein Angriff auf einen Hund ist in Deutschland bislang noch nicht aktenkundig geworden.

Cornelia Schreiber sieht sich selbst nicht als Wolfsgegnerin, hat aber Probleme damit, dass sich der Mensch an den Wolf anpassen soll. Gleichzeitig fragt sie sich, wie sie künftig ihr Freigelände denn noch absichern soll. Und dabei dürfte es egal sein, ob der Hunde-Töter ein Wolf, ein Hund oder ein anderes Lebewesen war.



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