Der Schrauber von Laubusch


von Tageblatt-Redaktion

n schönen Tagen befindet sich die Fahrradwerkstatt von Lothar Löser in der Laubuscher Parkstraße gleich hinter seinem Wohnhaus unter freiem Himmel.
n schönen Tagen befindet sich die Fahrradwerkstatt von Lothar Löser in der Laubuscher Parkstraße gleich hinter seinem Wohnhaus unter freiem Himmel.

Von Ralf Grunert

Manchmal gerät Lothar Löser ganz schön ins Schwitzen. „Wenn ich so einen richtigen alten Gaul bekomme, an dem Jahrzehnte nichts gemacht wurde, dann ist das keine schöne Arbeit, den wieder fit zu machen.“ Als alten Gaul bezeichnet Lothar Löser ein Fahrrad, das schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Solche Räder landen regelmäßig in der in einer Garage untergebrachten Werkstatt an seinem Wohnhaus in der Laubuscher Kolonie.

„Wenn ältere Leutchen sich ein neues Fahrrad kaufen, dann wollen sie das alte gern loswerden“, weiß Lothar Löser. Allerdings sei es doch schade, solche Räder zu entsorgen. Längst hat es sich in Laubusch und Lauta herumgesprochen, dass er sie kostenlos abnimmt. Manchmal gibt es dafür auch eine Flasche Sekt. „Aber nur, wenn so ein Rad noch besonders gut erhalten ist.“ Seine Spezialität sind Fahrräder aus DDR-Zeiten. „Da kann man nichts verkehrt machen, die laufen immer“, sagt Lothar Löser und zeigt auf die Armada von Rädern der Marken Diamant und Mifa im Fahrradständer. Und auch die Reparatur gestaltet sich einfacher. „Da kann man noch selbst was dran machen. Für die neueren Räder braucht man oft Spezialwerkzeuge.“

Um die vier Stunden verbringt der Laubuscher fast täglich in seiner Werkstatt. „Ich nehme die alten Räder total auseinander und baue sie dann komplett wieder auf.“ Ersatzteile, sofern es sie noch gibt, kauft er dazu. Manches Fahrrad findet aber auch Verwendung als Ersatzteilspender. Zu tun hat er reichlich, denn nebenbei erledigt er auch kleinere Reparaturen. „Die Leute sind froh, wenn jemand da ist, der das kann.“ Er weiß auch, dass sie ihre Fahrräder brauchen. „Darum mache ich mir die Mühe, jeden Tag.“ Seine Ehefrau Margot hat sich daran gewöhnt, sie weiß: „Die Werkstatt hat Vorrang vor der Gartenarbeit.“

Und obwohl er viel zu tun hat: Als Konkurrenz für den Fahrradhändler in Lauta betrachtet sich Lothar Löser nicht. Im Gegenteil, von diesem bekomme er Ersatzteile verkauft, manchmal geschenkt und sogar Kunden nach Laubusch geschickt.
Manchmal stößt Lothar Löser aber auch an Kapazitätsgrenzen. Kürzlich verfügte er über knapp 20 Fahrräder. „Mir wurden schon weitere angeboten“, erzählt er und winkt ab. „Die Leute musste ich vertrösten. Ich hole die Fahrräder später.“ Es herrscht gerade Platzmangel in der Werkstatt.

Über mangelnde Nachfrage kann sich der 77-Jährige trotzdem nicht beklagen. „Fahrräder werden ja massenhaft gestohlen, das weiß jeder.“ Die Leute freuen sich, so seine Erfahrung, wenn sie bei ihm ein Fahrrad für 50 bis 60 Euro bekommen können. Ein Fahrrad, so betont er, das tipptopp in Ordnung ist. „Fast wie neu aus dem Laden.“

Beginnend in den 1960er-Jahren hat er sich mit Fahrradreparaturen ein kleines Taschengeld nebenbei verdient, blickt Lothar Löser zurück. Um diese Zeit herum hat er auch die Verantwortlichkeit für die Radballer und Kunstradfahrer bei der damaligen BSG Aktivist Laubusch übernommen. Er war nicht nur selbst als Radballer aktiv. „Ich war auch der Einzige, der von den Sportfahrrädern eine Ahnung hatte und sie reparieren konnte.“ Diese Fähigkeit kam aber nicht über Nacht. Zuvor schon hat er sein eigenes Fahrrad und die Räder von Bekannten in Schuss gehalten. Dem Hallenradsport ist Lothar Löser, der 1978 sogar mal DDR-Jugendmeister war, bis heute treu geblieben. Nach seinem Wechsel zur SG Turbine Lauta war er bei dieser bis 2012 der Abteilungsleiter. Inzwischen wird in diesem Verein kein Radball mehr betrieben, was Lothar Löser bedauert. Er selbst spielt aber nach wie vor noch regelmäßig bei den Radballern in Großkoschen sowie in der Spielunion in Sachsen.

Froh ist der Laubuscher, dass es ihm gelungen ist, altes Radball-Material aus Turbine-Zeiten vor der Entsorgung zu bewahren. So kann er manchmal auswärtigen Vereinen mit Ersatzteilen aushelfen. Ans Herz gewachsen sind ihm auch ein Einrad, Baujahr 1921. „Damit fahre ich manchmal durch den Ort“, erzählt er. Auch die Holzfelgen aus dieser Zeit sind etwas ganz Besonderes. Lothar Löser ist daran interessiert, dass die Erinnerung an die Laubuscher Radsport-Tradition bewahrt wird. So kann er sich durchaus vorstellen, das eine oder andere historische Fahrrad oder Exponat dem rührigen Heimatverein Laubusch für dessen Heimatmuseum zu überlassen.

Kontakt: Lothar Löser ist unter folgenden Telefonnummern zu erreichen: 035722 97886 bzw. 0163 2338505



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