Aus Liebe zum Backen und zu den Kunden


von Tageblatt-Redaktion

Gerda Pachow - links - führt den kleinen Backladen auf dem Driewitzer Gut weiter. Freitags erhält sie dabei tatkräftige Unterstützung durch die Einwohnerin Kerstin Jando.
Gerda Pachow - links - führt den kleinen Backladen auf dem Driewitzer Gut weiter. Freitags erhält sie dabei tatkräftige Unterstützung durch die Einwohnerin Kerstin Jando.

Von Andreas Kirschke

Backen ist Gerda Pachows große Leidenschaft. „Mit deiner Hände Arbeit wächst ein Ergebnis. Du kannst unglaublich kreativ sein. Wenn es dem anderen schmeckt, ist das der schönste Lohn“, findet die Driewitzerin. Seit 1998 im Nebenerwerb und seit 2002 im Haupterwerb betrieb sie eine kleine Landwirtschaft mit Hausschlachtung, Hofladen für Fleisch und Wurst und Backladen gemeinsam mit ihrem Mann Heinz-Paul. Nach dessen plötzlichem Tod im Januar veränderte sich ihr Leben von heute auf morgen.

„Der Backladen gibt mir Kraft. So pflege ich weiter den Kontakt zu den Kunden. Das ist sehr ermutigend“, sagt die Driewitzerin. „Ohne den Laden wäre mir wohl der gesamte Boden von heute auf morgen unter den Füßen weggebrochen.“ So bleibt Gerda Pachow ihrem Beruf Bäckerin treu.

Ursprünglich wollte die gebürtige Lippitscherin als Kind Konditorin für Torten und Feingebäck werden. Doch Lehrstellen in der Region waren knapp. Nur wenige Bäcker bildeten damals Jugendliche aus. „Und ich wollte im Raum Bautzen bleiben“, erzählt die 63-Jährige. So lernte Gerda Pachow zunächst bei Bäckermeister Kurt Elstner in Bautzen. Hier endete ihre Lehre mit dem Abschluss als Gesellin. Drei Jahre arbeitete sie in der Bäckerei Martin in der Steinstraße in Bautzen. Durch Einheirat zog sie später nach Driewitz.

Als Gesellin arbeitete Gerda Pachow drei Jahre in der Litschener Mühle bei Heinz Scholze. „Wir haben viele Kuchen und Torten gebacken. Damit belieferten wir vor allem das Centrum-Warenhaus in Hoyerswerda. Dort gab es damals eine große Backwaren-Abteilung“, erinnert sie sich. In der DDR überlagerte das große Hoyerswerdaer Backwarenkombinat (Hoback) viele kleine Bäckereien. Im Kombinat hätte Gerda Pachow im Schichtdienst arbeiten müssen. „Zu Hause hatten wir jedoch zwei kleine Töchter“, erinnert sie sich. „So sattelte ich um in die Landwirtschaft.“
Gerda Pachow schulte um zur Landwirtschaftskauffrau. Bis zur Wende arbeitete sie in der Buchhaltung der LPG Pflanzenproduktion Lohsa.

Dann veränderte sich wieder von heute auf morgen ihr Leben. Nach einem Jahr Arbeitslosigkeit wurde sie Vertreterin für den Verkauf von Mischfutter. Sie war damals für das Mischfutterwerk in Uhyst/Spree tätig. Unter anderem versorgte es die Schweinemast-Anlage Kühnicht. Täglich bis zu 250 Kilometer fuhr Gerda Pachow mit dem Auto durch die Lausitz. Nach Burg im Spreewald und bis Lehndorf bei Panschwitz-Kuckau führten die Touren. In Uhyst suchte derweil Bäckermeister Dieter Schütze einen Gesellen. Gerda Pachow meldete sich. Neun Jahre arbeitete sie bei ihm später in der Bäckerei.

Auf dem Driewitzer Gut bewirtschaftete von 1998 an Gerda Pachows Mann Heinz-Paul eine Landwirtschaft im Nebenerwerb. „Mein Mann kümmerte sich um die Bestellung der Feldflächen, um die ganze Planung, Tierfütterung, Tierschlachtung und Verarbeitung. Auf ihm lag die Hauptlast auf dem Hof, den wir seit 2002 hauptberuflich führten“, sagt Gerda Pachow. „Wir haben es mit Leidenschaft getan und nicht auf die viele Arbeit gesehen.“

Aufgeben und wegziehen kommt für Gerda Pachow nach dem Tod ihres Mannes nicht infrage. Zu sehr hängt sie am heimatlichen Gut. Künftig will sie jedoch nur noch Kleintiere halten. Hühner, Kaninchen und Ponys. Sie kann auch die Felder nicht allein bestellen. „Das wäre arbeitsmäßig nicht zu bewältigen“, meint die 63-Jährige. Nur noch einmal, am 12. Dezember, ist Hausschlachtung Schwein auf dem Hof.

„In jedem Fall will ich weiter backen“, sagt Gerda Pachow. Oft denkt sie jetzt über die Zukunft nach. Bleiben soll der Hofladen für Backwaren. Vorstellbar sind auch „Ferien auf dem Bauernhof“. Vorstellbar ist zudem ein Hof-Café. „Das ist jedoch noch Zukunftsmusik“, sagt die Driewitzerin.

Beliebt ist ihr Hefekuchen. Mit viel Milch (von der Milchviehanlage Mönau), mit Mehl, Butter und Zucker und weiteren Zutaten bäckt ihn Gerda Pachow. Abnehmer wie die Jakubzburg Mortka, das Heidecafé Commerau, die Waldschenke am Silbersee sowie die Gaststätten „Friedenseiche“ Weißkollm und „Waldblick“ Driewitz wertschätzen Gerda Pachows Zuverlässigkeit und Liebe zum Backen. „Oft fragen Kunden auch nach Cremetorten für runde Geburtstage, für Jubiläen und Feiern“, erzählt sie. Wichtig ist ihr, so natürlich und regional wie möglich zu backen. Weizen, Dinkel, Roggen und Champagner-Roggen kommen aus der Rätzemühle Spittwitz. „Gerade der Champagner-Roggen ist sehr gesund“, schildert sie. „Er weist keinen riesigen Mehlkörper auf. Dafür hat er viele Mineralstoffe.“ Mischbrot, Kasten-Körnerbrot, Roggenbrot, reines Dinkelbrot, Fastenbrot mit Malz und Körnern und Dinkel-Roggen-Brot bäckt Gerda Pachow. Am Dienstag-, Freitag- und Sonnabend-Morgen steht sie dafür in der Backstube.

Rückhalt geben ihr vor allem die Töchter Doreen (34) in Magdeburg und Kornelia (39) in Liegau-Augustusbad bei Radeberg. Kraft und Trost findet sie im Glauben. Fest zu ihr halten auch Kerstin Jando freitags als Verkäuferin im Back-Laden, deren Ehemann Dietmar Jando als Mehl-Transporter, Siegbert Zuschke als technischer Reparateur, Detlef Thomas als Versorger im Stall für die Tiere, Marlies Mörbe als Verkäuferin im Fleisch- und Wurst-Laden und als Unterstützerin bei wichtigen Behördengängen sowie Silvia Jank sonnabends als Verkäuferin im Back-Laden. „Sie alle waren vorher für mich da. Und sie sind auch heute für mich da. Gerade jetzt in der so schwierigen Zeit“, sagt Gerda Pachow. „Ihnen möchte ich von ganzem Herzen danken.“



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