Bibliothek wirbt fürs Lesen – aber nicht bierernst


von Tageblatt-Redaktion

In der Brigitte-Reimann-Stadt-Bibliothek in Hoyerswerda drehte sich zum Tag des Buches alles um Störche.
In der Brigitte-Reimann-Stadt-Bibliothek in Hoyerswerda drehte sich zum Tag des Buches alles um Störche.

Von Mirko Kolodziej

Bier schlägt Storch – aber in Hoyerswerdas Stadtbibliothek nur, wenn man die Worte in den Such-Computer eingibt. Zu „Bier“ wurden mit Stand gestern, also zum Tag des Bieres wie auch zum Tag des Buches, 63 verfügbare Buchtitel angezeigt, zum Begriff „Storch“ waren es nur 47.

Aber sonst? Gestern war an der Bonhoefferstraße fast alles Storch. „Storchenfrauen legen drei bis fünf Eier, die Jungen schlüpfen in 30 Tagen“, wusste die 8-jährige Leonie Liebig vor der Bibo zu berichten. Und der gleichaltrige Paul Sannikow erklärte: „Im Winter sind Störche in Afrika, sonst das Jahr über bei uns.“ Die beiden Schüler der Lindenschule lesen gern und wissen daher so manches. Gestern waren sie und Mitschüler mit Feuereifer dabei, Storchenhorste zu flechten. Die Bibliothek hatte den Förderverein für die Natur aus Mücka eingeladen. Dessen Mitglieder brachten Zweige und Grundgerüste für drei Horste mit. Für zwei sind die Standorte schon klar. Hoyerswerdas Kinder bauten im Stadtzentrum neue Nest-Grundlagen für Störche in Halbendorf und in Förstgen. Im Herbst werden die Nisthilfen montiert.

Jedes Jahr zum Tag des Buches werden Kinder zu thematischen Aktionstagen in die Bibliothek eingeladen. So ging es schon um die Feuerwehr oder ums Pferd. Gestern stand Meister Adebar im Mittelpunkt. „Solche besonderen Aktionen gehören zur Leseförderung“, sagt Bibliothekschefin Heike Lehmann. Und so konnten die Mädchen und Jungen etwa mit dem Natz Störche aus Papier falten (auch als Hiroshima-Kraniche bekannt), mit Lehrern der städtischen Musikschule auf Xylophonen, Tamburins und Becken Heinrich Hoffmann von Fallerslebens Storchenlied „Auf unsrer Wiese gehet was“ einstudieren oder sich von einer Mitarbeiterin des Görlitzer Naturschutztierparks (Wappentier: ein Storch!) erklären lassen, wie dort kranke Störche wieder gesund gepflegt werden. An diesen und anderen Stationen herrschte reger Betrieb. Allein für den Vormittag hatten sich 14 Grundschulklassen angekündigt.

Natürlich waren in den Aktionstag auch Lese-Texte eingeflochten. Die Siebtklässler Amadeus Domaschke vom Lessing-Gymnasium und Jason Fleck vom Johanneum, die zum Zukunftstag (der auch noch auf gestern fiel – siehe Seite 9) in der Bücherei waren, betreuten etwa einen Stand, an dem Storchenbilder Passagen einer Geschichte zugeordneten werden mussten.

Von Bibliothekarin Heidelinde Stoermer, die gestern den organisatorisch-imaginären Hut trug, war etwas über die Wirkung der Aktionen zum Tag des Buches zu erfahren: „Wir rufen uns in Erinnerung und nach unserem Eindruck kommen auch Leute her, die unser Haus noch nicht kennen.“ Die meisten, sagt sie, seien durchaus beeindruckt. Kein Wunder, denn in der Bibliothek ist ja jeder Tag ein „Tag der Bücher“ – im Plural. Sage und schreibe rund 53 000 Titel kann man ausleihen.

 

 

Braukunst ist kein Buch mit sieben Siegeln

Von Constanze Knappe

Petrus muss ein Biertrinker sein. Wie schon im vergangenen Jahr schickte er gestern zum Tag des deutschen Bieres Biergartenwetter vom Feinsten. So fiel es den Besuchern der Wittichenauer Stadtbrauerei nicht schwer, sich unter großen Sonnenschirmen einen kühlen Schluck zu genehmigen. Und damit am Welttag des Buches, der ebenfalls gestern begangen wurde, die Bierherstellung kein Buch mit sieben Siegeln bleibt, führte Brauereichef Stefan Glaab Interessenten durchs Haus.

Los ging’s auf dem Schrotboden. Dort, wo lose Malze lagern und Säcke mit Spezialmalzen. Letztere werden für die Spezialitätenbiere wie das Lausitzer Kupfer gebraucht, um dessen typische Farbe hinzukriegen. Denn der Zusatz von Farb- und anderen Ergänzungsstoffen ist bei der Bierherstellung bekanntlich verboten.

Wo Bier draufsteht, dürfen seit fast 500 Jahren nur Malz, Hopfen, Hefe und Wasser drin sein. So regelt es das deutsche Reinheitsgebot von 1516, zu dessen Ehren der Tag des Bieres begangen wird. Die älteste Lebensmittelvorschrift der Welt stellt einen wirksamen Verbraucherschutz dar, der angesichts diverser Lebensmittelskandale in anderen Branchen bedeutsamer denn je ist.

An die 300 Tonnen sächsische und thüringische Braumalze verarbeitet die Brauerei. Der Bitterhopfen gibt dem Bier seinen bitteren Geschmack, der Aromahopfen mildert diesen und sorgt für die Blume auf dem Glas. „In diesem Jahr verarbeiten wir zum ersten Mal Aromahopfen aus dem Elbe-Saale-Gebiet“, erklärt Geschäftsführer Stefan Glaab. Man bemühe sich um regionale Rohstoffe. Der Hopfen könne entlang der hiesigen Autobahn gewachsen sein, werde aber zentral über das Elbe-Saale-Gebiet vermarktet, in den alten Bundesländern zu Pellets verarbeitet und von Hopfenhändlern verkauft. Somit habe man wenig Einfluss darauf, woher der Hopfen tatsächlich stammt, so Stefan Glaab.

Weiter ging es durch das Sudhaus, vorbei an den Hochtanks in den Lagerkeller, dessen Edelstahltanks 600 000 Liter Bier fassen, das vier bis sechs Wochen nachgären muss. In den Abfüllanlagen werden 30 Fässer oder 10 000 Flaschen pro Stunde abgefüllt. Mehrfach erhielten Biere aus Wittichenau das Brau Ring Qualitätssiegel. Hergestellt werden sie in der Handwerksbrauerei von 19 Mitarbeitern. An Biersteuer hat gestern kaum jemand gedacht. Dabei gehen 70 Cent pro Kasten an den Fiskus. Mit dem Trost, dass die Biersteuer eine Landessteuer ist. Man hat es mit der Wahl seines Bieres also in der Hand, ob die Steuergroschen zwischen Oberlausitz und Vogtland zurückfließen.

Ob Störche Bier mögen, ist nicht überliefert, das Wohlergehen der Vögel ist in der Brauerei aber dennoch Thema. Wie Stefan Glaab sagt, liegen im Storchennest auf dem stillgelegten Schornstein vier Eier.

 



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