Welzow-Süd rückt auf Sachsen vor


von Tageblatt-Redaktion

Die Dimensionen im Tagebau sind gewaltig. In einigen Jahren werden sich die Bagger bis knapp vor Bluno fressen.
Die Dimensionen im Tagebau sind gewaltig. In einigen Jahren werden sich die Bagger bis knapp vor Bluno fressen.

Entlang der Eichen-Allee zwischen Bluno und Proschim leuchtet noch das Gelb von echten Sonnenblumen – so wie man sie als Abbildung auch auf den Willkommenstafeln des Welzower Ortsteils findet. Dort ist die Stimmung allerdings weniger idyllisch. An der Welzower Straße zum Beispiel steht ein großes Schild. „Hinter der Brücke beginnt das Königreich Schweden, Ortsteil Vattenfall. Wir stehen für Vertreibung und Zerstörung der Umwelt, aber nicht bei uns. Danke, Ihr Lausitzer !“, hat ein Gegner des nahen Tagebaus Welzow-Süd darauf geschrieben.

Gemeint sind die Reste des der Braunkohle geopferten Dorfes Haidemühl. Es sieht hier aus wie in einer verlassenen Goldgräberstadt. So weit wird es in Bluno nicht kommen und vielleicht bemerkte der hemdsärmlige Vattenfall-Manager Uwe Krohn am Dienstag bei einer öffentlichen Ortschaftsratssitzung vor rund 50 Bürgern auch deshalb leicht süffisant: „Hier ist ja nicht so ein Kampffeld wie in Proschim, weil Sie nämlich auch zuhören!“

Doch Fakt ist: Welzow-Süd rückt auf den inzwischen zum schönsten Dorf des Kreises Bautzen gekürten Ort vor. In der nächsten Zeit ist die westlichste Ausdehnung bei Neupetershain erreicht, die Kohleförderung dreht in Richtung Süden. Und weil Vattenfall eine Erweiterung der bisherigen Abbaufläche beantragt hat, saß man nun in der Elsterheide beisammen. Teilfeld II soll ab 2027 abgebaut werden. Bis 2040 würde der Tagebau so auf 1 000 Meter an Bluno, auf 2 000 Meter an Sabrodt und auf 2 300 Meter an Klein Partwitz heranrücken.

Die hübsche Eichen-Allee nach Proschim wird im Falle einer Genehmigung in gut anderthalb Jahrzehnten unterbrochen sein. Und dieser Umstand gehört der Diskussion in Bluno zufolge schon zu jenem Themen-Komplex, zu dem man hier die meisten Fragen hat. Dass sich die Verkehrsverhältnisse ändern werden, treibt die Leute zwar nicht auf die Barrikaden, führt aber zu Ideen. Warum, hieß es etwa aus dem Auditorium, verlege man nicht in diesem Zusammenhang gleich die B 156 aus dem Dorf heraus? Antwort: Schwierig, weil Sache des Landes.

Der Tagebau Welzow-Süd soll den Planungen zufolge einen kleinen Zipfel Sachsen erfassen. Es geht um 83 Hektar. Die Blunoer Agrargenossenschaft Heideland würde 35 Hektar abgeben müssen. Ersatz, so Angola König von der Landesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg werde es entweder auf dem Kippengelände im Hinterland oder durch finanziellen Ausgleich geben: „Eine Existenzsicherung ist zu gewährleisten.“

Ein Anwohner wollte noch wissen, ob denn der gute Mutterboden gesichert werde, bevor der Bagger kommt. Antwort: Wenig wahrscheinlich, aber eine Anregung für das laufende Genehmigungsverfahren zum Braunkohleplan! Ansonsten wird Bluno wohl dank Vattenfall zum Dorf am Wasser. Zwischen dem ab 2040 entstehenden Welzower See und dem Blunoer Südsee wird die Distanz vermutlich höchstens drei Kilometer betragen. Die heutige Allee nach Proschim könnte künftig als Radweg zum neuen Gewässer mit insgesamt gut 1 600 Hektar Wasserfläche führen.

„25 Hektar davon liegen dann in Sachsen“, sagt Iris Panitz vom Regionalen Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien. Insgesamt, so Uwe Krohn, sollten es Vattenfall und Bluno so halten wie bisher. „Wenn bei Euch wieder etwas asphaltiert werden muss, dann sagt Bescheid“, forderte der Vattenfall-Mann die Blunoer auf.
Die Planungsunterlagen liegen noch in der nächsten Woche zur Einsicht in der Gemeindeverwaltung der Elsterheide aus. Stellungnahmen sind dann bis Ende November einzureichen.



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