Asylbewerber-Wohnheim: Zwischen Bürgerbündnis und Heimleitung knirscht’s


von Tageblatt-Redaktion

Das Bürgerbündnis unterstützt hiesige Asylsuchende. Im Boot ist auch die städtische Politik – hier OB Stefan Skora mit Bündnis-Sticker an der Jacke.
Das Bürgerbündnis unterstützt hiesige Asylsuchende. Im Boot ist auch die städtische Politik – hier OB Stefan Skora mit Bündnis-Sticker an der Jacke.

Von Mirko Kolodziej

Sieht die European Homecare GmbH (EHC) jemanden, der ein gutes Verhältnis zu Flüchtlingen hat, als „befangen“, also als irgendwie tendenziös und abzulehnen? So steht es in einem Beschwerdebrief, den das Bürgerbündnis „Hoyerswerda hilft mit Herz“ vorige Woche an die Essener Firma geschickt hat, die im Auftrag des Kreises Bautzen das Asylbewerber-Wohnheim in der Altstadt betreibt.

Die Beziehung zwischen Bündnis und Wohnheim-Leitung war noch nie völlig spannungsfrei. Nun treten die Dissonanzen zutage – nicht nur wegen des Briefes. Im Stadtrat schilderte Bündnis-Koordinator Jörg Michel am Dienstag mehrere Vorfälle, die nach seiner Ansicht folgendes Ergebnis haben könnten: „So kann oder will man ehrenamtliches Engagement auch zum Ende bringen.“ Es seien etwa Pakete mit Spenden für die vom Bündnis im Wohnheim betriebene Kleiderkammer durch Wohnheim-Mitarbeiter beim Postboten abgewiesen worden. Und eine berufstätige Mutter, die beim Dolmetschen hilft, habe sich einen Rüffel geholt, weil sie nicht immer „sofort und jetzt“ zur Verfügung steht.

Und dann ist da noch die Sache mit der Befangenheit. Ein Mann vom Bürgerbündnis absolviert gerade eine Ausbildung bei dem Wachdienst, der das Wohnheim betreut. Der Heimleiter habe seinen Einsatz dort aber „wegen Befangenheit abgelehnt“, als bekannt wurde, dass er bereits in anderer Funktion Kontakt zu Flüchtlingen hat. So steht es jedenfalls in dem Beschwerdebrief. Wenn der Heimleiter aber einen freundlichen Umgang mit Flüchtlingen für Befangenheit halte, dann sei er, so Jörg Michel, als Heimleiter ungeeignet.

European Homecare sagt, „die unterstellten Sachverhalte“ seien „unzutreffend“. Oder vielmehr sagt das im Auftrag von EHC Professor Dr. Klaus Kocks. Ihm gehört eine PR-Agentur, die für den Wohnheim-Betreiber neuerdings die Öffentlichkeitsarbeit erledigt. Was da genau aus EHC-Sicht vorgefallen ist, wird freilich nicht mitgeteilt. Kocks lässt stattdessen wissen, das Wesen von Sicherheitsfragen sei, dass sie vertraulich behandelt würden.

Seine Stellungnahme enthält auch die zutreffende Feststellung, das Asylverfahren sei hoheitlich, also in der Verantwortung des Staates: „Wir als Betreiber unterliegen einem Primat der Politik, das wir vorbehaltlos anerkennen.“ Da der Staat aber nur ein formales Verfahren und gesetzliche Rahmenregeln vorgibt, agieren Behörden und von ihnen beauftragte Privatfirmen anscheinend oft vorwiegend als die Garanten einer Art „Verwahrung von Verfahrensbeteiligten“. Im Gegensatz dazu sind Leute wie die vom Bürgerbündnis eher daran interessiert, Menschen, deren Lebensumstände sich gerade komplett ändern, dabei zu unterstützen, sich zurechtzufinden.



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