Auf Nummer sicher
Oft gelesen, immer ignoriert: Fahrradcodierung bei der Verkehrswacht. Sinngemäß heißt es, das sei ein Schutz vor Diebstahl. Quatsch, ist es natürlich nicht. Auch mir wurden schon Räder geklaut, geknackt werden musste kein Code, sondern ein Schloss. Voriges Jahr erwischte es erst das treue Rennrad, ein paar Monate später das Alltagsrad. Beides tat weh. Auch, als ein paar Wochen später die Wunde wieder aufgerissen wurde: Post vom Staatsanwalt – Ermittlungen eingestellt! Vor fünf Wochen hätte es mein neues Rad treffen können – und wie: Ich hatte es unangeschlossen vor der Apotheke geparkt, bin die paar Meter nach Hause gelaufen. Fragen Sie mich bitte nicht, warum! Das dicke, ummantelte Kettenschloss hing über dem Lenker. Die Einladung für Diebe stand einen halben Tag und eine ganze Nacht. Die Gauner waren zum Glück woanders. Am Morgen erbarmte sich eine Apothekenmitarbeiterin und rollte das Rad in Sicherheit. Etwa 400 Euro hatte ich bereits abgeschrieben.
Und dann stand wieder was von einer Codierung in der Zeitung. Und so stellte sich die Frage: Was wäre eigentlich, wenn ich nicht mit dem passenden Schlüssel hätte zeigen können, dass mir das Rad gehört, über dessen Lenker ein Kettenschloss baumelt? Ich hatte sonst nichts, kein Foto, keine Rahmennummer. Nur einen dürftigen Lieferschein, das Rad kam per Versand. Also doch mal auf zur Verkehrswacht Hoyerswerda in die Niederkirchnerstraße.
Seit einer Stunde läuft die Codieraktion und schon fünf Leute waren da. Das ist viel, sagt Verkehrswachtmitglied Erbmute Eidam. Sie sitzt vor einem Tisch mit einem Karteikasten. Ich hol’ meinen Personalausweis raus, Frau Eidam kramt im Karteikasten. „Jede Straße hat ihre eigene Schlüsselzahl“, erklärt sie. Der Fahrradrahmen wird eine 13-stellige Kombination aus Zahlen und Buchstaben bekommen, bestehend aus verschlüsselten Orts- und Straßenkennungen. So notiert sie Zahl für Zahl und am Ende steht HL – die Anfangsbuchstaben meines Vor- und Zunamens. Später wird die Nummer in einen Polizeicomputer getippt. Ich bekomme sie in meinen Pass, in dem auch ein Foto des Rades soll. Derweil sitzt Klaus Reiche zwei Meter weiter und klemmt mein Rad in ein Gestell. Auf einer Steckplatte sortiert er Zahlen und Buchstaben. Reiche schaut konzentriert, der Code frisst sich etwas kleiner in den Rahmen, gesteuert über eine Führungsschiene. „Wir sagen Storchenschnabel dazu“, erzählt er. Die Arbeit dauert keine fünf Minuten. Zum Schluss kommt ein Aufkleber drüber – als Schutz vor Rost. Und noch einer, grün-weiß, zeigefingerlang unübersehbar oben auf den Rahmen in Lenkernähe „FINGER WEG! Mein Rad ist REGISTRIERT.“ Wir sind fertig. Bis auf eine Unterschrift und zwei Euro Gebühr. Eine Frage noch: Der Code ist adressbezogen. Wird man mich nach einem Umzug finden, wenn das Rad gestohlen und wiedergefunden wird? Sicher, aber ich könne auch eine neue Nummer erhalten, erklärt Klaus Reiche.
Aber so weit soll es nicht kommen. Meine Räder in der Diebstahlstatistik reichen. Im gesamten Vorjahr wurden im Revierbereich Hoyerswerda 558 Fahrräder als gestohlen gemeldet, bis Juni dieses Jahres waren es lediglich 175. Wie viele der gestohlenen Räder codiert waren, steht nicht in der Statistik. Und doch lohne die Nummer und der grün-weiße Warnaufkleber, wirbt die Polizei. Preiswerte Räder ohne Code seien oft für die Fahndung ungeeignet. Sie haben zwar oft Serien-, Bestell- Artikel- oder Teilenummern, die seien aber nicht individuell vergeben. Ein Rad ist mit einem Code natürlich nicht sicherer. Er und der grün-weiße Aufkleber sollen aber abschrecken. Denn wer den Code weggefeilt hat, und erwischt wird, hat ein Problem.
Ich habe meine Daten gern der Polizei gegeben. Ich hoffe, ich muss nicht wieder hin. Vielleicht kaufe ich mir noch zusätzlich ein Bügelschloss. Das sollte dann reichen – sofern ich es auch benutze. Sicher!
Terminhinweis: Die Verkehrswacht Hoyerswerda versieht am morgigen Dienstag von 13 bis 16 Uhr wieder Fahrräder mit einem Code an ihrem Sitz in der K.-Niederkirchnerstraße 24.
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