Das höchste Windrad von Zerre misst 140 Meter


von Tageblatt-Redaktion

Dieser Anblick biete sich aus der Luke eines 140 Meter hohen Windrades auf der Hochkippe Zerre.
Dieser Anblick biete sich aus der Luke eines 140 Meter hohen Windrades auf der Hochkippe Zerre.

Es dauert etwas, ins Maschinenhaus der höchsten Wind-Energie-Anlage der Region zu gelangen. Wie ein Bergsteiger legt man zunächst Gurte an - die persönliche Schutzausrüstung samt Falldämpfer für den Fall eines Sturzes. Auch ein Helm muss sein. Dann steigt man in den Aufzugskorb im Innern des Turms. Gut acht Minuten dauert die Fahrt nach oben. Schließlich sind da noch zehn Meter Leiter. Endlich steht man dann in 140 Metern Höhe in einer Kapsel, die etwa die Größe einer Garage hat.

Rund um Hoyerswerda gibt es Windparks nahe Terra Nova, in Leippe, in Bernsdorf, am Scheibesee und im Spremberger Stadtwald. Allein auf der Hochkippe bei Zerre findet man elf Windräder von drei verschiedenen Herstellern (siehe Kasten). Sieben stammen von Vestas, drei von REpower. Der 140-Meter-Riese, der auch hier steht, ist ein Erzeugnis von Enercon, dem deutschen Primus. Im November ist die Anlage, die den Mittelständlern Helmut Grimm und Karl Scholz aus dem fränkischen Nennslingen gehört, in Betrieb gegangen. Seither erzeugte sie mehr als zwei Millionen Megawattstunden Energie. Eigentlich ist die Sache einfach: Der Wind treibt die Flügel des Rotors an. Dahinter sitzt ein Generator, der den Strom induziert. Es folgen Kabel, diverse Transformationsanlagen und schließlich das Stromnetz. Doch so einfach ist die Sache dann doch wieder nicht. Sonst bräuchte es im Turmfuß und im Maschinenhaus der Enercon-Anlage nicht all diese Schaltschränke mit Platinen, Kabeln und blinkenden Leuchtemitterdioden.

Ein Beispiel: In luftiger Höhe gibt es auf einer Art Laufsteg über dem Maschinenhaus ein Messgerät. Es signalisiert, wenn die Windgeschwindigkeit zum Anfahren der Anlage ausreicht. Im Maschinenhaus wiederum stehen sechs Stellmotoren. Sie sorgen auf Befehl der Sensoren dafür, dass die Flügel in die richtige Position kommen. Nicht nur die gesamte Gondel ist drehbar gelagert. Auch die Stellung der drei Rotorblätter lässt sich verändern.

Bei Technik geht es immer auch um Details. So ist das auch bei Windrädern. Welches Material wird wofür verwendet? Welche Höhe wird gewählt? Wie baut man die Anlagen? Eine Besonderheit des Windrades von Helmut Grimm und Karl Scholz besteht darin, dass es im Maschinenhaus kein Getriebe gibt. Unter anderem erhöht das den Wirkungsgrad und senkt den Verschleiß. Stehen andere Windräder auf Gittermasten, Metall- oder Beton-Türmen, ist der Zerrer Enercon-Riese ein Hybrid, unten Beton und oben Stahl. Aus dem Aufzugskorb heraus sieht man gut, wie mächtig die Verschraubungen an der Nahtstelle sind. Die Höhe des Turms wiederum bringt mehr Leistung. Ein Meter, sagt eine Faustregel, steigert den Ertrag um ein Prozent.

Stehen die Windräder erst einmal, kommen sie weitgehend ohne Menschen aus - doch eben nicht ganz. Per Telefonleitung, Mobilfunknetz oder Satellit werden die Anlagen aus der Ferne überwacht. Zudem gibt es aber auch verantwortliche Mühlenwarte, die vor Ort an den Steuer-Rechnern Daten ablesen, kleinere Störungen beheben oder die Wartungen koordinieren. Denn in regelmäßigen Abständen kommen Monteure, die zum Beispiel Drehkranz und Lager einfetten oder bestimmte Tests fahren. Es gibt dazu spezielle Logbücher, in die die Ergebnisse von Sichtwartung, Sicht-Fett-Wartung, elektrischer Wartung und Jahreswartung eingetragen werden müssen. Letztere kann schon einmal ein bis zwei Tage in Anspruch nehmen.

Mehrere Jahrzehnte lang verfeinern die Hersteller die Komponenten ihrer Anlagen inzwischen. Jeder verfolgt sein eigenes Konzept. In Deutschland kämpfen neben Enercon, Vestas, REpower und Fuhrländer auch Nordex, Multibrid und General Electric um Marktanteile. Weltweit mischen auch Siemens, die spanische Gemesa oder die chinesische Sinovel mit. Gerade China, sagt ein Lausitzer Mühlenwart, sei ein Boom-Markt. Doch eine Sache ist wohl bei allen Anlagen wie beim Enercon-Windrad in Zerre. Öffnet man die Luke am Dach des Maschinenhauses, steckt den Kopf hinaus und hat die mächtigen, jeweils 42 Meter langen Flügel aus mit Glasfasern verstärktem Kunststoff beinahe in Griffweite, dann kann man gar nicht anders, als über die technischen Fähigkeiten des Menschen staunen.



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Kommentare zum Artikel:

lena schrieb am

warum sollte man nicht wissen was 6+2 oder 5+9 ergiebt?

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