Archäologen legen den „Goldenen Stern“ frei


von Tageblatt-Redaktion

Archäologin Anja Kaltofen an den Grundmauern des ehemaligen Hotels Zum Goldenen Stern. Foto: Uwe Schulz
Archäologin Anja Kaltofen an den Grundmauern des ehemaligen Hotels Zum Goldenen Stern. Foto: Uwe Schulz

Von Uwe Schulz

Es sind die letzten Überreste des ehemaligen Hotels „Zum Goldenen Stern“. Knapp zwei Meter unter der heutigen Bodenoberfläche hockt Anja Kaltofen in der offenen Baugrube an der Spremberger Straße und dokumentiert die Funde. Da ist eine Mauer aus Bruchsteinen, an die direkt eine mit gebrannten Ziegeln anschließt. Beide ruhen sie auf Holzpfählen, die in den Boden gerammt wurden.

Dass die noch so gut erhalten sind, ist selbst für die Archäologin des sächsischen Landesamtes für Archäologie ungewöhnlich. Denn dafür bedarf es einer gewissen Feuchtigkeit und Luftabschluss. Beides war hier offenbar jahrhundertelang gegeben. Denn der vor über 30 Jahren abgerissene Gebäudekomplex war erst 1838 gebaut worden. Es gilt zu vermuten, dass dies auf bedeutend älteren Grundmauern geschah. Christoph Heiermann vom Landesamt verweist auf die anstehende Untersuchung des Holzes. Dafür werden Scheiben von den Pfählen abgeschnitten und in einem Speziallabor untersucht. Anhand der Jahresringe kann man durchaus bestimmen, in welchem Jahr der Baum gefällt wurde.

Möglich machen das Vergleichshölzer. Denn eine bestimmte Baumart, beispielsweise Eiche, hat in einer Region ein identisches Jahresring-Muster. Da lassen sich trockene und gute Jahre ableiten, die eine regional typische Wachstumskurve ergeben. Auf diese Art und Weise wurden schon die Hölzer datiert, die vor einigen Wochen auf dem Areal des künftigen Aldi-Marktes gefunden worden waren. Sie stammen aus dem Jahr 1609.

Nun geht es also um die Gründung des „Sterns“. Bislang gibt es 52 Einzelbefunde, eben die Pfahlgründung mit Schwellhölzern, dazu Keramikfragmente, die sich dazwischen fanden. Da die Gefäße, von denen die Scherben stammen, innen glasiert waren, geht man im Landesamt nach vorsichtigen Schätzungen vom 16./17. Jahrhundert als Herstellungszeitraum aus. Doch der Schwerpunkt der aktuellen Ausgrabungen liegt auf der gefundenen Holzkonstruktion. Wie weit sie wirklich in die Tiefe reicht, ist nicht sicher. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit ist davon auszugehen, dass es in dem einst schlammigen Grund nicht viel tiefer geht.

Doch die Archäologen forschen immer nur so tief, wie die Arbeiten eines neuen Bauvorhabens reichen. Was darunter ist, bleibt ungestört, sowohl von den Baufirmen als auch von den Archäologen. Anja Kaltofen und ihre Kollegen haben noch rund zwei Wochen für ihre Arbeit in der Spremberger Straße. Die Stiftung Diakonie Görlitz-Hoyerswerda will das geplante Altenheim nun zügig bauen. Die Grundsteinlegung ist für den 9. Juli geplant. (US)



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