„Da kann die ganze Stadt stolz drauf sein“
Von Ralf Grunert
Wie lange die nach internationalen Titelkämpfen übliche Sportlerparty am Sonntagabend gedauert hat, darüber hüllten sich die sieben Sportakrobaten vom SC Hoyerswerda, die am Wochenende an den Sportakrobatik-Europameisterschaften in Riesa teilgenommen haben, schmunzelnd in Schweigen. Zumindest ließen sie wissen, dass sie zu den Engländern einen guten Draht hatten. Logisch: „Die anderen Sprachen können wir doch nicht ...“ Um die Mittagszeit waren sie am Montag jedenfalls wieder in Hoyerswerda. Und noch am Nachmittag wurde ihnen in der heimischen Sporthalle am Foucault-Gymnasium ein herzlicher Empfang bereitet.
Denn die Hoyerswerdaer haben allemal Grund zur Zufriedenheit. Der 7. Platz für Lara Ziemer und Stefan Höntsch unter 19 Junioren-Mixed-Paaren ist nicht hoch genug einzuschätzen, wie Trainer Sergej Jeriomkin deutlich machte. Russland, Weißrussland, die Ukraine, aber auch England, Frankreich, Israel und Portugal beherrschen die Sportakrobatik. Was in Deutschland nur als Randsportart gilt, genießt in diesen Nationen einen hohen Stellenwert. „Der Rest der Welt kämpft eigentlich nur um einen Platz im Finale.“ Dieses bestreiten die besten acht Mixed-Paare – das aus Hoyerswerda gehörte bei dieser EM dazu.
Groß und leistungsstark war auch die Konkurrenz für die anderen Hoyerswerdaer Europameisterschaftsstarter. Immerhin 26 Damenpaare in der Age Group (Altersklasse 11 bis 16 Jahre) traten an. Lina Ebert und Nancy Deger beendeten hier die Titelkämpfe auf Platz 14. Die Damengruppe mit Xenia Bartel, Lisa Müller und Lena Waschulewski belegte bei den Junioren (12 bis 18 Jahre) den 17. Platz unter 32 Gruppen.
Auch das Damenpaar und die Damengruppe hatten das Zeug, das Finale zu erreichen, wäre da nicht die subjektive Komponente bei den Bewertungen. Um ein Finale zu erreichen oder sogar eine Medaille zu erreichen, dazu bedarf es neben der entsprechenden Leistung vieler glücklicher Umstände. Und es müsse „rundum auch alles wohlgesonnen sein“, wie es die Sportclub-Geschäftsführerin Daniela Fünfstück formulierte. „Dass es bei Lara und Stefan geklappt hat, war ein ganz großes Glück“, ergänzte Karin Fünfstück, Abteilungsleiterin der Sportakrobaten des SC Hoyerswerda.
Ein besonderes Ereignis waren diese Europameisterschaften in jedem Fall. Vier der sieben Hoyerswerdaer Sportakrobaten nahmen erstmals an einer EM teil. Während etwa Xenia Bartel nur ein bisschen aufgeregt war, wie sie erzählte, steigerte sich das beim 16-jährigen Stefan Höntsch. „Im Finale war ich am meisten aufgeregt“, meinte er. Zum einen sei er selbst erstaunt, gewesen, dass er es mit seiner Partnerin Lara so weit geschafft hat. Zum anderen war die Finalübung allerdings auch die Übung, die beide am wenigsten trainiert hatten. „Es ist eine psychische Belastung, wenn eine Europameisterschaft so nahe am Heimatort stattfindet. Es ist aber auch schön“, weiß Daniela Fünfstück. „Da sind alle da.“ Eltern, Freunde, Trainingsgefährten ...
Der Sportclub war noch nie mit so vielen Sportlern und Gruppen wie in Riesa bei einer EM vertreten. „Ich bin beeindruckt von dem, was hier passiert“, meinte Steffen Grigas, der Geschäftsführer der Versorgungsbetriebe Hoyerswerda, einem der Hauptsponsoren. Er war am Montag zum Empfang in die Halle gekommen und fand: „Da kann die ganze Stadt stolz drauf sein.“ Seine Ermunterung „Weiter so!“ können die Sportakrobaten gut gebrauchen.
Schon in drei Wochen finden in Schwerin die Deutschen Meisterschaften statt. Da geht es um die Qualifikation für die Weltmeisterschaften, die im März nächsten Jahres in China ausgetragen werden. Bis auf Lina Ebert, die aus gesundheitlichen Gründen ihre aktive Laufbahn beenden muss, werden alle Europameisterschaftsstarter wieder die Wettkampfmatte betreten. Platz eins und zwei bedeuten die WM-Qualifikation. Mit welchem Ziel die Hoyerswerdaer die Deutschen Meisterschaften angehen, da sind sich Trainerstab, Betreuer und Vereinsführung einig: „Es geht um Gold.“
Einen Kommentar schreiben
Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.