Anna sucht Mitspieler


von Tageblatt-Redaktion

Dirigentin und musikalische Leiterin Doris Hildebrandt nimmt bei den Proben des Streichorchesters der Musikschule Hoyerswerda zur Unterstützung auch schon mal ihre eigene Geige zur Hand.
Dirigentin und musikalische Leiterin Doris Hildebrandt nimmt bei den Proben des Streichorchesters der Musikschule Hoyerswerda zur Unterstützung auch schon mal ihre eigene Geige zur Hand.

Von Mandy Decker

Wenn das Streichorchester der städtischen Musikschule Hoyerswerda probt, dann nimmt die musikalische Leiterin Doris Hildebrandt auch schon mal selbst die Geige in die Hand, um der ersten oder zweiten Geigenstimme oder gar dem Cello-Register beizustehen. Das „Cello-Register“, das besetzt in diesem Nachwuchs-Ensemble Laura Höckendorf. Allein. Die Misere, mit der die Musikschule wie in der Folge auch verschiedene regionale Laienorchester seit einigen Jahren zu kämpfen haben, ist also augenscheinlich. Es fehlen Schüler in den klassischen Instrumentenfächern.

Dabei kann die Musikschule an sich über den Trend keinesfalls klagen. Derzeit lernen 765 Schülerinnen und Schüler hinter den Fenstern mit den fröhlichen Gesichtern ein oder sogar mehrere Instrumente. 61 Schüler besuchen den Unterricht in der Notenlehre, der natürlich zu einer guten musikalischen Ausbildung dazugehört. Nur sind es eben eher die populären Fächer, ganz vorn natürlich die Gitarre, die mit hohen Zahlen aufwarten können.

Um die Situation langfristig zu ändern, sind Musikschulleiter Thomas Mertin und seine Kollegen jetzt in die Offensive gegangen. Die Musikschule Hoyerswerda versucht ab sofort, mit einer neuen Rabattaktion gezielt Nachwuchs für die Musikorchester der Region zu gewinnen. So sparen Schüler, die bislang in den Fächern Klavier, Keyboard und Gitarre unterrichtet werden, 25 % ihres Unterrichtsentgelts, wenn sie sich zusätzlich für ein zweites Fach entscheiden. Im zweiten Fach muss dann eines der Instrumente Saxofon, Querflöte, Klarinette oder Kontrabass erlernt werden. Gerade bei diesen Instrumenten fehlt es an Schülern und in den Orchestern immer häufiger an Nachwuchs.

Die junge Violinistin Anna Sinapius kann diese Entwicklung überhaupt nicht nachvollziehen. Die Dreizehnjährige spielt seit acht Jahren Geige. Seit drei Jahren gehört sie zum Streichorchester der Musikschule, dem sie seit Sommer auch als Konzertmeisterin vorsitzt. Für das Mädchen sind die wöchentlichen Proben zum Treff mit Freundinnen geworden. Und die gemeinsamen Auftritte kann sie viel mehr genießen, als wenn sie allein auf einer Bühne steht, gesteht Anna. Außerdem hole Frau Hildebrandt immer wieder spannende Stücke aus dem Notenschrank. Ein klassisches Instrument zu erlernen bedeutet nämlich nicht zwangsläufig, nur Beethoven und Brahms auf dem Notenpult liegen zu haben.

Und die Musikschule hält inzwischen viele Möglichkeiten bereit, sich an der Klassik selbst zu testen. Der Rabatt von 25 % gilt sowohl für das Erst- als auch das Zweitfach. Das Angebot richtet sich sowohl an bereits angemeldete Schüler als auch an Neueinsteiger. Wer sich noch nicht sicher ist, welches neue Instrument er im Zweitfach erlernen möchte, kann sich an Saxofon, Querflöte, Klarinette und/oder Kontrabass in einem zweimonatigen Probeunterricht kostenlos ausprobieren. Weitere Informationen, auch zum nächsten Instrumentenkarussell, das nach den Februarferien startet, sind direkt in der Musikschule oder unter Tel. 03571/ 209305 zu erfragen.

„Es wäre schon cool, wenn noch ein paar Mitspieler dazukommen würden“, findet Anna, die die derzeitigen Proben besonders geniest. Für das Weihnachtskonzert, das die Musikschule am 13.12. um 15 Uhr in der Lausitzhalle geben wird, probt das Streichorchester gerade einen Abba-Zyklus aus acht Liedern. Im Frühsommer hatte Anna erfolgreich am Schnupperprojekt „Sommerklänge“ des Sinfonischen Orchesters Hoyerswerda teilgenommen. Das Musizieren mit den Großen habe ihr viel Spaß gemacht, sagt Anna. Aber auch das Gymnasium fordert momentan die Aufmerksamkeit der Achtklässlerin. So hat sie entschieden, ihren Mitspielern noch ein Weilchen die Treue zu halten. Anna weiß: „Hier werde ich auch gebraucht“.



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