Der Mann mit den löchrigen Socken
Mit der Aktion „Socke am Baum“, will der ehemalige Hoyerswerdaer René Neumann auf die Verschwendung von Steuergeldern aufmerksam machen. Die Aktion soll im Februar auch in Hoyerswerda laufen. Wie er darauf kam, sagt er im TAGEBLATT-Gespräch.
Herr Neumann, Sie mögen derzeit Socken sehr gerne. Wieso denn das?
Ja irgendwie haben es mir gerade in dieser Zeit die Socken angetan. Beim Durchprobieren meiner Sockenschublade ist mir aufgefallen, dass einige Exemplare ganz schön löchrig sind, und dachte mir: Das kenn ich doch irgendwoher? Und ich musste dabei an unseren Staat, sein Steuersystem, Sparstrumpf, Rechtsystem, Sozialsystem und auch Gesundheitssystem denken. Irgendwie bekam ich dabei einen inneren Ruck und den Willen, etwas dagegen tun zu müssen.
Aber nicht allein …
Nein, natürlich nicht. Es soll eine friedliche Gemeinschaftsaktion werden. Denn je mehr Leute an meiner Idee, die ich „Socke am Baum“ genannt habe, teilnehmen, umso mehr kann auch erreicht werden. Den Bürgen soll bei der Aktion auch klarwerden: Es liegt an uns, was zu tun!
Soll heißen, Sie fordern Menschen auf, jetzt Socken zu sammeln?
Ja, ich fordere nicht nur auf, dass Socken gesammelt werden sollen. Diese Socken sollen insbesondere an Bäume gehangen werden!
Und dann?
Diese Socke soll einerseits den Sparstrumpf symbolisieren und anderseits auch unseren Staat als System – schlüpfrig, löchrig und teilweise sehr unfair ausgeführt! Wir füllen zum Beispiel täglich mit unser Hände Arbeit diesen Strumpf mit unseren Steuergeldern. Durch diese Löcher verlaufen sich viele dieser Gelder im Nichts. Nennen Sie doch mal einige Beispiele aus Ihrer Sicht, Herr Neumann.Gehaltsempfänger und Gehaltsgeber tragen mit ihrer Hände Arbeit diesen Staat! Aber was erhalten wir dafür? Kaputte Straßen, weitere Steuererhöhungen, die große Steuerverschwendung, tägliche Existenzängste, drei bis vier Jobs um überhaupt über die Runden zu kommen, weniger Zeit, für Leben und Familie, im Alter die Armut. Soll das die Zukunft für unser geleistete Arbeit sein und was erzählen wir unseren Kindern?
Dann eignen sich Socken mit Löchern ganz besonders gut für die Aktion?
Ja Strümpfe mit Löcher sind noch perfekter als ganze Socken geeignet! Obwohl, die ganzen Strümpfe die Sache auf jeden Fall abrunden. Da ja noch genügend vorhanden ist, was in unserem Staat funktioniert!
Wann, wo und vor allem wie soll die Aktion stattfinden?
Die freiwillige, friedliche Aktion „Socke am Baum“ gegen die kleinen/großen Ungerechtigkeiten in unserem Land, soll am 1. Februar bundesweit starten und geht bis zum 23. Februar. Angesprochen ist jeder, der sagt: Ja, ich möchte es etwas fairer. Und bevor ich immer nur und weiter Gerede und Gemecker der Leute zuhöre, hänge ich eine Socke an einen beliebigen Baum! Auch am Auto oder sonst wo! Gut wäre an Bäumen vor den Rathäusern in jeder Stadt, eben bundesweit.
Glauben Sie, dass sich Verantwortliche das Ergebnis dieser Aktion vor Ort anschauen und etwas ändern werden?
Ja, ich glaube schon, dass sich auch Verantwortliche aus den Stadträten und der Regierung das ansehen. Ich denke, es gleicht einem Münzwurf. Die Chance ist da, im besten Fall fünfzig zu fünfzig, dass sich einige dieser Sache annehmen und was unternehmen. Da es im Grunde ja auch die Pflicht einer sagen wir „demokratischen“ Regierung ist, dem Volk Aufmerksamkeit zu widmen und sich um dessen Belange zu kümmern! Sicher gibt es bestimmt auch Ignoranz und Arroganz auf Seiten der Politik, das kennen wir ja schon!
Sie wohnen doch eigentlich in Berlin. Warum liegt Ihnen Hoyerswerda bei der Aktion so am Herzen?
Ja, ich wohne in Berlin, genau vor der Haustür, die es sauber zu halten gilt. Die Aktion, soll, wie schon beschrieben, bundesweit sein. Aber ich bin ein Ex-Hoyerswerdaer, und in meiner alten Heimatstadt bahnt sich die meiste Unterstützung dieser Idee an, was mich besonders freut und auch stolz macht.Eigentlich könnte man die Aktion doch auch als eine andere Art von Flashmob ansehen, oder?Ja genau es soll wie ein spontaner Flashmob aussehen, bei dem Menschen sich untereinander animieren, das Gleiche zu tun und friedlich ein Zeichen mit aufgehängten Socken zu setzen.
Und was passiert, wenn die Aktion zu Ende ist? Also wer räumt die Socken wieder weg?
Entweder der Staat verklagt mich und ich versuche, das Entsorgen der Socken und die Strafe über Spenden zu bewerkstelligen! Das wäre der nicht so schöne Fall! Oder: Die Socken bleiben ewig hängen, und es werden mehr oder über die Zeit weniger, weil sie verrotten und die ganze Zeit daran erinnern! Dann gibt es noch die Möglichkeit, dass wir die Socken wieder abnehmen und bei Bedarf wieder aufhängen. Wie so eine Art Stimmungsbarometer! Was das Fairste wäre und der tollste Zug von Land und Regierung, wenn die Stadtreinigung das übernimmt. Denn dafür zahlen wir ja schließlich auch, oder? Also wir werden sehen, und ich bin gespannt.
Kommentare zum Artikel:
Kevin Stanulla schrieb am
Meine persönliche Meinung ist, das dieser Protest bei den Verantwortlichen nur auf wenig Gehör stoßen wird. Nicht das ich keinen Verständnis dafür habe, auch ich kann viele Dinge nicht verstehen die ohne Wiederspruch oder Rückfragen gezahlt werden und andere Dinge die seit Jahren brach liegen nicht behoben werden. Als Landtagskandidat für den Kreis Bautzen4 für die SPD habe ich als Politik-Neuling einen kleinen Einblick bekommen und das erste worüber die Verantwortlichen Nachdenken ist, wie die Socken wieder von den Bäumen kommen und wer das bezahlt! Ich erinnere nur mal an den "Wunschbaum" von Hoyerswerda.
Simone Semmel schrieb am
Lieber Kevin Stanulla,
ganz offensichtlich scheint es die Aufgabe von Landtagskandidaten, sich im Sumpf von Kleinigkeiten zu verlieren, während im Großen alles baden geht und eine Generation am Ruder ist, die nur so vor Empathielosigkeit strotzt. Nein, Danke. Lasst von mir aus die Socken hängen und helft über 2 Millionen Kindern, die hier in Armut stecken. Steckt nicht Menschen in 6.000-Schritte-Programme, damit sie aus Euren Arbeitslosen-Statistiken rausfliegen, sondern sorgt für adäquat bezahlte Arbeitsplätze...
LG Simone
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