„Wer friert, der ist falsch angezogen“
Eine Zigarettenpause. Die muss sein. Trotz der klirrenden Kälte. Birgit Krüger steht neben dem Verkaufswagen, stapft mit den Füßen, dreht ihr Gesicht, um nicht dem eisigen Wind ausgesetzt zu sein, der über den Lausitzer Platz fegt, wo am gestrigen Tag wieder Markt war, Händler seit dem frühen Morgen mit ihren Verkaufswagen standen. TAGEBLATT hörte sich bei einigen Händlern um, um zu erfahren, wie die sich gegen die bittere Kälte schützen.
Birgit Krüger bringt es auf den Punkt: „Warm anziehen.“ Sie trage vier paar Socken, Funktionsunterwäsche, Winterkleidung. Und sie trage wärmende Skistiefel. Natürlich sei diese Kälte derzeit unangenehm. Aber auch daran könne man sich gewöhnen, so die 49-jährige Hoskerin. Wochenmarkthändler sind hartgesotten, das Wetter nehmen sie gelassen. Das muss wahrscheinlich aber auch, wer so seinen Lebensunterhalt verdient.
Wolfgang Harbarth hat gute Laune. Was aber nicht damit zusammenhängt, dass er, im Vergleich zu den anderen Händlern, einen für diese Verhältnisse recht molligen Arbeitsplatz hat. Sechs, sieben Grad warm ist es in dem Raum vor seinem Wagen, den er mit Plastikplanen abgeschlossen hat. Auf Tischen stehen Blumen. Wenn mehr als zwei Kunden kommen, wird es eng. Drei Gasstrahler sorgen für „behagliche Wärme“, so der 54-jährige Schwepnitzer. Harbarth erzählt, dass seine Blumen aber auch mit einem Grad über Null zurechtkommen.
Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt würde sich jemand wie Steffen Porrey sicher nicht so viel anziehen. Doch weil es klirrend kalt ist, hat sich der Hoyerswerdaer für den Markttag gewappnet. Und wie: zwei Paar Unterhosen, zwei Paar Schaffellsocken, eine Thermohose, zwei langärmlige Skiunterhemden, ein gefüttertes Shirt, eine wollene Weste, eine atmungsaktive Sportjacke und ein Anorak. Und die Pudelmütze. Damit wirkt der 47-Jährige noch kräftiger als er es ohnedies schon ist. Frieren Sie, Herr Porrey? Da grinst der Hoyerswerdaer. „Jeder, der friert, ist falsch angezogen“, meint er, der mit seiner Feldküche allwöchentlich auf dem Lausitzer Platz steht.
Mit 50 Grad plus in der Hosentasche ist das Leben bei Außentemperaturen von zwölf Grad minus zu ertragen. Lidwina Fenger schwört auf ihre transportablen Wärmeakkus, die man in den Taschen verstaut und die wohlige Wärme für anderthalb Stunden ausstrahlen. Die 62-Jährige verkauft Eier. Die an diesem Tag am häufigsten gestellte Frage an ihrem Stand ist die, ob diese festgefroren seien. Nein, natürlich nicht, erzählt Lidwina Fenger, deren Humor unter der Kälte nicht leidet.
„Warum auch, die Sonne scheint, unsere Kunden sind gut gelaunt heute, kaufen bei uns.“ Sie hat schon kältere Winter auf dem Wochenmarkt erlebt. Minus 20 Grad und noch mehr. „Ein paar warme Gedanken helfen auch gegen die Kälte“, lacht sie. Oder die Nähe zum Broilerwagen. Denn die Wärme, die der abstrahlt, wissen Händler auf dem Lausitzer Platz im Winter besonders zu schätzen.
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