Der lange Weg ins Seenland
Radfahrer gehören zur touristischen Hauptzielgruppe des Lausitzer Seenlands, und das Seenland wirbt auf seiner Homepage mit einem „Radwegenetz vom Feinsten“. Wer schon mal die asphaltierten Rundwege um die Seen entlanggeschnurrt ist, wird das gern bestätigen. Mit dem Fahrrad von Hoyerswerda aus zum Seenland-Radwegenetz am Geierswalder oder Partwitzer See zu kommen, ist stellenweise aber kaum möglich, kritisiert der Hoyerswerdaer Winfrid R. Christoph in einem Brief an TAGEBLATT.
Eigentlich geht es ja prima los. Wer sich in Hoyerswerda auf den Sattel schwingt, kommt problemlos und ziemlich bequem auf städtischen Fahrradwegen beziehungsweise auf Wegen rechts und links des Elster-Deiches (oder auch darauf) bis zur Forstwegbrücke über die Schwarze Elster nahe der Kläranlage Bergen (siehe Karte). Hier endet der Radweg, und hier steht der Radler nun vor der Frage: Wie weiter? Diese Frage stellte sich auch Winfrid R. Christoph. Den Weg auf dem Damm bezeichnet er richtigerweise als „eine schmale Holperstrecke, für Radfahrer, zumal mit Kindern, nicht gedacht und ungeeignet“. Die viel befahrene – oder besser: beraste – Staatsstraße 234 ist für Radfahrer auch nicht empfehlenswert.
Als Alternative kennt er – aber viele andere eben nicht – einen Schleichweg durch den Wald, der auf dem Rundweg Neuwieser See mündet. Von dort aus kommt man zum Kanal zwischen Partwitzer und Neuwieser See (Überleiter 6) und kann ins Radwegenetz Richtung Partwitz/Geierswalde einsteigen. Aufgrund ihrer Beschaffenheit, so Winfrid R. Christoph, sei die Waldstrecke aber nichts für Ältere, „eigentlich nur etwas für Moutainbiker“. Ausgeschildert ist dieser Waldweg nicht. Die Flächen sind von der bundeseigenen Bodenverwaltungsgesellschaft BVVG einst ungünstigerweise an privat verkauft worden. Radfahrer haben mit Farbe im Wald und auf dem Radweg am Überleiter 6 selbst markiert, wo es in beide Richtungen langgeht. Wer vom Kanal wieder nach Hoyerswerda will, wäre sonst nämlich ziemlich verlassen: Die offiziellen Wegweiser helfen jedenfalls nicht weiter.
Und auf eine Gefahrenstelle macht der Hoyerswerdaer noch aufmerksam: Dort, wo der Radweg die nach Klein Partwitz abzweigende S 234 nahe dem „Brandenburger Tor“ quert, kommen die Radler praktisch „aus dem Wald“. „Warnhinweise für den fließenden Verkehr auf dieser Straße – Fehlanzeige!“, schreibt er. Der Elsterheider Tourismus-Koordinator Matthias Müller will der Sache nun nachgehen. Manche Radfahrer nutzen die linke Elsterseite, um von der Forstwegbrücke Richtung Geierswalde/Partwitz zu kommen.
Hier gibt‘s einen Schotterweg, auf dem man bis zum Kreisverkehr Kortitzmühle (und vorn dort bequem weiter nach Geierswalde) durchfahren kann. Wer aber schon eher nach rechts Richtung Partwitzer See abbiegen will, hat schlechte Karten. Man kommt nämlich nicht über die Schwarze Elster. Die Radwegbrücke am „Brandenburger Tor“ musste von der Gemeinde Elsterheide bekanntlich aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Sie braucht eine umfassende Sanierung, hier ist mehr zu tun als Bretter auszutauschen. Wie berichtet, ist die Gemeindeverwaltung Elsterheide dabei, entsprechende Angebote von Firmen einzuholen. Natürlich ist die Brückensanierung auch eine Geldfrage.
Das Problemgebiet wird noch eine Weile ein solches bleiben. Zwischen Forstwegbrücke und Kreisel ist auf der rechten Elsterseite zwar ein asphaltierter Radweg geplant. Wann der gebaut wird, hängt aber davon ab, wie schnell die Landestalsperrenverwaltung (LTV) Sachsen mit der Deichsanierung auf dem rund drei Kilometer langen Abschnitt zwischen Forstwegbrücke/Pegel Neuwiese und „Brandenburger Tor“ vorankommt. Der Abschnitt hat es jedenfalls in sich, allein wegen des Eingriffs in die Natur. Zahlreiche Bäume, die auf dem Damm wachsen, müssten gefällt werden. Woanders gibt es dafür Aufforstungen. 2010 ist der Abschnitt zur Planfeststellung eingereicht worden.
Bewilligungsbehörde ist die Landesdirektion Dresden. „Derzeit wird geprüft, wo Ausgleich geschaffen werden kann“, informierte Reiner Zschiesche vom Elsterheider Bauamt. Die Gemeinde hilft bei der Suche – jedoch wurde der Vorschlag abgelehnt, am Regenrückhaltebecken Tätzschwitz aufzuforsten, da es sich hier um Kippengelände handelt. Seitens der LTV hieß es auf Nachfrage, dass mit einem Beginn der Deicharbeiten nicht vor 2015 zu rechnen sei. Eine Umleitung auf dem Abschnitt einzurichten, hält Matthias Müller für kaum machbar. „Durch das Lugteichgebiet geht es nicht, dort ist Sperrbereich.“ Zudem spielen auch Eigentumsverhältnisse eine Rolle.
Perspektivisch sollen Radfahrer mal von Hoyerswerda bis Geierswalde entlang der Elster auf der rechten Seite durchrollen können. An vielen Stellen geht das ja auch schon. Ziel ist, dass nächstes Jahr ein Abschnitt dazukommt: Zwischen Straßenbrücke Seidewinkel und Wehr Neuwiese soll eine Oberflächenveredlung mit Asphalt erfolgen und über §4-Mittel (Fördergeld zur Erhöhung des Folgenutzungsstandards in Bergbaugebieten finanziert werden, so Reiner Zschiesche. Die Elsterheide ist hier Vorhabensträger und muss einen Eigenanteil zahlen. Freilich wird die LTV zuvor noch den rechten Deichabschnitt entlang der Ortslage Neuwiese instand setzen. „Geplant ist, dies noch in diesem Jahr auszuschreiben und mit dem Bau zu beginnen“, heißt es dazu aus der LTV-Pressestelle.
Winfrid R. Christoph sieht in puncto Radweganbindung auch Hoyerswerda in Pflicht. „Die Stadt, die doch sonst so auf ihr Image nach außen Wert legt, sollte auch endlich mal was für ihr Image nach innen tun“, meint er. Sprich: sich unterstützend einsetzen, bei den Behörden Druck machen. Eine entsprechende Anfrage ans Rathaus, ob und wie die Stadt in dieser Richtung tätig ist, blieb bisher unbeantwortet.
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