Das Zeißiger Wasserwerk feiert Geburtstag


von Tageblatt-Redaktion

Das Zeißiger Wasserwerk wurde am 17. März 1952 eröffnet.
Das Zeißiger Wasserwerk wurde am 17. März 1952 eröffnet.

Salmonella Typhi ist es zu verdanken, dass Hoyerswerdas Wasserwerk dort steht, wo es heute steht. Ende der 1940er nämlich, das Wasserwerk in Neida war gut 40 Jahre in Betrieb, häuften sich durch das Bakterium ausgelöste Typhusfälle. Also begann der Wasserversorgungsverband Lausitz 1950 gleichzeitig mit den Erkundungen für das neue Wasserwerk in Tettau auch jene für den Neubau in Zeißig. Hier zapfte man die Maukendorfer Rinne an und am 17. März 1952 konnte Geschäftsführer Ruhla in seiner Einweihungsrede die Eröffnung des neuen Wasserwerkes als einen wichtigen Beitrag zur „Hebung der Volksgesundheit“ würdigen. Nicht einmal ein Jahr vorher hatten die Zeißiger Bauern an selber Stelle noch Getreide geerntet. Erst als es Mitte Juli vom Acker war, konnte es den ersten Spatenstich geben. Ohne Probleme lief der Bau natürlich nicht, vor allem nicht jener der zugehörigen Wasserleitungen. Die Rohre sollten eigentlich aus der BRD kommen. Kamen sie dann aber nicht. Ruhla geißelte in seiner Rede den Westen für einen Bruch des Interzonenhandelsabkommens. Die Brüder aus der Sowjetunion seien aber helfend in die Bresche gesprungen.
Es gibt neben diesen Geschichten vom Anfang des Wasserwerks eine ganze Reihe von Fotos aus jener Zeit. Auf einem sieht man ein vor dem Neubau aufgestelltes Schild, das darauf hinweist, dass der Zweite Weltkrieg seit gerade einmal sieben Jahren zu Ende war. „Nur im Frieden können wir solche Werke bauen!“ steht als Mahnung darauf zu lesen. „Wir haben die Bilder vor zehn Jahren zum 50. von der ehemaligen Sekretärin des Werkes geschenkt bekommen, die damals schon 75 war“, berichtet Bernd Holst. Er leitet den Bereich Betrieb bei den Versorgungsbetrieben Hoyerswerda (VBH), die heute für das Wasserwerk verantwortlich sind. Von außen, sagt er, würden es die Bauleute von damals sicher noch wiedererkennen. Gut, ein rundes Türmchen, das ein Hebewerk beherbergte, fehlt heute ebenso wie der Balkon am Verwaltungsgebäude. Und aus einem Teil eines Maschinenhauses ist ein Schulungsraum geworden. Insgesamt hat sich die Anlage aber nicht geändert.
Das ist im Innern natürlich anders. Zwar ist das Funktionsprinzip das selbe wie 1952 und die Filter sind noch immer mit Kies gefüllt. Doch hat die Automatisierung der letzten 60 Jahre natürlich Technologien angepasst. Wo einst Schieber und Ventile per Hand zu bedienen waren, hilft heute Freund Computer und wo noch vor zwanzig Jahren fünf Maschinisten im Schichtbetrieb tätig gewesen sind, reichen heute zwei Anlagenfahrer. Die moderne Technik ist so leise, dass Nachbarn aus dem WK VI schon einmal besorgt fragen, ob denn das Wasserwerk überhaupt noch fördere. Dessen letzte größere Rekonstruktion haben die VBH von 2000 bis 2009 erledigen lassen.
Im Schnitt 4 500 Kubikmeter Wasser liefern die Brunnen nahe dem Zeißiger Bahndamm am Tag. Es gibt dort acht Schächte, in denen Hoyerswerdas Trinkwasser aus ungefähr 25 Metern Tiefe gewonnen wird. Durch ein unter der B 96 hindurch verlegtes Rohr kommt es ins Wasserwerk. Hier wird es zunächst mit Sauerstoff angereichert. Dann werden der pH-Wert angehoben und zur Ausfällung von Eisenoxiden Kalkmilch zugesetzt. Schließlich durchläuft das Nass noch die besagten Filter. Aus einem Wasserreservoire mit gut 4 000 Kubikmetern Fassungsvermögen wird es schließlich von den VBH über ein ungefähr 250 Kilometer langes Leitungsnetz verteilt. Das Wasser, von dem im Jahr fast zwei Millionen Kubikmeter ins Netz gehen, ist nach Belüftung, Bekalkung und Filterung im Zeißiger Wasserwerk ein Lebensmittel, von dem die VBH sagen, es sei von höchster Qualität. Regelmäßige Beprobungen durch ein Labor und das Kreis-Gesundheitsamt bestätigen das. Und schließlich hat man vom Typhus kaum je wieder etwas gehört.
Zum Tag des Wassers übermorgen kann man sich zwischen 13 und 18 Uhr im Wasserwerk ebenso umsehen wie in der Kläranlage.



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