Beifallssturm für Mittelalter-Theater


von Tageblatt-Redaktion

Die Theaterinszenierung „Hochzeitsnächte - Herrenrechte“ des Sorbischen Nationalensembles Bautzen wurde der Jakubzburg Mortka quasi auf den Leib geschrieben.
Die Theaterinszenierung „Hochzeitsnächte - Herrenrechte“ des Sorbischen Nationalensembles Bautzen wurde der Jakubzburg Mortka quasi auf den Leib geschrieben.

Von Jost Schmidtchen

 

Das Wochenende auf der Jakubzburg Mortka stand zum zweiten Mal im Zeichen einer Theaterinszenierung des Sorbischen Nationalensembles (SNE) Bautzen. Und es gab etliche Neuerungen. Das Orchester des SNE unter dem Dirigat von Dieter Kempe löste das musikalische Playback ab, mit dabei waren auch der Chor und das Ballett. Intendantin Milena Vettraino dankte der Familie Jakubetz für das Entgegenkommen: „Heute steht unserem Ensemble wieder die ganze Burg zur Verfügung.“

Das musikalische Spektakel beruht auf einer Ballade des sorbischen Dichters und Schriftstellers Jan Radyserb-Wjela (1822 bis 1907). Erstmals wurde die Ballade von der Dramaturgin Jewa-Marja Cornakec für eine Bühnenaufführung bearbeitet. Bevor das muntere Theaterspiel am Freitagabend begann, gab es auf dem oberen Burghof eine szenische Lesung der Ballade in sorbischer und deutscher Sprache. In Gedichtform wurde aus dem Blickwinkel der Leibeigenen und Untertanen das „Recht der ersten Hochzeitsnacht“ durch Gutsbesitzer und Feudalherren gegeißelt.

Geschichtlich ist der berüchtigte Brauch allerdings nicht so ganz nachgewiesen. Dazu konnten die Besucher im Programmheft lesen: „Mit dem als «Recht der ersten Nacht» berüchtigten Brauch wurde in der Zeit der Erbuntertänigkeit in Europa das Recht eines Gerichtsherren bezeichnet, bei der Heirat von Personen, die seiner Herrschaft unterstanden, die erste Nacht mit der Braut zu verbringen oder einen Geldersatz zu verlangen.

Wissenschaftlich fundierte Forschungen zu diesem Thema der Vererbungslehre und der Rechts- und Sozialgeschichte des Feudalismus sind nicht bekannt.“ Im Zeitalter der Aufklärung wurde das Thema von Dichtern und Denkern öffentlich thematisiert, in der heutigen Moderne von Sex und Geld spielt es seine eigene Rolle.

Im Stück „Hochzeitsnächte-Herrenrechte“ konnten die Besucher am Wochenende in Mortka ein unterhaltsames Burgspektakel erleben. Die Inszenierung war gelungen, der Beifall riesengroß. Hanka (Andrea Sancelean) und Mato (Mikolaj Walerych) wollen heiraten, aber er rebellierte gegen das Recht der „Ersten Hochzeitsnacht“, das Freiherr von Stinkwitz (Björn Geske) auf Burg Mortka beanspruchte. Mato landete deshalb im Kerker.

Zufällig trifft mit seiner Begleitung hoch zu Ross in dieser Nacht Landvogt Johann Georg aus Bautzen (Benjamin Kneser) in Mortka ein. Gemeinsam mit Stinkwitz endet der Besuch in einem Saufgelage, welches die vernachlässigte Gattin des Stinkwitz (Susann Bartke) ausnutzt, um sich dem Landvogt anzuschließen und ihm nach Bautzen zu folgen. Auch Mato kommt frei. Der schlaue Jan (Petr Cyz) hatte von einem Fremden erfahren, dass der Schatz von Mortka von einem Schlossgeist behütet wird. Jan und Hanka finden den Schatz und kaufen Mato frei.

Die spannende Geschichte wurde umrahmt von Musik, Tanz und viel Gesang. Auch sorbische Elemente enthielt das Stück. Gekonnt einbezogen wurden aktuelle Akzente: So, als die Zigeunerin (Julka Peickert) dem Mato die Zukunft aus der Hand liest: „Dein Ururur ... urenkel wird 2014 einmal unser Land regieren, und er wird Stanislaw Tillich heißen.“ Die Leute lachten und freuten sich über volkstümliche Einlagen. Das kam an.

Putzig auch Hankas Katze Minka (Ohara Clementi), die an der Stelle mit den Pfoten kratzte, wo der Schatz vom Schlossgeist vergraben worden war. Eine rundum gelungene und große Inszenierung des SNE, die der Jakubzburg vorbehalten bleibt. „Wo gibt es sonst so eine Burg in der Lausitz?“, fragte Milena Vettraino.



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