Wie Vattenfall Elektro-Autos testet


von Tageblatt-Redaktion

Vattenfall-Vorstand Hubertus Altmann übergab vorige Woche zwei Elektroautos samt der zugehörigen Schlüssel an Antje Boshold und Lothar Chilla vom „excursio“ im ehemaligen Bahnhof von Welzow.
Vattenfall-Vorstand Hubertus Altmann übergab vorige Woche zwei Elektroautos samt der zugehörigen Schlüssel an Antje Boshold und Lothar Chilla vom „excursio“ im ehemaligen Bahnhof von Welzow

Rechts Tempo, links die Bremse. Eine Kupplung fehlt in diesem Geschoss, dass sie „Cetos“ nennen. Es gibt also auch keinen Schaltknüppel. Auf der Instrumententafel steht: „Rest 100 % – 133 km“. Erstaunlich problemlos für eine erste Fahrt in einem Elektro-Auto geht es von Neupetershain nach Welzow, ein wenig wie im Autoscooter. Der Motor surrt. „Ein bisschen so, als würde gleich ein Flugzeug abheben“, schmunzelt Lothar Chilla auf dem Beifahrersitz. Er ist gelernter Elektriker und Vorstandsmitglied beim Bergbautourismusverein Welzow. In dessen Domizil, dem Besucherzentrum „excursio“ im ehemaligen Bahnhof kann man sich ab dem Frühling eines von zwei Elektro-Autos leihen.

Die Fahrzeuge gehören dem Energie-Riesen Vattenfall. Vorstand Hubertus Altmann hat Lothar Chilla in der vorigen Woche die Schlüssel übergeben. Neben dem Besucherzentrum ist außerdem eine blaue Ladestation aufgestellt worden, genau wie im Bergbaumuseum EnergieFabrik in Knappenrode, am Vattenfall-Kraftwerk in Schwarze Pumpe sowie an sechs anderen Orten, die für Touristen zwecks Entdeckung von Industriekultur und -geschichte zur „Energie-Route“ zusammengefasst worden sind.

„Wir wollen Erfahrungen in der Praxis sammeln und sie an die Forscher weitergeben“, sagt Antje Boshold, die Projektkoordinatorin der Energie-Route über deren Einbeziehung in das seit einem Jahr laufende Projekt „e-SolCars“. Sie spricht den Begriff so schön weich, dass er wohlig nach dem spanischen Wort für Sonne klingt und der Lausitzer Winter gedanklich ins Hintertreffen gerät. Für e-SolCars hat Vattenfall 33 Autos den Benzin-Motor aus- und dafür jeweils einen 300 Kilo schweren E-Motor einbauen lassen. Einige Fahrzeuge nutzen Konzern-Mitarbeiter, andere die Brandenburgische Technische Universität als Projektpartner.

Denn das Ganze ist wie gesagt ein Forschungsprojekt. Vattenfall geht es unter anderem um die Möglichkeit der Zwischenspeicherung von Energie in Auto-Batterien im Fall „übervoller“ Netze. „Wir denken über ein flexibles Energie-Management nach“, sagt Hubertus Altmann. Es geht um die Betriebstauglichkeit, das Ladeverhalten und im Nachgang sogar um Themen wie die Auswirkungen auf Tarife.

Dazu müssen jede Menge Daten erfasst und ausgewertet werden. Touristen können nun dabei helfen, wenn sie sich in Welzow für ein bis drei Tage ein E-Auto ausleihen. Man kann damit im Prinzip fahren, wohin man will. Aber die Hoffnung ist schon, dass Interessenten damit die Orte der Energie-Route ansteuern. Zum Beispiel so: Man fährt von Welzow nach Knappenrode, schließt dort zum Nachladen das Auto an die Stromzapfsäule an, guckt sich in aller Ruhe das Museum an und fährt dann etwa zum Aussichtsturm am Tagebau Nochten. Dort steht auch so eine Ladestation. Die Stromkosten übernimmt Vattenfall.

Bis August nächsten Jahres soll die Kooperation zunächst dauern. „Wir werden versuchen, in dieser Zeit positive Aspekte und Schwachstellen zu erkennen“, verspricht Lothar Chilla. Zunächst aber muss er den Elektro-Mobil-Verleih ins Laufen bringen. Den beiden Fahrzeugen sollen zum Beispiel noch Navigationssysteme eingebaut werden – mit Extra. Per Knopfdruck, also ohne präzise Zieleingabe sollen sie einen zu den zehn Standorten der Energie-Route bringen. Und dann hofft Lothar Chilla natürlich darauf, dass im Frühling der erste Tester auf der Matte steht. Er wird dann erklären, dass man zum Starten auf die Bremse tritt, den D-Knopf drückt und dann das Gaspedal betätigt, das in diesem Zusammenhang ein Strompedal ist.



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