Der perfekte Baum für die Weihnachtsstube


von Tageblatt-Redaktion

Und Abmarsch! Familie Christoffel aus Hoyerswerda hat ihren Wunsch-Weihnachtsbaum gefunden.
Und Abmarsch! Familie Christoffel aus Hoyerswerda hat ihren Wunsch-Weihnachtsbaum gefunden.

Der Termin am Samstagmorgen verheißt nichts Gutes. Zumindest nicht bei dem Gedanken daran, das Ziel – Weihnachtsbäume zum Selbstschlagen – auf Anhieb finden zu müssen. Denn das Areal zwischen Leippe und Schwarzkollm ist für Ortsunkundige, die noch nie am Forsthaus waren, ziemlich groß. Und das auch noch mitten im Wald. Ja klar, wo wachsen Weihnachtsbäume auch sonst?
Aber so schnell lasse ich mich nicht unterkriegen. Habe bis jetzt schließlich alles gefunden. Wenn auch manchmal über Umwege. Schnell noch mal bei Facebook einige Leute angeschrieben, die dort in der Nähe wohnen. Fehlanzeige. Keiner weiß so richtig, wo es lang geht. Revierleiter Michael Dobisch meint am Telefon zu mir: „Das ist ganz einfach. In Bernsdorf nach der Eisdiele rechts abbiegen, dann Richtung Lauta. Das können Sie gar nicht verfehlen. Dort stehen viele Autos.“ Prima, denke ich. Ist ja gar nicht so schwer. Doch irren ist in dem Fall männlich. Ich habe zwar einen Waldweg gefunden. Dort steht auch drauf geschrieben: Forsthausweg. Muss ja hier sein, denke ich. Das Haus am Waldrand sieht idyllisch aus. Aber… Hier gebe es alles Mögliche, jedoch keine Weihnachtsbäume, erklärt mir die ältere Bewohnerin des Forsthauses freundlich und meint, ich müsse zurück nach Leippe und dort noch mal fragen. Mit mir sucht ein weiterer Autofahrer den Weg. Wir halten beide rechts am Straßenrand. „Ah, ich glaube jetzt zu wissen, wo es ist. Mir nach“, sagt er lachend. Der Mann macht mir Spaß. Aber nicht lange. Er kennt den Weg nämlich doch nicht. Ich habe ehrlich gesagt jetzt langsam die Faxen dicke. Da kommen mir zwei Herren, die am Gartenzaun stehen, gerade recht. Nur wenige Minuten später kenne ich den Weg. Dann endlich ist das Ziel erreicht. Erst mal tief durchatmen.Mir kommt ein Mann entgegen, geradewegs aus dem Wald. Der Baum auf seinen Schultern muss ziemlich schwer sein. Ich frage, ob er kurz Zeit hat: „Nee“, schnauft er lachend und zeigt auf den meterhohen Tannenbaum.Da hat es Familie Christoffel einfacher. Sie sind zu dritt. Den Baum schnell ins Auto eingeladen, Kofferraumhaube zu. Fertig. Zeit für ein kleines Gespräch. Die Familie aus Hoyerswerda mache nichts „Verrücktes“ mit ihrem Baum. Sondern eher klassisch wird er mit roten und goldenen Kugeln geschmückt. Aber das Lametta stammt noch aus DDR-Zeiten und wird auch in diesem Jahr den Weihnachtsbaum wieder schmücken. Und gleich den richtigen Baum hier gefunden? „Ja“, meint der Ehemann und Vater. Er mache das wie beim Schuhekaufen. Ansehen, gefallen, ausprobieren, kaufen. Einmal im Jahr. So etwas kann nur ein Mann sagen. Eine „Anprobe“ braucht es am Sonnabend nicht. Nur die Höhe muss ins Wohnzimmer passen. Für das Absägen ihres Baumes hat die Familie nicht lange gebraucht, wie sie sagt. Mit Teamarbeit geht eben alles schneller.Mitten im Wald bahnt sich jetzt eine kleine Ehekrise an. Er meint: „Warum nehmen wir den denn nicht?“ Sie sagt: „Der ist mir viel zu groß und schief ist er außerdem. Schlag doch den Baum da drüben.“ Der Mann schnauft. Ein Kompromiss steht exakt zehn Schritte weit von dem jungen Paar entfernt. Gerade gewachsen, nicht zu hoch und passend für die Stube. In ein paar Minuten wird das Pärchen die Blaufichte gefunden haben, gemeinsam absägen und mit nach Hause nehmen. Also alles wieder gut.Michael Dobisch hat davon nichts mitbekommen. Marcus ruft den Revierleiter nämlich gerade an und fragt nach dem Weg zum Forsthaus. Undine Kottow hat es da leichter. Sie sei einfach immer den vielen Autos gefolgt und schnell am Ziel gewesen, erklärt die Schwarzkollmerin.Über neunzig Blaufichten sind am frühen Vormittag bereits geschlagen und verkauft. Die Bäume wurden vor acht Jahren gepflanzt und sind nun „reif für die Ernte“ meint Michael Dobisch. Schon seit mehreren Jahren können in der Nähe des Forsthauses Weihnachtsbäume selbst abgesägt und erworben werden. Der Trend gehe immer mehr zu einheimische Arten. Ich werde jetzt sogar etwas neidisch, als ich zwangsläufig einem kleinen Jungen zuhöre, der seiner Mutter begeistert erzählt, wie schön die „Ernte“ war und dass man den Duft des Waldes ja jetzt eigentlich mit nach Hause nimmt. Ich habe schon einen Baum. Es ist seit mehr als zwanzig Jahren immer derselbe. Der Vorteil: Er nadelt nicht. Doch auch dafür hat Michael Dobisch einen Tipp: Immer einen Baumständer nehmen der mit Wasser gefüllt ist. Das merk ich mir für das nächste Jahr. Aber wenn ich mir einen Baum selbst absäge, dann vorher nur mit ganz korrekter Wegbeschreibung.



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