Bevor das Trinkwasser im Seenland knapp wird
Von Ralf Grunert
Zwei Verträge, die der Elsterheider Bürgermeister und Vorsitzende des Trinkwasserzweckverbandes (TZV) „Kamenz“ Dietmar Koark als „historisch“ bezeichnete, wurden gestern im „Bootshaus“ des Leuchtturm-Hotelkomplexes am Geierswalder See unterzeichnet. Es handelte sich um Verträge, die jeweils eine Laufzeit von 40 Jahren haben. Sie sollen auf lange Sicht die Trinkwasserversorgung im Verbandsgebiet des TZV „Kamenz“ sichern. Das erstreckt sich von der Autobahn A4 bei Bischofswerda über Königsbrück, Kamenz, Elstra und das Sorbenland bis ins Lausitzer Seenland. 75 000 Menschen in 18 Städten und Gemeinden, darunter auch die Elsterheide, Lauta, Bernsdorf und Wittichenau, werden von der Ewag Kamenz, in die der TZV „Kamenz“ seine Anlagen eingebracht hat, mit Trinkwasser versorgt.
Was regeln die gestern unterzeichneten Verträge?
Es geht zum einen um die zusätzliche Lieferung von täglich bis zu 5 000 Kubikmeter Trinkwasser durch den in Senftenberg ansässigen Wasserverband Lausitz (WAL) an die Ewag Kamenz. Zum anderen wurde die Vereinbarung getroffen, dass sich die Ewag Kamenz mit 1,2 Millionen Euro an nötigen Investitionen zur Erhöhung der Kapazität des WAL-Wasserwerkes in Tettau beteiligt.
Warum benötigt der TZV „Kamenz“ zusätzliches Trinkwasser?
Hintergrund ist die Einstellung der Trinkwasser-Produktion und -Lieferung durch die Vattenfall Europe Mining AG am Standort Schwarze Pumpe. Schon 2007 hatte Vattenfall alle Vertragspartner drüber informiert. Ursprünglich sollte 2013 mit der Trinkwasser-Produktion Schluss sein. Dieser Termin wurde auf 2018 verschoben. Die Ewag bezieht derzeit bis zu 6 000 m³ Trinkwasser täglich aus Schwarze Pumpe. Diese Menge wird in Zukunft durch die nun vereinbarten zusätzlichen Lieferungen durch den WAL und auf Basis eines bereits bestehenden Vertrages mit den Versorgungsbetrieben Hoyerswerda kompensiert.
Ab wann soll das zusätzliche Trinkwasser aus Tettau fließen?
Die beiden Verträge traten gestern mit der Unterzeichnung in Kraft. Die zusätzliche Wasserlieferung an die Ewag beginnt aber erst nach der Inbetriebnahme der Erweiterung des Wasserwerkes Tettau, spätestens zum 1. Juli 2018. Die Kapazität des Wasserwerkes soll von derzeit 24 000 auf künftig 39 000 m³ erhöht werden. Von den zusätzlichen 15 000 m³ fließen 5 000 m³ in das Verbandsgebiet des TZV „Kamenz“, den Rest benötigt der Wasserverband Lausitz selbst.
Welche Wassermengen werden im Gebiet des TZV „Kamenz“ benötigt?
Täglich sind das derzeit rund 20 000 m³, bis zu 15 000 m³ davon kommen aus dem Wasserwerk Tettau. Von Juni 1997 bis Ende April 2015 lieferte der WAL 62,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser in das Verbandsgebiet des TZV „Kamenz“. Diese Menge entspricht etwa zwei Dritteln des Inhalts des Geierswalder Sees, hieß es gestern. Das Wasser aus Tettau fließt insbesondere in den Raum Königsbrück und weiter nach Bischofswerda. Mit Sachsenmilch in Leppersdorf gibt es einen Großabnehmer. Das Unternehmen benötigt täglich 12 000 m³ und ist auch eine Art Indikator für die Qualität des Trinkwassers aus Tettau – diese ist top.
Kann das benötigte Trinkwasser nicht im TZV-Gebiet gefördert werden?
Es wurden verschiedene Möglichkeiten durch die Ewag durchgespielt. Dazu gehörte auch die Reaktivierung des Wasserwerks in Bernsdorf. Letztlich einigte man sich darauf, die „Ressourcen der Lausitz zu nutzen und vorhandene nicht dahindümpeln zu lassen, um eigene auf Krampf zu entwickeln“, wie es der Ewag-Vorstandsvorsitzende Torsten Pfuhl formulierte. Und mit der Beteiligung an der Investition im Wasserwerk Tettau, so merkte der WAL-Verbandsvorsteher Dr. Roland Socher an, trägt auch die Ewag einen Teil des Risikos.
Haben die unterzeichneten Verträge Auswirkungen auf den Wasserpreis?
Es gibt derzeit keine Notwendigkeit, den Trinkwasserpreis anzupassen, erklärte Torsten Pfuhl. Er geht vielmehr davon aus, das jetzige Preisniveau langfristig zu halten. Seit 2014 kostet der Kubikmeter 1,36 Euro, zuvor waren es 1,44 Euro gewesen.
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