Baustellentourismus geht derzeit gut


von Tageblatt-Redaktion

Dr. Alexander Harter zeigt, wo seine gGmbH ihren Sitz hat. Mit ihm kann man spannende Touren durch die Seenland-Natur unternehmen.  Foto: Rainer Könen
Dr. Alexander Harter zeigt, wo seine gGmbH ihren Sitz hat. Mit ihm kann man spannende Touren durch die Seenland-Natur unternehmen. Foto: Rainer Könen

Von Rainer Könen

Barbara Wittig war eine von ihnen gewesen.
Als die ehemalige Bundestagsabgeordnete ihr Zertifikat aus den Händen der damaligen Landrätin Petra Kockert erhielt, dass sie als Natur- und Landschaftsführer auszeichnet, war die in Spreetal lebende Wittig zwei Wochen später bereits mit ihrer ersten Tour durch das Lausitzer Seenland gestartet, hatte sie Touristen auf einer zweistündigen Radwanderung durch das Gebiet des ehemaligen Braunkohletagebaues Spreetal geführt.

Fast sieben Jahre liegt das nun zurück. Barbara Wittig gehörte zu den sechs Damen und sieben Männern, die sich auf der Festveranstaltung in der Elsterheider Gemeindeverwaltung stolz hatten fotografieren lassen, ihre Urkunden und Dienstplaketten in die Kameras der örtlichen Medienvertreter, von Freunden und Bekannten hielten. Zufriedenheit lag auf allen Gesichtern, denn schließlich hatten sie einen mehrmonatigen, rund 70 Stunden umfassenden Lehrgang, hinter sich gebracht. Einen, der sie zu Experten machte, zu ausgebildeten Natur- und Landschaftsführern.

Damit konnten sie Besuchern die Schönheiten und Besonderheiten des touristisch-aufstrebenden Lausitzer Seenlandes zeigen. Doch nach Abschluss dieses Lehrganges, auf dem die Teilnehmer unter anderem auch in Recht und Marketing ausgebildet wurden, waren nur „wenige von uns aktiv“, wie es der Geschäftsführer der Lausitzer Seenland gGmbH, Dr. Alexander Harter, schildert, der sich auch für diesen Lehrgang angemeldet hatte. In den ersten Monaten wurden Touristengruppen die zum Teil unfertigen renaturierten Tagebaulandschaften gezeigt. Per pedes, mit dem Rad. Ja, sogar auf Rundflügen. Nun ja, meint Harter, da habe wohl halt jeder andere Vorstellungen gehabt, wie solche Exkursionen zu gestalten seien.

Man habe darauf vertraut, dass diese Naturführungen mit einer gewissen Kontinuität durchgeführt würden, so Harter weiter. Jedoch: Nach zwei, drei Jahren wurde es zunehmend ruhiger um diese examinierten Natur- und Landschaftsführer. Nur eine Handvoll, darunter Barbara Wittig und Dr. Alexander Harter, boten in regelmäßigen Abständen Exkursionen an.

„Alles fing ja gut an“, erinnert sich Wittig an die Anfangszeit. Alle seien mit großem Optimismus an das Vorhaben herangegangen, mit informellen Führungen Besucher fürs Lausitzer Seenland zu begeistern. Wen man mit den Besuchern unterwegs war, habe man dabei fast so etwas wie Sendungsbewusstsein entwickelt. Sei der Wunsch ausgeprägt gewesen, zu zeigen, was hier für eine „sehenswerte Region“ entstehe. Doch der „große Knick kam dann mit den Rutschungen“, erzählt sie. Als daraufhin in dem Seenland-Naturschutzgroßprojekt weite Flächen gesperrt wurden. Für die wirtschaftliche Flächennutzung, für den Tourismus.

Erstaunlicherweise habe es nach kurzer Zeit dann doch Zeitgenossen gegeben, die sich für diese brachliegende Landschaften interessierten. Sanierungsbaustellentourismus nennt Harter das. „Das kommt derzeit ganz gut an.“ Ist aber nicht unbedingt das, was man sich seinerzeit vorstellte, als man diesen Lehrgang für die Natur- und Landschaftsführern ins Leben rief. Denn die sollten doch mit dazu beitragen, auch den Öko-Tourismus zu fördern, Einheimischen und Urlaubern naturbezogene Erholungsangebote schmackhaft zu machen. Deren Tätigkeit sollte sich abheben „von den Seenlandtouren, die durch die IBA oder den Bergbautourismusverein angeboten werden“, so Harter weiter.

Seit 2010 ist es um diese Naturführer jedoch fast vollends still geworden. Hin und wieder gebe es zwar Nachfragen, ob man sich wieder einmal zum Natur- und Landschaftsführer ausbilden lassen könne, erzählt Harter. Aber gegenwärtig sehe es nicht so aus, dass man noch mal einen Lehrgang durchführt. Natürlich seien noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, findet er. Die Natur zu erleben, das könne man gegenwärtig im Seenland auf zwei Routen. Die eine führe von Bergen nach Klein Partwitz, da kann man mit dem Rad rund um die Bergbaufolgeseen fahren, auf der anderen geht es von Bergen nach Bluno.

Solange aufgrund der rutschungsbedingten umfangreichen Sperrungen zahlreiche Landschaftsbereiche im Seenland nicht genutzt werden können, könne man Besuchern die Schönheiten und Besonderheiten der Bergbaufolgelandschaft nur eingeschränkt vermitteln. Barbara Wittig ist hingegen weiterhin als Touristen-Guide „im Geschäft“. wie sie es beschreibt. Sie führe derzeit Touren für den Bergbautourismusverein Welzow durch. Insgeheim hofft sie aber auch darauf, dass dieses hoffnungsvolle Landschaftsführer-Projekt irgendwann wieder Fahrt aufnehmen wird. Denn: „Man muss doch das große Ganze im Blick haben“, meint sie.

Mit anderen Worten: Es sei schon wichtig, wenn man Gäste aus dem In- und Ausland ins Lausitzer Seenland ziehen könne. Um auf diese touristisch aufstrebende Region hinzuweisen.



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