Zahnarztbesuch im Hoyerswerdaer Zoo


von Tageblatt-Redaktion

Maechtig gewaltig die Hauer von Hombori die untern Draht kamen
Maechtig gewaltig die Hauer von Hombori die untern Draht kamen

Von Silke Richter

Wenn Holger Metting im Hoyerswerdaer Zoo auftaucht, sind alle Tiere alarmiert: Die Affen scharen sich dann zusammen, ziehen sich als geschlossene Gruppe zurück und beobachten den „Eindringling“. Aus der Ferne. Sie wissen genau, dass jetzt der Tierarzt, der in dem Fall auch ein Zahnarzt für Tiere ist, kommt.
Auch Hombori merkt, dass am Donnerstag etwas anders ist. In den Absperrstall läuft das männliche Zwergflusspferd dann aber doch noch allein. Ganz freiwillig. Denn eine solche „Sonderaufgabe“ ist das Tier gewohnt. Gut, dass es in dem separaten Stall ziemlich eng ist. Hombori stellt somit für sich, für die Tierpfleger und den Tierarzt keine Gefahr dar. Denn sich großartig bewegen oder gar flüchten ist für den massigen Mini unmöglich. Selbst wenn jetzt Tierarzt Holger Metting im Anmarsch ist. Von dem Einstich der Betäubungsspritze spürt Hombori so gut wie nichts. Das war für den Tierarzt trotzdem schon jetzt Schwerstarbeit. Denn die Haut eines Zwergflusspferdes ist mehrere Zentimeter dick. Deshalb wird gespritzt und auf die Betäubung mittels Blasrohr, wie sie etwa bei den Zebras üblich ist, verzichtet. Plötzlich wird Hombori etwas wackelig auf den Beinen. Die Vollnarkose beginnt zu wirken.
Jetzt heißt es: Warten und Hoffen. Denn für das 28 Jahre alte Tier, das schon seit 25 Jahren im Zoo Hoyerswerda wohnt, ist die Vollnarkose mit Risiken verbunden. Schließlich ist Hombori nicht mehr der Jüngste. Vorsichtshalber warten der Tierarzt und die Pfleger noch ein paar Minuten, bis der Zwergflusspferdbulle völlig entspannt und im Tiefschlaf ist. Sonst könnte es für die Beteiligten gefährlich werden. Denn solch ein Bulle kann bis zu 275 Kilogramm auf die Waage bringen.
Nun endlich geht den imposanten Eckzähnen von Hombori ans (sagt man das bei dieser Tierart so?) Elfenbein. Diese Zähne wachsen nämlich ein Leben lang nach und müssen hin und wieder gekürzt werden, um Verletzungen zu vermeiden und eine störungsfreie Nahrungsaufnahme gewährleisten zu können. Würde sich jetzt statt Hombori ein Elefant der Zahnarztbehandlung unterziehen müssen, wäre eine Flex zum Einsatz gekommen. Das sei bei diesen großen Grauen so üblich, erklärt Zookuratorin Kathrin Witzenberger. Beim eine Nummer kleiner seienden Zwergflusspferd kommt man aber ohne schwere Technik aus. Holger Metting greift zu einem scharfen Draht und macht sich beim (schlafenden) Hombori ans Werk.
Viermal wurde der Schnitt gesetzt
Wovon das Zwergflusspferd jetzt träumt, bleibt (s)ein Geheimnis. Die mühselige Handarbeit treibt dem Tierarzt den Schweiß auf die Stirn. Millimeter für Millimeter fräst sich der Draht, durch Ziehen von links nach rechts und umgekehrt, Stück für Stück durch den jeweiligen Zahn. Eine gute Stunde braucht es etwa, bis alle vier Eckzähne, zwei im oberen und zwei im unteren Gebiss, gekürzt sind. Gegen halb elf hat das Zwergflusspferd alles überstanden. Kaum zu früh, denn Hombori wird langsam wieder wach, wenngleich er ist noch etwas benebelt wirkt.
Natürlich merkt er, dass mit ihm etwas passiert ist. Die Lage der Ober- und Unterlippe hat sich nämlich jetzt etwas verändert – und das Desinfektionsmittel hinterlässt im Maul (das Hombori übrigens bis zu 150 Grad weit öffnen kann) einen etwas bitteren Nachgeschmack. Schmerzen hat er nicht, aber dennoch wird dem Zwergflusspferdbullen das „Rausch-Ausschlafen“ in ruhiger Umgebung ohne Besucherblicke vergönnt. Am gestrigen Freitag durfte Hombori zurück in das Tropenhaus und präsentierte sich den Besuchern, als ob nichts gewesen wäre.
Fazit: Operation gut überstanden, alles wieder im grünen Bereich. Hombori empfängt im Tropenhaus wieder Gäste!Bildunterschrift: Zwergflusspferd Hombori hat die Zahnbehandlung gut überstanden. Seit gestern können Besucher sich im Tropenhaus davon überzeugen. Fotos: Silke RichterZookuratorin Kathrin Witzenberger präsentiert die abgesägten Eckzähne von Hombori. Ganz schöne Hauer die solch ein Zwergflusspferd hat. Fotos: Silke Richter



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