Das Eheglück des Ehrenbürgers


von Tageblatt-Redaktion

Mit der Pferdekutsche ging es gestern für die beiden Jubiläums-Ehepaare Annerose und Friedhart Vogel (links) sowie Torsten und Christiane Vogel (rechts) von der Hoyerswerdaer Johanneskirche zur anschließenden Familienfeier nach Neuwiese.
Mit der Pferdekutsche ging es gestern für die beiden Jubiläums-Ehepaare Annerose und Friedhart Vogel (links) sowie Torsten und Christiane Vogel (rechts) von der Hoyerswerdaer Johanneskirche zur anschließenden Familienfeier nach Neuwiese.

Von Tobias Hoeflich

Doch, etwas gibt es, was ihn und seine Frau von Grund auf unterscheidet. Es sind nicht die Lieblingsmusiker oder die Filmgenres, bei denen Friedhart Vogel und seine Frau Annerose gänzlich andere Vorlieben haben. Es ist der Wein. „Meine Frau trinkt lieber Weiß-, während ich lieber Rotwein trinke“, sagt Hoyerswerdas einziger lebender Ehrenbürger und lacht. Doch notfalls passt sich eben einer der beiden an und trinkt ein Glas der anderen Sorte mit. Dem Partner zuliebe.

Das ist freilich nicht das Geheimnis, weshalb die Ehe der Vogels seit 50 Jahren hält. Dafür findet der 74-Jährige gestern Nachmittag bei der Goldenen Hochzeit in der Hoyerswerdaer Johanneskirche andere Gründe: „Gegenseitige Achtung und Rücksichtnahme sind das Wichtigste“, sagt der ehemalige Superintendent des evangelischen Hoyerswerdaer Kirchenkreises. Und ganz wichtig: „Nicht die Versöhnung vergessen, wenn doch einmal harte Worte gefallen sind.“ An eine wirklich schwere Krise in der Ehe will sich Friedhart Vogel deshalb auch nicht erinnern können. Ohnehin waren die Begriffe Trennung und Scheidung in der Familie eher Fremdwörter. „Bei uns gab es solche Gedanken überhaupt nicht.“

Stattdessen klingt die Geschichte des Paares, das seit 1962 verlobt und seit 1965 verheiratet ist, beinah zu märchenhaft. Denn Friedhart und Annerose kennen sich seit der gemeinsamen Grundschulzeit in Görlitz, wo beide aufgewachsen sind, hatten gar die gleiche Hebamme. „Während des Studiums haben wir uns dann wieder gefunden“, erinnert er sich. Eigentlich stand Bauwesen an der Westberliner Freien Universität auf der Wunschliste ganz oben. Doch weil die DDR zu der Zeit die Grenze dichtmachte, verschlug es ihn nach Greifswald zum Theologiestudium.

Als Superintendent und Vorsitzender der Versammlung der Landesmedienanstalt kam ihm zur Wendezeit eine besondere Bedeutung zu. So moderierte er beim Runden Tisch des Kreises Hoyerswerda in den Jahren 1989 und 1990, half ein Jahr später bedrohten Asylbewerbern bei den Ausschreitungen vor Flüchtlingsunterkünften. Für seine Verdienste wurde Friedhart Vogel 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und 2010 zum Ehrenbürger Hoyerswerdas ernannt. Dort reiht er sich in eine überschaubare Liste ein, bestehend aus neun Personen. Dazu zählen unter anderem der Ingenieur und Erfinder Konrad Zuse sowie der einstige DDR-Präsident Wilhelm Pieck. Wie es sich anfühlt, mit denen diese Auszeichnung zu teilen? „Unbeschreiblich. Man schwebt irgendwie vor Freude“, sagte er nach der Feier im Jahr 2010 dem TAGEBLATT.

Ähnlich dürfte sich der frühere Superintendent gestern bei der Feier zur Goldenen Hochzeit gefühlt haben. Doch so umfangreich die Liste seiner Tätigkeiten ist: Über private Dinge plaudert der Theologe weniger. Etwa von möglichen Macken der Partnerin, über die er sich auch nach 50 Ehejahren noch ärgert. Lieber klärt Friedhart Vogel da über das besondere Datum der Hochzeit auf. Denn auch seine Eltern haben einst an einem 30. Juli geheiratet. So war es freilich sein Wunsch, dass sich diese Tradition fortsetzt.

Sohn Torsten, eines von drei Kindern, hat ebenso an jenem Sommertag seine Frau Christiane geheiratet – und zwar 1990. So wurde gestern in der Johanneskirche nicht nur eine Goldene, sondern auch eine Silberne Hochzeit gefeiert. Bei deren vier Kindern ist eine Hochzeit zwar derzeit noch nicht in Sicht. „Aber das Datum steht natürlich schon fest“, sagt Torsten Vogel und lacht. Es wird selbstverständlich wieder der 30. Juli sein.

Nach der Einsegnung in der Johanneskirche geht es gestern für die beiden Jubiläumspaare per Pferdekutsche und ohne öffentliche Begleitung weiter in Richtung Neuwiese. Dort wurde mit der Verwandtschaft sicher ordentlich gefeiert. Egal, ob nun mit Weiß- oder Rotwein.



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