Wie man Wasser entrosten kann


von Tageblatt-Redaktion

Bei niedrigem Wasserspiegel sieht man die orangenen Ablagerungen an Ufer und Bäumen in der Spree.
Bei niedrigem Wasserspiegel sieht man die orangenen Ablagerungen an Ufer und Bäumen in der Spree.

Selbst Stehplätze waren knapp, als die Stadt Spremberg am Dienstag zu einer Bürgerversammlung in die Oberschule eingeladen hatte. Dr. Wilfried Uhlmann vom Dresdener Institut für Wasser und Boden stellte dort eine im Auftrag des Bergbausanierers LMBV erstellte Studie zum Eintrag von Eisen in Spree und Kleine Spree vor. Das Ganze ist insofern bemerkenswert, als dass die LMBV noch vor gar nicht so langer Zeit darauf verwiesen hat, dass sie für das Problem, das Dr. Uhlmann „weltweit und historisch einzigartig“ nennt, gesetzlich gar nicht zuständig ist. Inzwischen aber plant sie, wohl mit Rückendeckung der Politik, Maßnahmen zu seiner Abschwächung. Das TAGEBLATT beantwortet hier die wichtigsten Fragen in der Sache:

Wie kommt das Eisen ins Flusswasser?
Über das Grundwasser. Während des Bergbaus lagen Schichten, in denen Eisen gebunden ist, wegen der Grundwasser-Absenkung trocken und konnten verwittern. Mit dem wieder ansteigenden Grundwasser wird das Eisen nun ausgewaschen und gelangt in die Flüsse, an der Kleinen Spree zum Beispiel sehr stark östlich von Burgneudorf und südlich von Spreewitz. Eisenquellen sind etwa Innenkippe und Außenhalde Burghammer und auch der Grundwasserleiter in der sogenannten Spreewitzer Rinne.

Welche Gefahr geht vom Eisen-Eintrag aus?
Für den Menschen außer der hässlichen Optik keine akute. Allerdings kann das Eisen die Kiemen von Fischen zusetzen, so dass sie letztlich ersticken. Zudem sind die Schlämme schädlich für Bodenlebewesen. Das Aktionsbündnis „Klare Spree“ spricht von „verheerenden ökologischen Folgen“. Vor allem problematisch ist aber wohl der gleichzeitige Sulfat-Eintrag in die Flüsse.

Wie groß ist das Problem?
Dr. Uhlmanns Studie zeigt, dass es um erhebliche Mengen an Eisen geht. Sie zeigt weiter, dass der Eintrag des Metalls bis zum Ende des Grundwasserwiederanstiegs in schätzungsweise vier, fünf Jahren noch steigt. Sie spricht auch davon, dass er ohne Gegenmaßnahmen noch schätzungsweise fünfzig bis hundert Jahre andauern kann.

Was soll jetzt geschehen?
Mit der Studie hat die LMBV nun eine Grundlage, um Maßnahmen zur Abschwächung des Problems planen zu können. Im April will sie erste Projekte bei den zuständigen Geldgebern von Bund und Kohle-Ländern durchbringen. Ab 2014 ist mit der Umsetzung erster technischer Lösungen zu rechnen.

Welche Möglichkeiten zur „Entrostung“ gibt es?
Verschiedene. Beispiele zeigt unser Kasten. Man kann etwa neben den Flüssen parallele Gräben ziehen, in denen sich das Eisen absetzen könnte. Denkbar wäre stattdessen aber auch eine Dränage beziehungsweise ein Brunnen, in dem dem Wasser das Eisen entzogen werden würde. Nachgedacht wird über die Nutzung von Grubenwasserreinigungsanlagen. Möglich wäre etwa, jene in Burgneudorf wieder in Betrieb zu nehmen. Weitere Gedanken befassen sich mit der chemischen Bindung des Eisens oder dem Bau unterirdischer Dichtwände. Eines steht aber fest: „Eine einzelne Maßnahme alleine wird nicht helfen“, sagt LMBV-Chef-Geotechniker Eckhard Scholz.

Welche Fragen sind noch zu klären?
Ziemlich viele. Zum Beispiel ist von der Mehrzahl der Projekte noch nicht exakt klar, wie viel Geld sie kosten werden. Zu überlegen ist in vielen Fällen auch, wohin die braunen Eisenschlämme entsorgt werden sollen, nachdem man sie abgefangen hat. Wissenschaftler wie Uhlmann machen sich allerdings auch bereits Gedanken über eine sinnvolle Nutzung. Auch nützliche Hilfsmittel fehlen noch. So plant die LMBV ein dreidimensionales Grundwasserströmungsmodell.

Wie lange wird die Lösung des Problems dauern?
In Spremberg war von einem „Jahrhundertproblem“ die Rede. Sicher ist: „Keiner von uns hier im Raum wird das natürliche Ende dieser Entwicklung erleben“, meinte Uhlmann. Sprembergs Bürgermeister Klaus-Peter Schulze sprach von einer langfristigen Angelegenheit: „Wir werden das nicht in zwei, drei oder vier Jahren geklärt haben.“ Die LMBV sagt, man werde die angedeuteten Maßnahmen ganz sicher nur schrittweise umsetzen können. „Es wird viele, viele Jahre in Anspruch nehmen“, ist sich Ulrich Obst vom Brandenburger Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe sicher. Wissenschaftler Dr. Wilfried Uhlmann warnt auch vor zu großen Erwartungen. Es gehe lediglich um eine stoffliche Teilentlastung der Gewässer. „Wir werden keine klaren Gebirgsbäche bekommen“, sagte er in Spremberg.



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