Werbetour für die Groß-Genossenschaft


von Tageblatt-Redaktion

Knapp 400 TLG-Wohnungen in Lauta stehen vor dem Verkauf.
Knapp 400 TLG-Wohnungen in Lauta stehen vor dem Verkauf.

Die Idee der Linkspartei-Bundestagsabgeordneten könnte volksnäher kaum sein: Wenn schon die 11 500 Wohnungen der bundeseigenen Treuhandliegenschaftsgesellschaft in den neuen Bundesländern verkauft werden sollen, warum kaufen sie die Bewohner nicht selbst und gründen eine Genossenschaft, ehe sie in die Fänge eines Immobilienfonds geraten, dem außer der Rendite alles andere egal ist?

Gesagt getan. Die TreuhandliegenschaftsGenossenschaft Fairwohnen befindet sich in Gründung und hat sich schon am Bieterverfahren um die TLG-Wohnungen beteiligt. Allerdings wird sich in den kommenden vier Wochen zeigen, ob die Idee überhaupt von den Bewohnern der TLG-Wohnungen mitgetragen wird. Wenn bis Juli der Genossenschaft 1 000 Mitglieder beigetreten sind, wird sie sich an dem Bieterverfahren weiter beteiligen, ansonsten bläst man das ganze Experiment ab.

Heidrun Bluhm, Gründungsmitglied und Aufsichtsratsvorsitzende der Genossenschaft, redete bei der Präsentationsveranstaltung am Donnerstag im Laubuscher Kulturhaus nicht um den heißen Brei. Denn die Abgeordneten lieben zwar ihre Idee, haben aber eigentlich andere Aufgaben – und bislang 350 Mitglieder in der Genossenschaft. Über die Hälfte davon sollen Mieter sein. Sie folgen der Genossenschaftsidee. Denn die TLG-Wohnungen, darunter rund 400 in Lauta, sollen als Paket verkauft werden. Mindestens 500 Millionen Euro werden dafür aufgerufen.

Man kann nun nicht einfach seine Wohnung selbst kaufen oder eine kleine Genossenschaft vor Ort gründen. Wenn, dann funktioniert nur die große Lösung. Und die ist für den einzelnen Genossenschafter, wenn man in den Größenordnungen von Immobilien denkt, vergleichsweise günstig. Wer mitmachen will, ob man nun eine TLG-Wohnung selbst bewohnt oder nicht, der muss ein Eintrittsgeld von 105 Euro bezahlen und mindestens zehn Geschäftsanteile von 51,13 Euro kaufen. Mit 616,30 Euro wäre man dabei.

Und Heidrun Bluhm ist optimistisch, dass man auf diese Art und Weise irgendwann den Eigenanteil der Genossenschaft an der Finanzierung des angestrebten Wohnungskaufs aufbringen kann. Nach ihren Aussagen hat eine Bank eine zinsfreie Fremdfinanzierung in Höhe von 95 Prozent der Kaufsumme zugesichert. Bleibt der zu erbringende Eigenanteil von 25 Millionen Euro. Inwiefern die Lautaer TLG-Mieter, von denen rund 100 bei der Infoveranstaltung waren, der Genossenschaft beitreten wollen, ist unklar. Es gab auch Wortmeldungen, die auf das Alter der meisten Mieter verwiesen.

Mancher macht sich keine Sorgen um das, was in fünf oder zehn Jahren sein wird. Und natürlich hat mancher Angst um sein Geld. Heidrun Bluhm versuchte die Befürchtungen zu zerstreuen. Freilich sei das Genossenschafts-Eintrittsgeld von 105 Euro wirklich verloren, da trotz der bisherigen ehrenamtlichen Geschäftsführung Kosten entstehen. Doch für den Fall, dass die Genossenschaft wieder aufgelöst wird, sei es weil man den Zuschlag nicht erhalten hat, sei es, weil die selbst vorgegebene Mitgliederzahl nicht erreicht wird, sollen die Geschäftsanteile wieder ausgereicht werden.



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