Dieser Mann hat einen Alternativ-Vorschlag für den Abriss im WK III


von Tageblatt-Redaktion

Von außen sieht das Haus, in dem Thomas Mrose wohnt, nicht so toll aus. Dennoch will hier kaum ein Mieter weg. Die Leute mögen die zentrumsnahe Lage.
Von außen sieht das Haus, in dem Thomas Mrose wohnt, nicht so toll aus. Dennoch will hier kaum ein Mieter weg. Die Leute mögen die zentrumsnahe Lage.

Von Mirko Kolodziej

Wenn die Schlafenszeit heran ist, verlassen Denise und Thomas Mrose die Johannes-R.-Becher-Straße 24 in Hoyerswerdas WK III, die Adresse ihrer Mietwohnung. Ihr Schlafzimmer liegt nämlich im Nachbar-Aufgang. Und ihrer Meinung nach könnte das eigentlich ein ganz gutes Modell sein. Mroses finden es vorsichtig gesagt ein wenig kurzsichtig, dass es seit vorigem Jahr ernsthafte Überlegungen dazu gibt, im WK III weitere neun Wohnblöcke abzureißen – den ihren eingeschlossen.

Denise Mrose wohnt hier seit 44, ihr Mann seit 32 Jahren. Aber das ist nicht der primäre Grund dafür, dass Thomas Mrose einen Brief an die Wohnungsgesellschaft geschrieben hat, die mit den Abrissplänen im WK III schwanger geht. Auch die Stadtratsfraktionen und der Oberbürgermeister haben je ein Exemplar bekommen. „Es ist ein beispielhafter Umgang mit geringen Kosten [...] Für so eine Anpassung des Wohnraumes wäre unser WK III gut geeignet; wenn man nur wollte“, schreibt Mrose über seine Wohnung und über die Nachbarwohnung aus dem Nachbar-Aufgang.

Rückblende: Als das TAGEBLATT im vorigen Sommer von den Überlegungen zum Abriss im WK III erfuhr, fragten wir bei der Wohnungsgesellschaft nach den Gründen. Eines der Argumente lautete, es gebe im WK III sehr viele der insgesamt immer weniger gut nachgefragte Dreiraum-Wohnungen. Hier setzt Thomas Mroses Kritik an. Bis 1999 wohnte auch seine Familie in so einer Dreiraum-Wohnung. Weil Mroses aber eine behinderte Tochter haben, stimmte die Wohnungsgesellschaft damals einem Umbau zu. Die Sache war ziemlich simpel: Man öffnete eine Wand zur Nachbarwohnung und gewann auf diese Art ein Zimmer dazu. Dessen ursprüngliche Tür wurde vermauert. Nach dem Umklemmen der Elektrik waren aus zwei Dreiraum-Wohnungen eine Vierraum-Wohnung und eine Zweiraum-Wohnung geworden. „Kostenmäßig war der Aufwand gering“, schreibt Thomas Mrose nun.

Ein Satz im TAGEBLATT-Artikel über die Abrisspläne im WK III lautete im letzten Sommer folgendermaßen: „Knapp sind bekanntlich eher kleinere und größere Appartements mit zwei beziehungsweise vier Zimmern.“ Der Satz blieb unwidersprochen. Mroses können ihn auch bestätigen. Sie berichten zum Beispiel, dass aus ihrem Haus schon zweimal junge Leute ausgezogen sind, weil sie nach der Geburt ihres Kindes eine Vierraum-Wohnung gebraucht hätten. Und eine Zweiraum-Wohnung ist auch für einen alleinstehenden Senior sicher kein übertriebener, platzmäßiger Luxus.

Mroses wohnen zwar wie geschildert seit Jahren im WK III. Für die Kommunalpolitik leben sie aber längst im „Erhebungsbezirk 1“. In der Stadtplanung hat man so die WK I bis III und das Stadtzentrum zusammengefasst. Im Entwurf der Überarbeitung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (Seko), der derzeit intern von den Stadträten diskutiert wird, steht: „Um den Leerstand an Wohnraum wirtschaftlich für die Wohnungsunternehmen zu gestalten, wird im Erhebungsbezirk 1 ein weiterer Rückbau von circa 280 Wohneinheiten notwendig sein.“ Die neun Blöcke, die nun im WK III in Rede stehen, haben zusammengenommen exakt 280 Wohnungen.

Thomas Mrose schreibt in seinem Brief von der „Vernichtung eines sehr begehrten Wohnkomplexes“. Man muss das mit der Vernichtung nicht unbedingt so sehen. Werden die Abrisspläne bestätigt, bleiben abgesehen von den Achtgeschossern an der Bautzener Allee und von der frisch sanierten Heinrich-Mann-Straße 1 bis 6 im zentrumsnahen WK III, für den der erwähnte Seko-Entwurf einen „weitgehenden Erhalt der Planstadtstrukturen“ vorsieht, immerhin noch 16 der typischen Viergeschosser erhalten. Vier wurden aber schon vor Jahren abgerissen. Die Gretchenfrage dürfte die nach Zuzug sein. Doch auch hier haben Mroses so ihre Erfahrungen. Denise Mrose berichtet von jungen Leuten, die nach der Lehre wieder nach Hoyerswerda zurück kamen: „Ich kenne einige, die notgedrungen entweder nach Spremberg gegangen oder wieder bei Mutti eingezogen sind.“

Thomas Mroses Vorschläge liegen auf dem Tisch. In der Politik werden sie auch wahrgenommen. Die Freien Wähler etwa haben den Brief auf ihre Internetseite gestellt. Etwas weiter unten wird auf eine Klausurtagung im Januar hingewiesen. Ein Tagesordnungspunkt dabei unter der Überschrift „Seko“ lautet: „WK-III-Rückbaupläne kritisch hinterfragen“. Gelegenheit wird sein. Das Rathaus hat für März eine Bürgerversammlung versprochen.



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Kommentare zum Artikel:

B. Kühl schrieb am

Für den den geplanten Abriss der Wohnblöcke im WK III habe ich überhaupt kein Verständnis. Ich habe den Eindruck, dass der OB in Zusammenarbeit mit der Chefin der WH die Neustadt immer mehr schrumpfen bzw. sterben lässt. Es ist eine Katastrophe! Manch ein Mieter würde sich sicher über eine zuschnittsveränderte, sanierte, altengerechte Wohnung in der Nähe des Einkaufstempels freuen.

Mollitor K.- H. schrieb am

Das gleiche Spiel soll dort stattfinden.

Im WK IV sind die Häuser Wagnerstraße 8 bis 12, Bachstraße 18 bis 22 und Haydnstraße 4 bis 6 für den Abriss vorgesehen

Schreibe im Namen meiner Schwiegereltern.

Mieter der Bachstraße 18 - 22 haben auf einer Versammlung endlich die Wahrheit über Ihr Haus erfahren.

Dort wohnen besonders viele ältere Menschen, welche über 80 Jahre sind. Über 50 Jahre dort schon wohnen. Vor 8 Jahren Dach und Versorgungsleitungen rekonstruiert ! Die Mieter haben Ihre Wohnungen mit viel Liebe gestaltet.

Die älteren Menschen sind schon in Aufruhr !!

Kündigungen sollen kommen - Bedeutet unzumutbare Härte

Die Sozialklausel - anerkannte Härten
- hohes Alter der Meiter
- verbunden mit Krankheiten
- verwurzeltes Umfeld
- nahe Versorgung - Einkauf , Arzt und Dienstleitungen

Eine unzumutbare Härte !!

Der Kampf um den Abriss des Hauses wird ungewöhnliche Schlagzeilen machen. Sollte es zum Abriss kommen. Das versprechen die Mieter des Hauses der Bachstraße 18 - 22

Schwiegersohn der betroffenen Familie Böswetter

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