Der Gemeinde Wiednitz könnte Oßling folgen


von Tageblatt-Redaktion

Am 30. Juni 2011 unterzeichneten Bernsdorfs Bürgermeister Harry Habel (li.) und der damalige Wiednitzer Bürgermeister Gottfried Jurisch die Eingemeindungsvereinbarung.
Am 30. Juni 2011 unterzeichneten Bernsdorfs Bürgermeister Harry Habel (li.) und der damalige Wiednitzer Bürgermeister Gottfried Jurisch die Eingemeindungsvereinbarung.

Herr Habel, nachdem Ihnen anfangs alles nicht schnell genug ging, haben Sie offenbar Gefallen gefunden an Ihrem Job als Bürgermeister. Wie kommt‘s!

Das ist ein interessanter und anspruchsvoller Job. Es macht ganz einfach Spaß, mit den Bürgern und für die Bürger zu arbeiten. Wir haben konstruktive Stadträte. Bernsdorf hat auch tolle Bewohner. Wir haben gemeinsam mit der Rathaus-Mannschaft, dem Bauhof und dem Stadtrat Ideen entwickelt und teilweise realisiert. Ich denke, das kommt in der Bevölkerung an.

Sie wollen sich am 3. Juni wieder zur Wahl stellen, weil noch, wie Sie kürzlich sagten, einiges zu erledigen ist. Was zum Beispiel?

Ich stelle mich gerne zur Wahl. Wir haben vieles auf den richtigen Weg gebracht, jetzt geht es darum, auch die Früchte zu ernten. Das würde ich schon gern machen wollen. Wir haben große Sachen, die die Stadt zwar wenig beeinflussen kann, bei denen wir aber nicht lockergelassen haben: Ich denke da an den Ausbau der B 97 samt Radweg. Nicht zu vergessen die S 94: Hier freue ich mich, dass unser Landtagsabgeordneter und Ministerpräsident, Herr Tillich, gesagt hat, dass dieses Jahr gebaut wird.

Sollten Sie wiedergewählt werden: In sieben Jahren, so lange ist eine Bürgermeister-Amtszeit, lässt sich gewiss noch einiges mehr schaffen als diese Straßen. Finden Sie nicht auch?

Wir wollen Bernsdorf ganz speziell für junge Familien attraktiv gestalten. Dabei denke ich unter anderem an die Entwicklung des Wohngebietes am Schmelzteich und die Gestaltung eines Spielplatzes im Tiergehege. Grundschule und Mittelschule sowie die Kindertagesstätten wollen wir über das Förderprojekt Quadratkilometer Bildung enger vernetzen. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist und bleibt die kommunale Unterstützung unserer einheimischen Wirtschaft.

Zurückblickend auf das vergangene Jahr: Was ist in Bernsdorf alles geworden?
Wir freuen uns ungemein für Straßgräbchen, dass dort der Radweg entstanden ist. Voriges Jahr um diese Zeit hatten wir viel Schnee. Wenn ich gesehen habe, wie ältere Bürger mit ihren Rollatoren und Mütter mit Kinderwagen auf der Straße unterwegs waren und dahinter fuhren Lkw und Autos, da habe ich wirklich schlecht geschlafen. Mit dem Radweg wurde diese Situation entschärft. Ganz wichtig waren auch die Investitionen bei TDDK mit dem Richtfest für den Bauabschnitt 4 und der Ankündigung des Bauabschnitts 5. Das bedeutet immerhin 100 Millionen Euro Investitions-Volumen und 150 neue Arbeitsplätze.

Auch in der Kernstadt Bernsdorf ist einiges passiert?

Hier freut mich, dass es mit dem Ausbau des Ahorn- und des Kiefernweges in der Nord-Siedlung geklappt hat. Außerdem haben wir die Rathaussanierung auf den Weg gebracht. Vielleicht schaffen wir es ja in diesem Jahr oder spätestens im Frühjahr 2013, wieder von unserem jetzigen Übergangssitz im Mittelschul-Gebäude zurückzuziehen. Wichtig war auch die Beendigung der Arbeiten an den Kindertagesstätten und an der Grundschule.

Trotz zweistelliger Millionen-Schulden investiert Bernsdorf jährlich kräftig. Wie geht das?

Das gelingt durch geschickten Umgang mit den vorhandenen Resourcen und der Einbeziehung von Fördertöpfen des Freistaates und des Bundes. Ein wesentlicher Aspekt ist aber unser Mittelstand, der mittlerweile sehr, sehr stark ist. Das merken wir auch an den Gewerbesteuereinnahmen. Das hilft uns natürlich. Hinzu kamen das Konjunkturpaket vom Bund, die Investitionspauschale vom Freistaat. Das haben wir alles genutzt. Unsere Planungen lagen in der Schublade. Als das Geld zur Verfügung stand, konnten wir gleich loslegen.

Und das alles, ohne neue Schulden zu machen?

Die Verschuldung fuhren und fahren wir trotzdem zurück, Jahr für Jahr. Und wir hoffen, in drei oder vier Jahren mal da zu sein, wo man im Freistaat sein soll: also bei rund 850 Euro Pro-Kopf-Verschuldung.

Gehen der Stadt nicht mal die Luft und Ihnen die Ideen aus?

Nein, die Ideen kommen auch von den Bürgern, wenn man zum Beispiel bei Weihnachtsfeiern, anderen Veranstaltungen oder auch auf der Straße miteinander spricht. Da sind immer wieder interessante Sachen dabei, die wir in der Verwaltung relativ schnell abprüfen. Wenn etwas förderfähig ist, geht es los. Eine Idee aus Wiednitz zum Beispiel ist eine neue Heizungsanlage im „Jägerhof“, mit der wir bei den Heizkosten sparen könnten. Das versuchen wir, noch nicht in diesem Jahr, aber vielleicht 2013 oder 2014 umzusetzen.

Welche Ereignisse im vergangenen Jahr haben sich Ihnen besonders eingeprägt?

Das Projekt Quadratkilometer Bildung wird uns auf jeden Fall bei der Zusammenarbeit von Kindereinrichtungen und Schulen weiterbringen. Hier erhalten wir zehn Jahre lang eine Förderung. Sehr froh bin ich auch über die Fortführung des Mehrgenerationenhauses in Zusammenarbeit von RAA, Euroschulen und Stadt. Ich denke da an die Alltagsbetreuer für Senioren, die eine wichtige Arbeit leisten. Auch das 20. Schützenfest der Schützengilde war ein großer Höhepunkt. Ich hoffe, dass es die nächsten 20 oder mehr Jahre weiter so geht. Froh bin ich nicht zuletzt auch über die positive Entwicklung im Waldbad. Nicht zu vergessen die Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung mit der Gemeinde Boleslawiec in Polen.

Welche Höhepunkte wird es in diesem Jahr geben?

Das begann bereits mit der Eingemeindung von Wiednitz per 1. Januar. Die TSG Bernsdorf wird mit einem Vereinsfest ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Beim Rathaus-Umbau haben wir vor, im Mai einen Tag der offenen Tür zu veranstalten. Der Radweg an der Hoyerswerdaer Straße wird definitiv gebaut. Der Abriss der Industriebrache Eisenwerk ist ganz wichtig. In Großgrabe soll unter der Regie von Kirche und Kirchenverein ein Spielplatz gebaut werden. Vielleicht klappt es hier auch mit dem Bau eines Feuerwehrgerätehauses.

Stichwort Eingemeindung von Wiednitz. War es der richtige Zeitpunkt dafür?

Das war auf jeden Fall der richtige Zeitpunkt. Wir haben die freiwillige Phase genutzt, ohne uns einem Druck ausgesetzt zu sehen. Wir hatten Zeit, uns auszutauschen und zu verständigen, die Probleme auf den Tisch zu packen, eine Einwohnerversammlung durchzuführen. Mir ist wichtig, dass Wiednitz seine Identität behält. Es wäre schön, wenn es wie seinerzeit in Straßgräbchen im Sommer dieses Jahres auch in Wiednitz heißt: Im Grunde hat sich nichts negativ verändert.

Ist das Bernsdorfer Wachstum mit dieser Eingemeindung abgeschlossen?

Ich hoffe, es geht weiter. Um es deutlich zu sagen: Wir würden gern mit unserer Nachbargemeinde Oßling zusammengehen wollen. Wir arbeiten zum Beispiel mit dem Missionshof Lieske schon seit Jahren bestens zusammen. Ich kann mir vorstellen, dass wir eine Art Zentrum Ländlicher Raum werden könnten. Wir haben mit Straßgräbchen nachgewiesen, dass wir es können. Ich bin mir sicher, dass dies auch die große Mehrheit der Wiednitzer anerkennen wird. Und ich würde mich freuen, wenn man das als Signal nach Oßling versteht.

Und wie steht‘s mit weiterem Wirtschaftswachstum?

Was unsere Firmen in den letzten zwei, drei Jahren, also in der sogenannten Krise, hier investiert haben, ist beeindruckend. Maurer und Söhne, Grötschel, TDDK und Aluform haben neue Hallen gebaut, sich erweitert. OI hat nach der Wannenreparatur die Produktion wieder hochgefahren. Von der Firma Klauke wurden Millionen in neue Technik investiert. Insgesamt erhoffe ich mir, dass es in den kommenden Jahren so weitergeht.

Was würden Sie gern am Ende dieses Jahres als erledigt abgehakt sehen?

Neben vielen, vielen anderen habe ich drei große Wünsche: Dass der Ausbau der B 97 zwischen Großgrabe und Bernsdorf sowie der Bau der Staatsstraße 94 begonnen wurde, dass das Rathaus weitestgehend fertiggestellt ist und dass wir mit dem Abwasserzweckverband „Kamenz-Nord“, der uns ja viel Geld kostet, finanziell für die nächsten Jahre und Jahrzehnte in einem sicheren Fahrwasser angelangt sind.



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