Arbeitseinsatz in der Winterpause


von Tageblatt-Redaktion

Restaurator Felix Potrafki reinigt grob die Großschachtbohranlage. Zusammen mit mehreren Kollegen wird er sie nun konservieren und damit auf lange Zeit schützen.
Restaurator Felix Potrafki reinigt grob die Großschachtbohranlage. Zusammen mit mehreren Kollegen wird er sie nun konservieren und damit auf lange Zeit schützen.

Von Uwe Schulz

Auf der Westseite der Energiefabrik tuckert ein Minibagger, im Süden kreischt hoch oben im Baum eine Kettensäge und im Osten ist das scharfe Rauschen eines Hochdruckreinigers zu hören. Dafür, dass die Fabrik eigentlich im Winterschlaf liegt, ist ziemlich viel los auf dem Gelände in Knappenrode.
 

Und das hat verschiedene Gründe. Die Firma CityForest ist im Auftrag des Landratsamtes hier, ästet im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht die Bäume aus. Die anderen Arbeiten stehen im Zusammenhang mit dem Umbau der Energiefabrik Knappenrode. Der hat nun begonnen. Nachdem im Oktober der Fördermittelbescheid des Freistaates Sachsen in Höhe von 500 000 Euro in Knappenrode an den Zweckverband Sächsisches Industriemuseum übergeben wurde, erarbeitete dieser in Abstimmung mit dem Landkreis Bautzen ein Verzeichnis für erste konkrete Maßnahmen zur Umgestaltung. Darin enthalten sind unter anderem Leitungs- und Rohbaumaßnahmen als auch Maßnahmen im Straßen- und Wegebau.

Da es erklärtes Ziel ist, die Größe der Außenanlagen des Museums zu reduzieren, wurden zunächst einmal alle Großobjekte im Außenbereich begutachtet und bewertet. Anhand der bestehenden Bestandslisten ging man systematisch vor, kennt jetzt noch genauer den Zustand, den Material-, aber auch den musealen Wert der einzelnen Objekte. Und man weiß, was sich überhaupt noch und wenn wie transportieren lässt.

Die zehn Tagebauhilfsgeräte, die sich auf der geschotterten Freifläche neben dem Fabrikschornstein befinden, auf der einst das Kesselhaus stand, sind schon vor Jahren so weit konserviert worden, dass sich ihr Zustand nicht weiter verschlechtert. Man kann sie auch umsetzen. Da, wo sie jetzt stehen, soll sich später mal die Veranstaltungsfläche der Fabrik erstrecken. Also ziehen die Fahrzeuge um. Südlich des Irrgartens soll dafür in den nächsten Wochen eine Stellfläche geschaffen werden, die später als Freiluftdepot auch noch überdacht werden kann. Das Dach ist mit der jetzigen halben Million Euro nicht machbar, sondern würde in die Investition fallen, die der Landkreis als Eigentümer der Immobilie vorhat. Hier ist die Finanzierung aber bislang nur in Höhe des Kreiseigenanteils gesichert. Die jetzigen Arbeiten im Auftrag des Zweckverbands, der das Museum betreibt, laufen daher so, dass sich der Zustand des Museums und seiner Objekte, die Wegebeziehungen nicht verschlechtern. Man weiß ja nicht, wann und wie es wirklich weitergeht.

In dieser Woche wird noch geprüft, wie das Umsetzen der Hilfsgeräte genau funktionieren soll, schildert Michael Mitzschke, der derzeit als Museumsleiter amtiert. Als Partner für die jetzt laufenden Planungen und Untersuchungen hat der Zweckverband die Chemnitzer C&E Consulting und Engineering GmbH gewinnen können. Die steht seit über 65 Jahren für Planungserfahrungen in Umwelt und Bergbau, Hoch- und Tiefbau und ging aus der Wismut hervor. Aber auch die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz und dem Förderverein der Energiefabrik klappt wohl hervorragend. Fachwissen und Detailkenntnisse stehen so jederzeit zur Verfügung. So ist gerade die Konservierung der Großschachtbohranlage SC 500 angelaufen. Von 1959 bis 1999 arbeitete der Riesenbohrer vor allem im Tagebau Welzow. Sein musealer Wert ist enorm. Umsetzen kann man die Technik nach ersten Schätzungen nur mit unverhältnismäßigem Aufwand. Doch sie kann von der Firma Stromlinie.eu des Diplom-Restaurators Dirk Voigtländer an Ort und Stelle konserviert werden. Er hat sich für diesen Auftrag Unterstützung von Kollegen geholt. Nach der Grobreinigung unter freiem Himmel wird es noch in dieser Woche im Schutz von großen Zelten an die Konservierung gehen. Die milde Witterung spielt den Restauratoren jedenfalls in die Hände. Und was hier geschieht, ist so interessant, dass er dem Nachwuchs der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin gezeigt werden soll.

Dauerhaft nicht zu erhalten sind hingegen offenbar die Tagebaugroßgeräte, die am Rand der ehemaligen Grube stehen. Das Umsetzen würde astronomische Summen verschlingen. Ein Zerlegen an Ort und Stelle, so ergaben die Untersuchungen, dürfte aber an der dicken Schicht Kohlenstaub rundherum scheitern. Mit dem Schneidbrenner agiert hier jedenfalls wohl keine Firma freiwillig. Und es wird schnell klar, dass eine halbe Million Euro viel Geld ist, aber nicht, wenn man über die Knappenroder Dimensionen redet.

Besonders dick lagert das in Jahrzehnten abgelagerte Schwarz produktionsbedingt im Bereich der ehemaligen Brikettstränge auf der Westseite der knapp 100 Jahre alten Brikettfabrik. Sie alle wurden vom Wildwuchs befreit und werden konserviert. Auf einer größeren Freifläche sollen künftig jedoch die Besucherparkplätze entstehen. Hier wird nun der Boden, der zum Teil aus 20 bis 110 Meter dicken Kohleablagerungen besteht, abgetragen und durch tragfähiges und vor allem auch nicht brennbares Material ausgetauscht. Winterruhe sieht anders aus.



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